Zum ersten Teil

Ich – und nicht nur ich – war froh, dass nun endlich alle Probleme, von meinen Sorgen wegen des Scheißkerls von einem Pfaffen abgesehen, beseitigt waren und wir sozusagen in medias res gehen konnten.

Alle zusammen verließen wir das Wohnhaus, Beate, Sybille und der Pfaffe gingen voraus, sie hatten sich Taschenlampen geholt und führten uns über den stockfinsteren Hof, hinüber zur großen Scheuer. Erst als wir alle die Scheuer betreten hatten und das Tor wieder hinter uns geschlossen war, betätigte Beate einen Schalter und Licht ging an.

Wir sahen uns um.

Es war mehr als eine große Scheuer, es handelte sich schon fast um eine Halle. Wir befanden uns in der Einfahrt, die bis unter das Dach reichte und, – wie sich das für einen guten Bauernhof gehört, – so breit war, dass mindestens zwei vollbeladenen Heuwagen nebeneinander Platz fanden. Auch in der Tiefe, dies erkannte ich sofort, konnten zwei große Wagen gut abgestellt werden. Ich sah nach oben, der Firstbalken des Dachstuhls lag im Dunkeln, ich konnte nur ahnen wie hoch es bis dort hinauf war, ich schätzte die Höhe auf mindestens fünfzehn Meter. Links und rechts von der Einfahrt befanden sich ebenerdig die Maschinenschuppen. Dort war alles vorhanden, was ein großer Hof braucht. Von der Hochdruckpresse über die Ballenschleuder, bis hin zur komplett eingerichteten Reparaturwerkstatt, nichts fehlte. Darüber waren Heuböden und Getreidelager untergebracht, so weit ich sah vier Etagen. Die linke Seite war zum Überquellen voll mit duftendem, erstklassigen Heu, rechts war alles ziemlich leer, da die Getreideernte noch bevor stand.

Alles war blitzsauber, gepflegt und in erstklassigem Zustand. Fast konnte man neidisch werden. Egal, ob Nachbar Franz ein Trottel war oder nicht, als Bauer war er gut. Seinen Betrieb hatte er erstklassig in Schuss.

Nach rechts ging es auch in den an die Scheuer angebauten Stall. Ich wunderte mich, dass man nicht das Geringste riechen konnte. Schweineställe, so kannte ich es aus meiner Jugend, stanken bekanntlich widerlich. Hier war nichts, aber auch gar nichts zu riechen, was Ekel erregt hätte. Im Gegenteil, der Heugeruch bestimmte alles und der war angenehm. Schon wollte ich Beate fragen, wie das möglich war, als ich plötzlich ein Geräusch hörte, das ich nur zu gut kannte: Das Brummen großer Ventilatoren!

Na, das war vielleicht ein Luxus! Der Schweinestall, – ich hatte schon davon gehört, dass es so was gab, – war klimatisiert!

Beate und ihr Anhang wollte uns gerade weiter nach hinten führen, als wir hörten, wie draußen ein Auto mit Karacho in den Hof rauschte. Bremsen quietschen, Kies spritzte, der Motor wurde abgewürgt, dann knallte eine Wagentür ins Schloss.

Im nächsten Moment hörten wir alle einen wilden Schrei: „Beate! Beate, komm sofort raus! Ich muss mit dir reden!!!!“

Der Trottel war zurückgekommen, oh je. Jetzt ging die ganze Scheiße von vorne los! Das musste verhindert werden. Ich erinnerte mich an mein Zechgelage mit Franz und befahl Beate kurz und energisch: „Du bleibst hier, ich regle das, klar?“

Eine Antwort wartete ich nicht erst ab, ich verließ die Scheune und ging hinaus in den Hof.

Der arme Kerl war schon wieder sternhagelblau. Ich konnte ihn ja verstehen, doch eine Szene war jetzt nicht angebracht. Und so wie Franz beisammen war, schien eine solche fast unvermeidlich. Ich ging rasch auf ihn zu, packte ihn am Arm und zog ihn hinüber zum Wohnhaus. Dabei redete ich mit all meiner pastoralen Begabung auf ihn ein: „Komm Franz, mach jetzt keinen Scheiß, ja! Komm mit, ich erklär dir alles, ok? Vertrau mir, alles wird gut. Also los, komm mit und hör auf zu saufen, du Arsch!“

Ich nahm ihm die Flasche weg, die er gerade ansetzen wollte und schnupperte daran.

Pfui Teufel, billigster Korn. Brr, mich schüttelte es, so stank das Zeug.

Franz starrte mich mit dem stieren Blick eines Säufers an, konnte nicht begreifen, dass ich plötzlich vor ihm stand. Dann lallte er kaum verständlich: „Ah, endlich, mein Freund ist da. Du hat mich also nicht vergessen. Ich wusste, dass du mich nicht im Stich lässt. Du hilfst mir jetzt, meine Alte wieder zur Besinnung zu bekommen, nicht wahr?“

„Ja, klar, was immer du willst, aber jetzt komm erst mal rein. Auf geht’s, komm mit du Suffkopp!“

Franz stolperte neben mir auf die Haustür zu, ich zerrte ihn hinein und ließ mir von ihm das Bad zeigen. Ich zog ihm Jacke und Hemd aus, packte ihn am Genick, zwang ihn, sich über den Rand der Badewanne zu beugen, nahm den Brauseschlauch, öffnete das kalte Wasser und duschte ihn kräftig ab.

Die Rosskur wirkte, denn Minuten später stand ein zwar vor Nässe und Kälte schlotternder Franz neben mir, aber seine versoffenen Augen blickten halbwegs klar, seine Zunge war in der Lage verständlich zu artikulieren.

Jetzt schleppte ich ihn in die Küche, suchte und fand ein Kochendwassergerät und eine Dose mit Instantkaffee. Kurz darauf hatte ich ihm einen so starken Kaffee gebraut, dass er auch mit einer halben Alkoholvergiftung wieder zu Sinnen gekommen wäre.

Als ich den Eindruck hatte, er begriffe langsam, was ich ihm sagte, erklärte ich ihm die Situation so knapp und doch so umfassend wie möglich und nötig.

Franz hörte zu, ohne mich auch nur einmal zu unterbrechen. Als ich fertig war, sah er mich nachdenklich an und brummte: „Ich weiß ja nicht, wer das größere Schwein ist, du oder der Pfarrer. Ist auch egal. Aber der Misthund hat uns so lange verarscht und aufs Kreuz gelegt, dass ich zu jeder Schandtat bereit bin. Sag mir was ich tun soll, ich tu’s.“

Na also, dann war auch das geregelt. Jetzt war es höchste Zeit, wieder hinaus in die Scheune zu kommen. Ich winkte Franz, mir zu folgen, was er auch, – zwar noch immer wacklig auf den Beinen, aber sonst anstandslos, – tat.

Tatort

Gemeinsam trafen wir beim Rest der Gruppe ein, die bereits ein ganzes Ende weiter war. Vermutlich hätte ich sie alleine gar nicht gefunden, doch Franz kannte sich ja bestens aus und war wieder so weit Herr seiner Selbst, dass er mich zielsicher dorthin führte, wo sie seinem Instinkt nach nur sein konnten: „Nicht in den Schweinestall hinein, wie ich angenommen hatte, sondern an der Tür vorbei, ganz nach hinten, dort wo ich nie und nimmer gesucht hätte und gar nicht geahnt hätte, dass da noch etwas sein könnte. Ganz am Ende, in der letztmöglichen Ecke der Scheune, getarnt durch einen großen Stapel alter Traktorreifen, um den wir herum klettern mussten, befand sich noch eine Tür. Sie war alt und vergammelt und sah aus, als wäre sie fest zugenagelt. Doch Franz drückte nur ganz sachte gegen die Tür und sie schwang lautlos auf. Dahinter, – mir blieb fast die Luft weg, als ich begriff, – befand sich Beates spezielles Reich. Ich stand in der Tür und ließ meine Augen schweifen.

Nein, das konnte sich nicht Beate ausgedacht haben, das war ein Kind aus des Pfaffen abartigem Hirn! Es war einfach zu gut, zu perfekt.

Ein Salon der Lust!

Ein dicker, fast nachtschwarzer Teppich auf dem Fußboden, machte die Schritte völlig lautlos, wenn man sich darüber bewegte. Die Wände ebenfalls dunkel, fast schwarz gestrichen, Spots an Wänden und Decke erstklassig verteilt, tauchten den Raum in ein warmes, weiches Licht, in eine schon deshalb hoch erotische Atmosphäre. An den Wänden entlang lagen Polster und Kissen, wie willkürlich verstreut, aber jedes im Licht eines Spotlights. Mitten im Raum ein Gestell, aus dessen Funktion ich mir noch keinen rechten Reim machen konnte, es sah aus wie eine niedere Bank, die auf einen breiten Sockel aus dickem Holz montiert war. Die Oberfläche der Bank war mit dickem, dunkelbraunen Leder gepolstert, links und rechts befanden sich, – auf dem Holzsockel festgeschraubt, – Haltegriffe aus Leder, diverse Schlaufen und Ringe, lauter Dinge deren Zweck ich nicht verstand.

Um diesen Sockel herum stand unsere ganze Gruppe und sah sich staunend um.

Beate erklärte gerade mit leiser Stimme etwas, niemand beachtete uns zunächst, bis Sybille auf uns beide aufmerksam wurde. Sie stieß einen kleinen, spitzen Schrei aus und zupfte an Beates Ärmel, zeigte dann zu uns her. Beate erschrak sichtlich, als sie Franz neben mir stehen sah, auch der Pfaffe, der ebenfalls aufmerksam geworden war, wurde kreidebleich, als er Franz erkannte.

Weshalb nur?

Ich stellte mir diese Frage nur ganz kurz, dann schob ich sie aus meinem Gehirn, zog Franz am Arm mit mir zu der Gruppe heran, um ihn mit den anderen bekannt zu machen. Dann ließ ich mir berichten, wieweit die Dinge gediehen waren.

Der lange, dürre Jan, Regisseur seines Zeichens, instruierte mich gern, genau und schnell.

Es war tatsächlich, was ich auf Anhieb erkannt hatte: Ein perfekter Salon der Lust, den der Pfaffe kreiert hatte und der auf Kosten meiner Nachbarn eingerichtet worden war. Hier, – und nirgendwo sonst, – pflegte er es normalerweise, mit Beate und Sybille zu treiben, denn hier war man im Rahmen des menschenmöglichen sicher. Nur ein einziges Mal war er seinem Sicherheitsbedürfnis nicht nachgekommen, nur ein einziges Mal hatte er sich dazu überreden lassen, im Wohnzimmer zu vögeln und genau an diesem Abend hatte er sich mir in die Hand gegeben.

Was für ein herrlicher Zufall!

Hier waren auch die Bilder entstanden, die Bertl mir gezeigt hatte und mit deren Hilfe wir diesem Schweinehund auf die Schliche gekommen waren.

Und hier sollten auch die Filme gedreht werden. Bereits am nächsten Abend konnte mit den Dreharbeiten begonnen werden, berichtete mir Jan begeistert, denn der Aufwand an Vorbereitungen war so minimal, das ganze so perfekt, dass seine Leute kaum mehr als eine halbe Stunde Arbeit brauchten, um das absolut perfekte Aufnahmestudio einzurichten. Alles passte, sogar die Akustik war so perfekt, dass, – eine absolute Weltpremiere für dieses Genre, – ein Tonfilm von bester Qualität erwartet werden konnte.

Jan, nein alle unsere „Käsköppe“ befanden sich in einem Zustand der nahe an Euphorie grenzte. Selbst Theo, der nüchterne, sachliche und bis an die Herzwurzel kühle und emotionslose Kaufmann war so begeistert, dass er seiner bisherigen Linie untreu wurde und den beiden Hauptdarstellerinnen, Beate und Sybille, spontan ein Pauschalhonorar von zehntausend Mark versprochen hatte, wenn man nicht länger als drei Drehtage brauchte. Außerdem, und auch dem hatte Beate sofort vorbehaltlos zugestimmt, beabsichtigte Theo noch möglichst viele weitere Filme hier zu drehen. Beate sollte dabei nie zu kurz kommen, er sei ein absolut fairer Geschäftspartner, hatte er ihr zugesichert.

Na bestens! Theo verstand seinen Job wirklich erstklassig!

Es gab ein perfektes Aufnahmestudio und um die Loyalität Beates, daran zweifelte ich nicht, brauchten wir uns keine Gedanken zu machen, solange der Rubel rollte.

Der einzige, der dieser Entwicklung nichts positives abzugewinnen vermochte, war der Pfaffe. Doch dessen Kredite waren verspielt. Er hatte einen einzigen Fehler im Leben gemacht, war einmal unvorsichtig gewesen, jetzt war er als aktiver Partner aus dem Rennen. Und zwar vollständig.

Niemand stand mehr auf seiner Seite. Ingrid schon geraume Zeit nicht mehr, Carola nicht und nun auch Beate und die gemeinsame Tochter Sybille nicht mehr.

Mitleid? Ha, keine Spur! Das hatte er nicht verdient! Aber Achtung, Respekt, das hatte ich vor diesem Kerl nach wie vor. Nein, nicht im positiven Sinn. Das war er auch nicht wert. Ich fürchtete seine mörderische Intelligenz und seinen rattenähnlichen Überlebensinstinkt. Ich sah, wie er sich immer wieder in rasender Schnelligkeit an neue Situationen anpasste und sofort begann, sich im Geist mit ihnen auseinanderzusetzen.

Diese Erkenntnis nötigten mir die Art von Achtung und Respekt ab, die notwendig war, ihm, dem Serienkiller und Meister der Manipulation und Intrige Paroli zu bieten. Ich hatte längst gelernt, wie gefährlich und dumm es ist, einen Gegner zu unterschätzen. Schon gar nicht einen Feind, der scheinbar hilflos am Boden liegt, geschlagen, gefesselt und geknebelt. Dann erst wird ein Gegner richtig gefährlich, wenn er keinen Ausweg mehr weiß und bereit ist, alles auf eine, – und sei es die letzte – Karte zu setzen.

Bevor wir uns weiteren Details zuwenden konnten, – Jan und seine Crew wollten natürlich noch gleich die anderen „Hauptdarsteller“, die Eber die zur Auswahl standen, sehen, kam es zu einem weiteren, hochinteressanten Zwischenfall.

Während wir alle Jans Bericht gelauscht hatten, war Beate aus der Gruppe geschlichen, hatte sich an Franz, ihren Mann herangepirscht. Jetzt stand sie neben ihm, zupfte ihn zaghaft am Ärmel seines Hemdes und frage leise: „Franz, Mann, wieso weißt du von diesem Raum? Und seit wann?“

Der Ausdruck, der auf dessen Gesicht erschien, passte so gar nicht zu diesem scheinbar einfältigen, gedemütigten und hintergangenen Bauerntrottel, den er sonst darstellte. Ich, wir alle, erkannten plötzlich, dass dieser scheinbare Trottel ein perfekter Schauspieler sein musste, denn nur so war zu erklären, was uns plötzlich aufging wie eine strahlend helle Sonne!

Verachtung war es, die auf seinem Gesicht gezeichnet war. Pure, reine und tiefe Verachtung. Seine Stimme war leise, fast tonlos, seine Worte kaum moduliert, dennoch taten sie ihre Wirkung: „Glaubst du wirklich, du seist so viel klüger als ich? Oder besser, glaubst du ich sei so strohdumm? Dachtest du, ich hätte keine Augen und Ohren? Weshalb glaubst du, die ganze Welt hat gesehen und begriffen, dass weder Sybille noch Petra meine Kinder sein können, nur ich nicht? Denkst du, ich konnte all die Jahre hier Tag für Tag meine Arbeit tun, ohne diesen Raum zu entdecken? Und du hast dir wirklich eingebildet, ich hätte nie bemerkt, was du mit dem Sauhund hier für Spielchen getrieben hast? Wenn du das alles glaubst, dann bist du bei weitem die Dümmere von uns beiden. Oh, und noch etwas! Glaub ja nicht, ich weiß nur, was hier auf dem Hof passiert ist! Ich weiß noch viel mehr. Ich weiß, was du mit dem Pfarrer im Beichtstuhl getrieben hast und ich hab gesehen, was die Drecksau mit seinen Ministranten in der Sakristei getrieben hat, zusammen mit dir. Ich weiß von den Mikrophonen und Tonbändern, die jede Beichte in der Kirche und jedes Gespräch in seiner Bibliothek aufzeichnen. Ich weiß von euren Erpressungen und von allen anderen Schweinereien, die ihr zusammen ausgeheckt und durchgeführt habt. Das allerschönste aber ist, dass ihr beide keine Ahnung habt, woher ich das alles weiß! Genauso, wie ihr nie erfahren hättet, wenn nicht der heutige Abend gewesen wäre, dass ich von jeder Stunde, die ihr hier verbracht habt, von jedem Gespräch, das ihr hier geführt habt, Mitschnitte besitze! Auch von jedem Tonband das dieser Scheißkerl im Beichtstuhl und bei sich zu Hause aufgenommen hat, besitze ich eine Kopie! Und, damit ihr’s wisst, noch heute Nacht, – bevor er wieder vom Hof geht, – werde ich das gesamte Material meinem Freund Rudolf übergeben, denn der hat bewiesen, dass euch beiden gewachsen, ja, sogar überlegen ist! Der weiß wie man solche Teufel wie euch bändigt und an die Kandare nimmt! Außerdem brauch ich eine Lebensversicherung, denn weder dir noch Sybille und schon gar nicht dieser Bestie da, trau ich noch so weit wie ich sehen kann. Zum Schluss aber noch eines. Du musst nicht denken, dass du, weil du Abitur und ein paar Semester Jura studiert hast, könntest du alle anderen zum Narren halten. Ich hab von Anfang an gewusst, dass du den Pfarrer schon lange vor mir gekannt hast. Ich hab gewusst, dass auch unser Sohn nicht von mir war, denn eine Schwangerschaft von fünf Monaten reicht auch dir nicht um ein gesundes, vollständig ausgereiftes Kind zur Welt zu bringen. Mir war klar, dass ich nur Lückenbüßer war und nie etwas anderes sein konnte. Aber ich bin eben Bauer mit Leib und Seele. Ich hab damit für meinen Traum bezahlt.“

Jetzt, genau in diesem Augenblick, erreichte die Befriedigung meiner Rache einen vorläufigen Höhepunkt. Schon nach den ersten paar Sätzen seiner Rede hatte ich mich von Franz abgewandt und den Pfaffen beobachtet. Ich sah, wie aus sein zuvor schon wächsernes Gesicht rasch erst die Farbe eines Leichentuches annahm, dann plötzlich blau anlief, wie er plötzlich taumelte, sich an die Kehle griff, zu röcheln begann und dann ganz langsam umkippte. Mit einem Satz mitten durch die Gruppe, ohne Rücksicht darauf, dass ich Ingrid und Bertl nieder rempelte – war ich bei ihm, denn ich hatte genau gesehen, was er getan hatte. Er hatte sich etwas in den Mund gesteckt. Mein erster Gedanke war: Gift! Das Schwein versucht sich selbst umzubringen!

Trotzdem war ich zu langsam. Nicht um das Leben des Pfaffen zu retten, nein. Um zu sehen, dass mir jemand zuvor gekommen war.

Carola hatte in unmittelbarer Nähe des Pfaffen gestanden. Sie war blitzschnell in die Knie gegangen, hatte den Hals des Pfaffen mit ihren kleinen Hände gepackt, würgte ihn, drückte ihm die Kehle zu und hinderte ihn so daran, zu Schlucken. Was er im Mund hatte. Als ich neben ihr war, zischte sie mich an: „Schnell, hol ihm die Zunge heraus, eine Kapsel, sie liegt unter seiner Zunge!“

Ohne langes Nachdenken packte ich den Pfaffen am Unterkiefer, zwängte meine Fingerspitzen durch das Fleisch seiner Backen zwischen seine Zähne und brach seinen Kiefer mit Gewalt auf. Ich hatte Kraft in den Fingern, viel Kraft, denn sonst wäre mir dies nicht gelungen. Doch hier zahlte es sich aus, dass ich viele Jahre lang körperlich hart gearbeitet und Sport getrieben hatte, dass ich mich auch nie davor gedrückt hatte, die Ställe zu misten, bei der Heu- und Strohernte mit anzupacken. Ich steckte zwei Finger meiner freien Hand in den Rachen des Pfaffen und fand tatsächlich eine kleine, schon ganz schleimige Kapsel, die ich heraus fischte.

Ich stand auf, hielt sie in den Lichtkegel eines Spots und sah sie an.

Die Kapsel sah echt giftig aus. Sie war mit einer Art dünner Gelatine überzogen, die sich gewiss in Sekundenschnelle durch die Magensäfte aufgelöst hätte.

„Was ist das“, fragte ich Carola.

Sie zuckte die Schultern und antwortete: „Genau weiß ich es nicht, nur dass es eigentlich ungefährlich ist. Bis auf die Tatsache, dass es Krämpfe auslöst, die auch ein Arzt nicht von einem epileptischen Anfall unterscheiden kann, hat es keinerlei Nebenwirkungen. Wir wären darauf hereingefallen, hätten ihn ins Krankenhaus gebracht und morgen wäre er auf Nimmerwiedersehen verschwunden gewesen.“

„Und woher weißt du das?“

„Nun, als Haushälterin und Vertraute weiß man halt so das Eine oder Andere, nicht wahr? Du weißt doch, wie vertrauensselig Männer in bestimmten Situationen sind!“

Na klar! Sie hatte ja ganz bestimmt auch mit dem Kerl gevögelt. Also war er doch nicht ganz so perfekt, nicht ganz so durchtrieben, wie ich vermutet hatte. Das beruhigte mich etwas.

Der Pfaffe war innerhalb kürzester Zeit wieder auf den Beinen und tat, als wäre nichts geschehen. Abgesehen von zwei giftigen, bitterbösen Blicken, die er hinaus schleuderte. Einer galt Carola, der andere, – wem auch sonst, – galt mir.

Ich ließ die Sache trotzdem auf sich beruhen. Jetzt war nicht die Zeit, sich weiteren Rachegelüsten zu widmen. Jetzt war es Zeit, die Ortsbesichtigung abzuschließen.

Halt, nein, die Eber wollte Jan ja noch sehen. Also, auf geht’s.

Beate ging diagonal durch den Raum, zu einer versteckt liegenden Tür, die bislang noch keinem von uns aufgefallen war. Sie öffnete und winkte uns. Wir sollten ihr folgen.

Die Tür führte nun endgültig doch in den großen Schweinestall.

Ich war fasziniert, denn so etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen. Wie ich vermutet hatte, war der Stall voll klimatisiert. Und zwar erstklassig. Relativ kühl, so knapp über zwanzig Grad Celsius mochten es sein, einer angenehm geringen Luftfeuchtigkeit und voll reiner, frischer Luft. Nichts war zu riechen von dem üblen Gestank, den ich in einem Schweinestall erwartet hatte. Die Koben waren voller Schweine, grunzenden, schnorchelnden, quiekenden und schreienden Schweinen aller möglichen Art. Das war das eigentlich unangenehme in diesem Stall: Die unglaubliche Kakophonie, die diese immense Anzahl von Schweinen erzeugten. Etwa eintausendneunhundert Schweine, so informierte mich Franz, der nicht mehr von meiner Seite wich, frischgeborene Ferkel, Muttersäue und sechzehn hochwertige Zuchteber waren hier untergebracht!

Gigantisch!

Die Koben, nein, der ganze Stall war blitzsauber. Von den Gängen zwischen den Koben hätte man essen können, alles war blank geschrubbt, fast steril. Phantastisch, einfach phantastisch.

Die Zuchteber fanden wir in einer hermetisch separierten Abteilung, wo sie auf frischem Stroh lagen und vor sich hin dösten. Hier war es ruhig, der Bereich war durch schalldichte Wände vom restlichen Stall getrennt, um den Ebern die notwendige Ruhe und Gelassenheit zu sichern, die sie benötigten. Franz, der ein völlig anderer Mensch war, seit wir uns im Stall befanden, erklärte uns dies in knappen Sätzen.

Man, waren das Brocken!

Keiner der Eber mochte weniger als dreihundert Kilo wiegen! Riesige Kerle mit dichtem Borstenhaar und gewaltigen Hauern, die furchteinflößend aus den Mäulern ragten. Die meisten waren von der typisch rosigen Farbe, die man als Laie erwartete, ein paar aber waren auch teilweise schwarz gefleckt, zwei von diesen waren sogar vollständig schwarz, wie Wildschweine, nur viel, viel größer, schwerer und wuchtiger.

Aus dieser Kollektion also sollten unsere anderen Hauptdarsteller kommen! Gespannt wartete ich mit den Partnern und Freunden zusammen ab, welcher der riesigen Kerle von Beate und Jan endgültig ausgewählt wurde. Keiner von uns sprach, wir alle beobachteten. Wie die beiden an den Koben an den Koben entlang gingen, wie Beate zu jedem der Riesen ein paar Sätze sagte, ein paar Eigenheiten hervor hob und auf Besonderheiten hinwies. Jan fragte sie, welchen der Kerle sie den bevorzugt hätte, Beate zuckte die Schultern und meinte, es sei egal, jeder sei so gut geeignet wie der andere. Daraufhin wollte Jan wissen, ob denn keine besondere Übung, kein Training der Tiere notwendig sei, um unser Projekt zu realisieren. Beate grinste ihn an und antwortete lapidar: „Die sind alle im ständigen Training.“

Wir anderen, – mit Ausnahme des Pfaffen, Sybille und Franz, – schauten uns bedeutungsvoll an. Man konnte diese Antwort sicherlich unterschiedlich interpretieren, aber die Vermutung lag nahe, dass Beate es reihum schon mit jedem dieser Riesen getrieben hatte und darauf achtete, dass keiner aus de Übung kam.

Mich schauderte etwas, als ich daran dachte, dass ich selbst schon beim Anblick von Beates schwarzer Fotze, ihrer langen, runzligen Schamlippen und ihres riesigen Kitzlers geil geworden und in Versuchung geraten war, meinen Schwanz in ihr Loch zu pflanzen.

Gott sei Dank hatte ich mich beherrschen können!

Es dauerte etwa eine Viertelstunde, dann hatten sich Jan und Beate geeinigt. Keiner der beiden schwarzen Eber kam in Frage, dazu war der Hintergrund im „Studio“ zu dunkel. Auch die gefleckten schieden aus, denn bei denen hatte Beate erklärt, handelte es sich um Jungtiere, die ihren Instinkt, ihre Kraft und Größe noch nicht vollständig entwickelt hatten. Sie hatte eines der hellen Exemplare empfohlen, den größten von allen sechzehn im Stall. Er, so erklärte sie, war in ständigem Deckeinsatz, vier Jahre alt, voll entwickelt und auf der Höhe seiner Kraft und Potenz.

Mit ihm, so gestand sie ohne rot zu werden, hatte sie immer den meisten Spaß gehabt, er reagierte auf sie wie auf eine brünstige Sau. Um den Beweis für ihre Worte anzutreten, öffnete sie die Tür des Kobens, trat hinein, schlug ihren Morgenmantel zurück und ging ganz dicht vor dem träge daliegenden Eber in die Hocke. Sie öffnete ihre Knie, schob sich noch weiter auf das Tier zu, ihre Fotze klaffte nur wenige Zentimeter von der dicken, fleischigen Rüsselscheibe des Ebers entfernt.

Es war seltsam, zu sehen wie das Riesentier sofort auf Beates Ausdünstung reagierte.

Schlagartig war es vorbei mit Trägheit und Dösen. Jedes Phlegma fiel von dem Tier ab, es erwachte und wurde von einem Augenblick zum nächsten zu einer Sexmaschine.

Erst begann der Rüssel zu zucken, die Nasenlöcher öffneten sich weit, die tief in Fleischwülsten verborgenen Äuglein öffneten sich. Schnüffelnd sog der Eber den Duft von Beates Fotze ein. Ein dumpfes Grunzen drang aus der Kehle des Ebers, dann, mit einer schnellen, fließenden Bewegung sprang er auf. – Unfassbar, welche explosive Kraft und Geschmeidigkeit in diesem massigen, schweren Körper steckte. – Seine langen Schlappohren stellten sich aufmerksam nach vorne, sein ganzer Rüssel geriet in Bewegung, sein Unterkiefer begann zu mahlen, seine Zähne schlugen klackend aufeinander, vor seinem Maul bildete sich Schaum, seine wässrig blauen Augen funkelten, die Borsten in seinem wulstigen Nacken stellten sich auf, ließen ihn noch größer wirken. Sein Kopf fuhr wie ein riesiger, wuchtiger Keil zwischen Beates Schenkel, seine Rüsselscheibe suchte und fand die Quelle des Duftes, der ihn aus seiner Lethargie gerissen hatte.

Wie gebannt starrten wir alle auf dieses Bild, waren gefesselt von der animalischen Kraft und Wildheit die dieses Riesentier ausstrahlte, fasziniert sahen wir, wie plötzlich unter seinem Bauch eine Schlange wuchs.

Eine fleischfarbene Schlange, in etwa von der gleichen Farbe wie die Haut des Ebers, vielleicht fingerdick, mit einigen Windungen an der Spitze, die an einen Korkenzieher erinnerten. Schnell wurde das Ding länger und länger, hatte bald seine maximale Länge von vielleicht vierzig, fünfundvierzig Zentimetern erreicht, zuckte auf und ab, peitschte gegen den Bauch des Ebers, während bereits jetzt immer wieder kleinere Spritzer aus der Korkenzieherspitze schossen.

Und das Ding wollte sich Beate in die Fotze rammen lassen? Das musste ihr ja mühelos bis in die Gebärmutter reichen! Na, ich war gespannt. Ich würde es ja sehen, erleben.

Beate war jetzt aufgesprungen und hatte sich mit einem Satz, den ich ihr gar nicht zugetraut hätte, über die Wand des Kobens geschwungen. Nicht jetzt, morgen sollte gefickt werden.

Man sah ihr an, wie schwer es ihr fiel, dieses gewaltige Tier warten zu lassen. Sie stand in ihrer Geilheit dem Eber an nichts nach. Sie, – wenn es nach ihr gegangen wäre, – hätte es am liebsten jetzt und hier, vor uns allen mit dem Vieh getrieben. Doch das war in diesem Moment nicht angesagt. Sie musste warten. Genauso wie der Eber, wie wir alle.

Die Besichtigung des „Tatortes“ war abgeschlossen, wir verließen alle zusammen den Schweinestall, die Scheune und standen draußen im Hof. Wir wollten uns verabschieden, denn es war spät geworden, lange nach Mitternacht und längst Zeit schlafen zu gehen. Schon wollten wir uns umdrehen und weg gehen, als mich Franz am Hemdsärmel zupfte und leise flüsterte: „Wart noch einen Moment. Du bekommst noch was von mir. Und halt meine Weiber und den Pfaffen hier fest, damit ich ein paar Minuten allein bin, ja?“

Na klar, Franz wollte sich ja seine Lebensversicherung verschaffen, wie er es genannt hatte. Er wollte mir noch Dokumente und Unterlagen geben, die dafür sorgen sollten, dass ihm nichts geschah.

Ich wandte mich also an Beate, den Pfaffen und Sybille und stellte noch ein paar, an sich belanglose Fragen, nur im die drei hier festzuhalten, Franz den notwendigen Freiraum zu verschaffen. Der Pfaffe hatte sehr wohl mitbekommen, dass Franz mit mir geflüstert hatte und dann im Haus verschwand. Obwohl inzwischen der Vollmond am Himmel stand und es nicht mehr vollständig finster war, konnte ich nicht genau sehen, was in dem Pfaffen vorging, mir war aber klar, dass er wie auf heißen Kohlen stand, dass er Franz am liebsten nachgerannt wäre, um zu verhindern, dass ich in den Besitz dieser zusätzlichen Unterlagen kam. Doch nicht nur er hatte Franz und mich beobachtet, auch Jans Assistenten, Tom, Niklas und Eike, hatten mitbekommen, was Franz mir zugeflüstert hatte. Die Jungs waren hellwach und clever. Keiner von denen hatte sich im Verlauf des Abends groß hervorgetan, sie waren still und schweigsam im Hintergrund geblieben. Nichts desto trotz hatten sie alles aufmerksam verfolgt und wussten bestens Bescheid. Es machte Spaß, solche Partner zu haben, den sie reagierten wie erstklassig geschulte Bodyguards.

Eike und Tom standen plötzlich links und rechts vom Pfaffen und sorgten dafür, dass dieser sich keinen Millimeter von uns weg bewegen konnte, während Niklas sich ganz gelassen zwischen Beate und Sybille schob, die beiden in seine muskulösen Arme nahm und so tat, als wollte er sich an die beiden heranmachen. Dabei sorgte er zwangsläufig dafür, dass auch sie sich nicht von der Stelle rühren konnten.

Bei Sybille wäre dies nicht einmal notwendig gewesen. Bei der hatte ich den ganzen Abend schon den Eindruck gehabt, dass ihr das ganze Theater am Arsch vorbei ging und sie völlig andere Interessen hatte. Dass Beate stehen bleiben musste, war nicht nur wichtig sondern absolut notwendig, denn der traute ich nicht mehr weiter als dem Pfaffen.

Es dauerte nur Minuten, bis Franz zurück war. In der Hand hatte er einen beachtlich großen, schwarze Koffer, den er mir nun mit den Worten übergab: „Pass gut auf den Koffer auf, wenn du ihn verlierst, bin ich meines Lebens nicht mehr sicher. Denk daran und bleib mein Freund, ja?“

Ich war seltsam berührt von seinen Worten, denn ich hatte mich bislang nie als seinen Freund betrachtet. Doch jetzt hatte ich auch für den armen Kerl die Verantwortung mit übernommen und ich versprach ihm, ihn nicht zu enttäuschen.

Jetzt endlich trennten wir uns von dieser seltsamen Familie und pilgerten die wenigen Meter über die Straße, hinüber zu meinem Gehöft.

Nicht nur ich, wir alle waren froh und erleichtert, endlich, – wenn auch nur für wenige Stunden, – die Gesellschaft des Pfaffen und seiner Geliebten, Beate, los zu sein. Es war ein erfolgreicher Abend gewesen und dennoch, die beiden hatten es uns mit ihrer Aura der Bösartigkeit, die sie umgab, mehr als schwer gemacht. Wir alle fühlten uns erschöpft, müde und ausgelaugt.

Wir setzten uns noch für einen letzten Drink in mein Wohnzimmer, diskutierten noch ein paar Sätze lang über die Ereignisse des Abends und der Nacht, dann verabschiedete sich Bertl und seine Familie, er würde die „Käsköppe“ am Hotel abliefern, während Ingrid und Carola keinen Zweifel daran ließen, dass sie Nacht bei mir verbringen wollten.

Wir verabredeten uns für den kommenden Tag, den Samstag. Sie alle zusammen wollten am frühen Samstagnachmittag zu mir heraus kommen, Kaffee trinken und dabei das „Drehbuch“ besprechen, dann, am Abend, sowie es dunkel war, sollte mit den Dreharbeiten begonnen werden. Jan ging davon aus, dass kaum mehr als zwei bis drei Stunden Dreharbeiten notwendig waren, um genug Material für mindestens fünf Filme zu drehen. Ich hatte zwar wieder einmal keine Ahnung und es war mir schleierhaft, wie man in drei Stunden Filme für fast die doppelte Abspielzeit zusammen bekommen wollte, doch das war auch nicht mein Job, ich musste es nicht wissen.

Kurz darauf war ich allein. Allein mit Ingrid und Carola und auf dem Weg ins Bett.

Genugtuung

Es war schön, mit den beiden Frauen allein zu sein. Schön und erregend. Genussvoll hatte ich mit angesehen, wie sich diese beiden so unterschiedlichen Grazien entblättert hatten. Als sie dann beide nackt vor mir standen, die runde, vollbusige, durch und durch frauliche Ingrid, deren Körper ich nun doch schon in und auswendig kannte, mit der ich schon so viel erlebt hatte und die zierliche, fast knabenhaft schlanke Carola, die mir noch gänzlich neu und fremd war.

Ich betrachtete sie mir beide in aller Ruhe und in der Gewissheit, dass sich jetzt, in der Nacht, trotz aller Erregung trotz all der weiblichen Reize nichts mehr bei mir rühren würde. Zuviel Unangenehmes, Schlimmes und Bösartiges hatte ich an diesem Abend erleben und bewältigen müssen. Auch der Anblick einer Beate, die ihre Fotze einem riesigen Eber präsentierte und diesen damit in wenigen Augenblicken von einem lethargischen Fleischberg zu einer schäumenden Sexbestie mutieren ließ, hatte nicht dazu beigetragen, meine Lust, meinen Appetit auf Erotik, zu steigern. Ganz im Gegenteil.

Dennoch machte es mir Freude, die beiden Schönheiten hier bei mir zu haben, sie anzusehen und ihren Anblick in vollen Zügen zu genießen.

Das allerschönste daran war, dass Ingrid, meine sonst doch so eifersüchtig auf ihren Vorteil bedachte Ingrid, sich selbst zurück hielt und sogar noch dazu beitrug, dass ich Carolas schlanken Körper besonders genussvoll präsentiert bekam. So uneigennützig kannte ich Ingrid noch gar nicht! Was war denn da passiert? Egal was es war, ich war der Nutznießer Ingrids neuer Charaktereigenschaft.

Sie hatte sich hinter Carola gestellt, ihre Handgelenke umfasst und ihre Arme hochgehoben. Ingrid war einiges größer als die zierliche Carola und trug außerdem noch ihre hochhackigen Pumps, dadurch war sie in der Lage, mir Carola sozusagen wie auf einer senkrecht stehenden Streckbank zu präsentieren.

Wirklich schön.

Carola stand auf den Zehenspitzen, die Arme hoch in die Luft, den Kopf etwas in den Nacken gelegt. Ich betrachtete genüsslich die schlanken Beine, die schmalen Hüften und den flachen, muskulösen Bauch. Das Mädchen war in einer ausgezeichneten Verfassung, sportlich und fit und von der Sonne recht dunkel gebräunt. Sie schien ein FKK–Fan zu sein, den ihre Bräune war nahtlos. Die Böden ihrer Rippen waren heraus gewölbt, die kleinen, festen Brüste thronten wie stramme Halbkugeln hoch auf ihrem Brustkorb, die dunklen Warzen waren keck aufgerichtet, sie genoss ihre Präsentation offensichtlich nicht weniger als Ingrid und ich.

Ingrid begann nun, sie ganz langsam um die eigene Achse zu drehen, so kam ich auch in den Genuss ihre wohlgeformte Rückansicht betrachten zu können.

Der schlanke Nacken, in den die kurz geschnittenen, dunklen Locken fielen, ein muskulöser Rücken, eine so schmale Taille, dass ich sie wohl fast mit meinen Händen hätte umspannen können, ein knackiger, kleiner und kugelrunder Po über den schlanken und doch gut bemuskelten Beinen, darunter die schmalen Fesseln und zierliche, nackte Füßchen.

Als die Drehung vollendet war und Carola wieder zu mir her sah, stand ein vergnügtes Lächeln in ihrem Gesicht.

Ja, ganz sicher hatte auch sie ihren Spaß an dem, was Ingrid mit ihr trieb. Auch als Ingrid jetzt ihre Handgelenke losließ, sanft und zart an ihren Armen entlang strich, über den Hals, die Schultern, dann – unter den Achseln hindurch nach vorne – über ihre Brüste, ihren Bauch bis hin zu ihrem dichten, schwarzen Lockenbusch, der im Dreieck ihrer Schenkel glänzte, ließ sie dies mit einem vergnügten Lächeln über sich ergehen, sie mochte es. Ingrid aber war zu dem Entschluss gekommen, dass es jetzt Zeit war ins Bett zu gehen. Sie schob Carola vor sich her, bis die beiden ganz dicht vor mir standen. Vier zarte Frauenhände begannen nun, auch mich zu entkleiden. Zwei Paar weicher roter Lippen verwöhnten jeden Quadratzentimeter meiner Haut, von dem sie die Textilien entfernt hatten, zwei Zungen kitzelten mich und versuchten, die Lust und die Erregung in meinen Körper zurückkehren zu lassen, doch leider vergeblich. Ich schaffte es einfach nicht, die Geschehnisse des Abends aus meinem Kopf zu verdrängen, in der Zärtlichkeit der beiden Schönen aufzugehen, zu versinken. Mein kleiner Freund verweigerte den Dienst, er blieb schlaff und regungslos an meinen Lenden hängen.

Es tat mir leid für die beiden Mädels, denn sie gaben sich solche Mühe, doch es war einfach nicht zu ändern. Zu tief saß alles. Oh, ich machte mir keine Sorgen, ich befürchtete keinen bleibenden Schaden. Ich war mir ganz sicher, nach ein paar Stunden Schlaf würde alles wieder anders aussehen. Doch für den Moment mussten sich die beiden mit den Tatsachen abfinden, dass ich quasi impotent war. Na ja, nicht ganz, denn immerhin waren mir zwei gesunde Hände und eine geschickte Zunge geblieben. Außerdem besaß ich ja noch ein paar Spielzeuge, die mühelos meinen arbeitsunwilligen Zipfel zu ersetzen in der Lage waren.

Als wir kurz darauf im Bett lagen, ich passiv auf der Seite, Carola in Stellung neunundsechzig über Ingrid neben mir, hatte ich zwei kräftige Massagestäbe aus meinem Nachttisch gefischt und jedem der Mädels einen in die Hand gedrückt. Ich streichelte und küsste die beiden abwechselnd, ließ meine Zungenspitze über glatte, wohlschmeckende Haut tanzen, zupfte da einem Wärzchen, streichelte dort eine stramme Pobacke und überließ es den beiden, sich mit den Vibratoren die Entspannung zu verschaffen, nach der sie sich sehnten.

Es dauerte auch nicht lange und die beiden erreichten gemeinsam einen sanften und befriedigenden Höhepunkt. Sie sanken zusammen, dann drehten sie sich zu mir her, kuschelten sich an mich, ich lösche das Licht und kurz darauf schliefen wir alle drei tief und fest.

Am Samstagmorgen wurde ich wach, weil meine Hundemeute im Hof wie rasend bellte. Ich sah auf die Uhr, es war kurz nach Neun, also eine passende Zeit zum Aufstehen. Ingrid und Carola schliefen noch tief und fest, sie fühlten sich durch das Gekläffe der Hunde nicht im Geringsten gestört. Ich ließ sie schlafen, schlich aus dem Bett und in die Küche. Dort öffnete ich das Fenster und sah hinaus, um den Grund für das Gekläffe zu erkunden. Am Hoftor stand der Pfaffe.

Mir kam fast die Galle hoch, als ich sein käsiges Gesicht sah, das zu mir herauf blickte. Was wollte der denn schon wieder? Ich wollte ihn weder sehen noch mit ihm reden, doch er flehte mich inständig an, ihn herein zu lassen, er müsse unbedingt mit mir reden, es hinge alles von einem Gespräch zwischen uns ab.

Ich wollte schon rundweg ablehnen, die Sau hatte mir schon genug Kopfzerbrechen, Sorgen und Seelenzwicken bereitet. Aus meiner Sicht gab es nichts mehr zu bereden. Doch ehe ich hinunter brüllen konnte, er solle sich zum Teufel scheren, spürte ich, wie mich zwei schlanke, noch bettwarme Arme von hinten umfassten, wie sich zwei kleine, feste Brüste in meinen Rücken bohrten und hörte Carolas Stimme, die mir leise zuflüsterte: „Red mit ihm, bitte. Du wirst sehen, es lohnt sich für uns alle!“

Also gut, meinetwegen, dann sollte es halt so sein. Ich zog mir einen Bademantel über, schlüpfte in ein Paar Schlappen und ging hinunter in den Hof. Mit einem Pfiff rief ich meine Meute zur Ordnung und scheuchte sie in den Hengststall, wo ich Gottlieb werkeln hörte. Dann ging ich zum Hoftor, ließ den Pfaffen herein und führte ihn nach hinten, auf die Terrasse. Dort saß er zunächst wie ein Häufchen Elend. Ich sah ihm an, dass er in der vergangenen Nacht nicht viel geschlafen haben konnte. Klar, hätte ich an seiner Stelle auch nicht. Er hatte tiefe schwarze Schatten unter den Augen, seine Lider waren rot und wirkten wie entzündet, er war nicht rasiert und nicht gekämmt. Er trug auch noch denselben Anzug, das gleiche Hemd wie in der Nacht. Er war also definitiv nicht im Bett gewesen. Der Kerl saß nur da und starrte mich verzweifelt an.

Ich verlor die Geduld.

„Also, was gibt es? Was muss noch dringendes zwischen uns besprochen werden?“

Der Kerl atmete tief durch, er brauchte seine letzten Kraftreserven, um mit mir zu sprechen.

„Warum machen sie mich so fertig? Was habe ich ihnen denn Schlimmes getan? Sie haben mir doch schon alles genommen, was ich hatte, kann es nicht genug sein? Weshalb bestehen sie darauf, dass ich an diesem Film, an diesem Machwerk des Teufels mitwirke? Muss das wirklich sein? Lässt sich das nicht vermeiden? Was müsste ich tun, um sie zu einer milderen Einstellung mit gegenüber zu bewegen?“

„Nichts, lieber Pfarrer, gar nichts. Sie müssen nichts tun, sie können auch nichts tun. Alles was sie getan haben, was sie mir und anderen angetan haben, hat dazu geführt, dass sie an dem Punkt angekommen sind, an dem sie jetzt stehen. Ihr Maß ist erschöpft, sie haben ihr Potential überzogen. Es gibt nichts, was sich noch ändern ließe. Trösten sie sich mit dem Gedanken, dass sie sich alles was geschehen ist, alles was noch geschehen wird, redlich verdient haben. Also hören sie auf zu jammern, tragen sie es mit Fassung und sehen sie zu, dass sie daraus die richtigen Lehren ziehen. Hab ich mich klar und verständlich ausgedrückt?“

„Ja, ja, das haben sie. Und dennoch, verstehen sie denn nicht, was sie tun? Sie haben mich in der Hand, sie können mich jederzeit vernichten. Gut, damit muss ich leben. Aber was sie vorhaben bedeutet doch nichts anderes, als dass sie die Macht über mich aus der Hand geben, mich sofort und unwiderruflich zerstören. Was glauben sie, geschieht mit mir, wenn der Film in die Kanäle fließt, in den sie ihn haben wollen? Man kennt mich doch bis an höchster Stelle, man wird mich wiedererkennen, damit haben sie mein Leben vernichtet. Wollen sie das?“

Ich sah ihm nur ganz kurz ins Gesicht. In mir waren keinerlei Emotionen, als ich nur ein einziges Wort zur Antwort gab: „Ja.“

„Aber warum? Was haben sie denn davon? Sie haben doch viel mehr von mir, wenn sie mich weiterleben lassen, wenn sie mich weiterhin benutzen können! Bedenken sie das doch?“

„Das habe ich bedacht. Lange und ausführlich und ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich dies nicht will. Ich würde mich mit ihnen auf eine Stufe stellen. Ich wäre genauso ein intrigantes Aas wie sie und das lehne ich ab. Ja, ich weiß sehr wohl, dass sie fertig mit dieser Welt sind, sobald der Film vermarktet wird. Aber ist mir egal. Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich mir damit auch den Einen oder Anderen Verdienst verscherze, auch das interessiert mich nicht. Ich will, dass die Welt von einem Schwein befreit wird. Ich weiß, das ist nur ein Tropfen auf einen heißen Stein, denn es gibt genug andere ihrer Art. Ich bin mir darüber im Klaren, dass ein anderer nahtlos ihren Platz einnehmen wird, kaum dass sie den letzten Atemzug getan haben. Es macht mich traurig und erweckt in mir ein Gefühl der Ohnmacht. Da ich aber nicht die Idee habe, die Welt zu verbessern, wird es mich wenigstens befriedigen, ihnen das Handwerk gelegt zu haben. Ein Schwein wie sie zur Strecke gebracht zu haben, wird mir mein künftiges Leben sehr viel leichter machen.

War’s das jetzt? Kann ich jetzt wieder hinein gehen? Ich hab noch nicht gefrühstückt und es macht mir Magenschmerzen, sie auf nüchternen Magen ertragen zu müssen.“

Er schrie mich fast an, mit einem Gesichtsausdruck, der mich an den qualvollen Blick eines Wildtiers erinnerte, dass in einer Schlinge steckt und weiß, dass es kein Entrinnen mehr gibt.

„Nein, das war’s noch nicht! Sie können mich jetzt nicht einfach hier sitzen lassen und so tun, als wäre nichts gewesen! Ich will, dass sie sich mit mir auseinandersetzen, ich will dass wir zu einem Konsens kommen, der mir ein Weiterleben ermöglicht! Ich habe ein Recht darauf weiter zu leben!“

„Und wer mein Lieber, hat ihnen das streitig gemacht? Ich nicht. Oder hab ich je von ihnen verlangt, sie sollen sich umbringen? Gott bewahre, das würde ich nie tun! Leben sie! Leben sie so lange und so gut es ihnen gelingt. Sie sind ein intelligenter Mann, sie werden schon einen Weg finden, wie sie mit allem fertig werden, davon bin ich überzeugt. Also Leben sie und ich wünsche ihnen ein langes Leben. Aber das was sie sich eingebrockt haben, werden sie nun Mal auslöffeln müssen. Sie sind schon so oft ungestraft davon gekommen, dieses eine Mal kommen sie nicht davon.

So, und jetzt hab ich genug von dieser unsinnigen Debatte. Ich geh frühstücken, denn ich hab auch noch andere Arbeiten zu erledigen. Wir sehen uns heute Abend und bitte, seien sie pünktlich, ja. Sonst muss ich ungemütlich werden! Und jetzt verschwinden sie besser, denn meine Hunde mögen keine Fremden im Hof, schon gar keine solchen wie sie.“

Ich ließ ihn sitzen, stand auf und ging ins Haus. Im Hineingehen sah ich, wie er in wilder Flucht zu seinem Auto rannte und hörte wie er mit aufheulendem Motor und quietschenden Reifen wegfuhr.

Trotz allem bitteren Magensaft, den der Anblick des Schweinehundes immer wieder in mir aufsteigen ließ, ich war buchstäblich in einer Hochstimmung als ich wieder im Haus war und die Treppe hinauf stieg, ins Esszimmer, wo ich einen fürstlich gedeckten Frühstückstisch antraf. Es war die pure, reine Genugtuung, die ich empfand. Der Kerl hatte alles, aber auch wirklich alles verdient, was ihm angetan wurde und er sollte es ausbaden. Bis zur bitteren Neige. Dafür würde ich sorgen.

Wir frühstückten gemeinsam, Ingrid, Carola und ich, danach musste Ingrid nach Hause, ihr Mann wartete sicherlich schon auf sie, während Carola bei mir bleiben wollte.

Als Ingrids Porsche auf der Straße davon röhrte, saß ich mit Carola immer noch im Esszimmer. Wir tranken eine weitere Tasse Kaffee, beide waren wir noch nackt. Als ich sie so vor mir sitzen sah, rührte sich ganz plötzlich mein kleiner Freund wieder. Er reckte und streckte sich und stand bald hoch aufgerichtet zwischen meinen Schenkeln. Na also, ich hatte gewusst, dass er mich nicht dauerhaft im Stich gelassen hatte. Ich brauchte Carola nicht darauf aufmerksam zu machen, sie hatte es bereits selbst erkannt. Augenblicke später waren wir wieder im Bett und fickten, dass die Bettfedern nur so gekracht hätten, wenn mein Bett welche gehabt hätte. Zum Glück schlief ich auf einem Futon.

Es wurde ein prächtiger Fick, lang, genussvoll und mit mehreren schönen Höhepunkten für Carola und einem gigantischen Orgasmus für mich. Danach lagen wir nebeneinander, Carolas Hand ruhte auf meiner Brust, sie kraulte die paar Haare, die dort wuchsen, sah mich mit ihren dunklen Augen nachdenklich an und fragte leise: „Wenn ich nur wüsste, wie das jetzt alles weitergehen soll!“

„Wieso, was hast du für ein Problem?“

„Jetzt tu nicht so, als wüsstest du nicht! Glaubst du, ich kann heute Abend so mir nichts dir nichts wieder im Pfarrhaus auftauchen? Das ist ausgeschlossen! Das kann ich nicht und das will ich auch gar nicht. Der Kerl bringt mich glatt um. Was also kann ich tun?“

„Ich seh das Problem immer noch nicht. Bleib doch ganz einfach hier! Bleib, solange es dir gefällt. Dann, wenn du genug von mir hast, wird sich schon was anderes ergeben, nicht wahr?“

Carola lachte lange, herzlich und voll innerer Befreiung. Danach sah sie mich zärtlich an und sagte in ihrem besten bayrisch: „Mei Bua, du bist richtig! Wann’s die net gebn tat, man müaßt die glattweg erfinden! I mog die!“

Sie kuschelte sich an mich, atmete tief durch und schlief von einem Moment zum andern tief und fest ein.

Zum nächsten Teil