Zurück zum ersten Teil

Katja war die erste die aus ihrem Schlummer erwachte. Vögel zwitscherten draußen vor dem Fenster. Es musste wohl früh am Morgen sein. Luna schlief noch – schwer, langsam atmend und höchst zufrieden. Die Verwandlung musste sie einiges an Kraft gekostet haben. Wie in Trance starrte sie die Wölfin einfach nur an, wie sich ihr Bauch beim Atmen hob und senkte, wie die Augenlider beim Träumen minimal zuckten. Sie konnte ihr Glück immer noch nicht fassen – sie hatte nicht nur endlich ein Tierblut, sondern auch noch jemanden, den sie über alles liebte als Tierblut. Erst jetzt wurde sich Katja der Tragweite dieser Tatsache so wirklich bewusst. Gemeinsam mit Asgard könnten neue Tierblüter gezüchtet und Wölfe wieder ihren Platz in der Halterschaft einnehmen. Das würde alles auf den Kopf stellen.

‚Eins nach dem Anderen!‘, stoppte sie sich selbst. Es gab noch so viel zu tun bevor an eine Zucht überhaupt zu denken war. Katja hatte kein Problem damit noch ein wenig im Bett zu dösen, denn so konnte sie das weiche Fell ihrer Liebsten weiter genießen und sich richtig darin vergraben. Sorgen ob sie sie mit diesem Gekuschel aufweckte machte Katja sich keine, für gewöhnlich – schon vor der Verwandlung – war es immer Luna gewesen, die zuerst aufstand. Besonders in ihrer Tiergestalt würde das wohl kaum anders sein, jedoch war die letzte Nacht verdammt anstrengend und es wunderte Katja kein bisschen, dass ihre Wölfin ihre Kräfte wieder neu sammeln musste.

Schließlich war sie das rumliegen doch satt und versuche trotzdem möglichst ohne viel Bewegung von der Matratze aufzustehen. Nachdem sie sich angezogen hatte sah sie auf ihre schlafende Wölfin hinab und ging dann in die Küche um sich Frühstück zu machen. Bevor sie sich etwas jagen würden, sollte sie noch ein wenig Kraft tanken – schließlich war sie ja keine Wölfin. Gedankenverloren biss sie von ihrem Toast ab doch wurde jäh von einem Summen aus ihrem Zen geweckt – Ihr Handy vibrierte. Ihr Vater wollte scheinbar wissen wie es mit der Verwandlung Lunas voran ging. Sie beugte sich über den Tisch und schaute auf das Display, biss erneut vom Bot ab und kaute absolut im Frieden mit sich selbst und unbeeindruckt wie eine Kuh darauf herum. Dann erstarb das minimalistische Tänzeln des Smartphones und Katja setzte sich wieder richtig hin.

Scharrende Krallen und schweres Tapsen kamen aus dem Flur, dann stand Luna in der Küche. Gemütlich trat sie an ihre Herrin heran und die beiden sahen sich in die Augen. „Guten Morgen, Kleines“, sagte Katja lächelnd und notierte erst jetzt so wirklich was für ein Monster Luna eigentlich war. Wenn Katja saß begegneten sich die beiden beinahe auf Augenhöhe. Zur Antwort schleckte Luna ihr übers Gesicht was sie lächelnd und mit geschlossenen Augen genoss. Als sie genug hatte packte sie die Wölfin mit beiden Händen von unten hinterm Kopf und sah ihr tief in die Augen: „Ich liebe Deine raue Zunge.“ Dann gab sie ihr einen Kuss auf die Nasenspitze und wand sich wieder ihrem Brot zu. „Und jetzt lass mich essen, Kleines. Du weißt wie ich ohne Frühstück werde.“

Dieses tief zufriedene Lächeln auf Katjas Lippen wollte einfach nicht verschwinden. Sie war noch nie in ihrem Leben so glücklich wie jetzt. Luna machte vor dem Tisch sitz und legte ihren Kopf auf der Tischplatte ab. Die Halterin kraulte ihr abwesend den Kopf, abwechselnd an einer Tasse Tee schlürfend und Brot mampfend. Erneut vibrierte das Handy der Herrin und zuerst nahm sie keine Notiz davon. Luna hingegen erkannte den Schriftzug „Dad“ auf dem Display und schaute abwechselnd zwischen Telefon und Halterin hin und her. Katja bemerkte das und tat es ihr gleich. Schaute allerdings nicht fragend wie Luna, sondern mit einem Hauch Gleichgültigkeit auf den Brauen.

„Keine Lust“, war alles was sie dazu zu sagen hatte, doch sie spürte wie Lunas Blick eisern auf ihr haftete. „Er soll ruhig denken Du hast mich gefressen… Geschieht ihm Recht… Immerhin hab ich Dich nur so gequält, weil er mich ewig damit genervt hat.“ Ein wenig Bitterkeit hing in Katjas Stimme mit, dann knickte sie ein und erwiderte den Blick der Wölfin, der eindeutig vermittelte: ‚Und hättet Ihr mich nicht gequält wäre ich jetzt nicht Eure Wölfin.‘

„Natürlich bin ich froh, dass ich Dich nicht verloren habe und alles gut gelaufen ist, aber… Wenn es eine Option gewesen wäre Dir die Verwandlung auch schmerzlos zu ermöglichen hätte ich Berge dafür bewegt.“

Katja ergriff erneut Lunas Kopf, diesmal an den Ohren und berührte ihre Stirn mit ihrer eigenen. Eine Träne rann ihre Wange hinunter: „Ich bin so froh Dich zu haben Luna.“ Schnell fing sich die Halterin allerdings wieder und trocknete ihre Augen. „Tut mir Leid… Bin wohl etwas nah am Wasser gebaut in den letzten Tagen.“ Dann wendete sie sich wieder ihrem letzten Rest Frühstück zu. Die Wölfin legte ihren schweren Kopf, oder was davon Platz hatte, auf Katjas Schulter ab, welche sich mit ihrem leicht daran anlehnte. Auf diese Weise Nähe zu spüren hatte sie sich schon immer gewünscht, doch in ihrer Welt einen rein menschlichen Partner zu finden war fast schwerer als ein Tierblut. Doch nun war sie an ihrem Traum angekommen, völlig unverhofft. Sie stoppte sich mitten in der Bewegung, als sie von ihrem Brot abbeißen wollte und hielt es Luna vor die Nase: „Auch n Bissen?“ Die Wölfin schnupperte kurz daran, und atmete dann durch die Schnauze aus das ihre Lefzen flatterten.

„Dann eben nicht“, gluckste Katja und schlang das Stück in einem Happen runter. „Alfo…“, sprach sie mit vollem Mund immer noch kauend, „dann jagen wir unf heut ein Wildfwein, waf … was sagst du dazu?“ Ein aufgeregtes Bellen brachte die Trommelfelle der Menschenfrau zum Beben. „Schon gut schon gut, Du bist aufgeregt“, sagte Katja lachend, schob den riesigen Wolfskopf von ihrer Schulter und stand auf. „Komm, ich lass Dich raus, mach Dich ein wenig mit der Umgebung vertraut, renn ein bisschen rum. Ich mach mich fertig und komme dann nach.“

Luna tat wie ihr geheißen wurde und folgte Katja bis zur Eingangstüre. Sie stand wie angewurzelt da als sie durch den offenen Rahmen nach draußen in den Wald hinein schaute. Ein wenig Morgendunst hing noch zwischen den Stämmen, der Boden war mit herrlich goldbraunem Herbstlaub bedeckt. Seit das Serum in ihr zu wirken begann war es ihr größter Traum zu rennen, zu jagen, ihre ungezähmte Kraft zu entfalten. Jetzt war alles endlich in so greifbarer Nähe, dass sie zunächst völlig vernebelt vor Freude gar nicht wusste was sie tun sollte. „Na komm, raus mit dir! Worauf wartest du noch?“, sagte Katja mit einem einladenden Lächeln auf dem Gesicht, während sie die Türe aufhielt.

Luna sah ihre Herrin erst erwartungsvoll an, als ob sie auf einen Befehl wartete. Wechselte ihren Blick kurz hin und her zwischen dem Wald hinter der Tür und Katja… Und dann stürmte sie mit einem lauten Kratzen ihrer Krallen auf dem Holzboden los. Einfach rennen. Sie hatte kein Ziel oder Plan was sie tat. Sie wollte einfach Tier sein. Im Moment wollte sie einfach nur rennen. Und zwar so schnell rennen wie sie konnte. Sie spürte ganz genau wie die Muskeln ihrer vier Beine arbeiteten wie eine unermüdliche Dampfmaschine und zogen und schoben sie vorwärts. Es war so unglaublich leicht so schnell zu sein. Sie erinnerte sich, wann immer sie als Mensch hatte rennen müssen, ob beim Sport oder um zu einem Zug zu hetzen, war sie immer so schnell außer Puste. Sie war jetzt schon eine ganze Weile durch den Wald gehetzt und ihr Körper zeigte noch keine Spur von Müdigkeit. Luna fühlte sich buchstäblich wie neu geboren.

Auch die viel deutlicheren Gerüche die sie nun wahrnahm trieben ihr beinah Tränen in die Augen vor Freude und Intensität. Die Blätter am Boden, die klare Luft. So voll hatte sie noch nie etwas so Simples riechen können. Es trieb sie den Berg hinauf. Weiter und weiter. Dann verlangsamte sie. Sie war zwar nicht verirrt doch sie wusste, dass ein langes Stück zurückgelegt hatte. Um den Weg zur Hütte zu finden würde sie einfach ihrem eigenen Geruch folgen – Immerhin ging das nun.

Sie erspähte eine kleine Felswand nicht weit vor ihr zu ihrer Linken. Rechts ging der Waldboden steil hinab ins Tal. Als sie die die Felswand erreichte schaute sie nach oben. Senkrecht ragte der Brocken vor ihr gut 30 Meter über den Rest der Umgebung hinaus und damit auch über die meisten Bäume. Sie entschied daran entlang zu laufen und einen Weg nach oben zu suchen, den sie schnell fand. Es war allerdings nicht ganz einfach auf dem Morgentau nassen Laub nicht auszurutschen, besonders bei ihrer Gewichtsklasse. Mit ein wenig menschlicher Raffinesse schob sie immer erst das Laub vor ihr bei Seite und grub sich dann Mulden in den weichen Boden die wie Treppenstufen anmuten ließen.

Oben angekommen staunte sie über die Aussicht. Sie befand sich auf einem der höchsten Punkte der Umgebung und konnte ein riesiges Tal unter sich einsehen. Nadelbäume in den verschiedensten Grüntönen, flauschige Baumkronen mächtiger Eichen, deren Blätter schon gelb, braun und teilweise immer noch grün waren – Und ganz in der Ferne, wie es sich auf vom dunkelgrauen Himmel kaum abhob, die Spitze eines Schlossturms. War das, das Schloss auf das Katja sie mitnehmen würde?

Ein anderer Gedanke machte sich in ihr breit. Wofür waren Wölfe denn am meisten bekannt? Und so nutzte sie ihre Hohe Position aus, streckte ihre Brust um einen möglichst respekteinflößenden Anblick zu bieten, und begann zu heulen. Obwohl sie es noch nie selbst getan hatte, schien sie genau zu wissen wie ein Wolf heulte und so jagte sie ihre gespenstischen Töne über das Tal, sodass jedes Tier hören konnte: Es wäre nicht sicher vor ihr.

Sie heulte noch nicht lang über die Baumkronen hinweg, da vernahm sie eine Störung ihres Solos. Augenblicklich stoppte sie sich, öffnete weit die Augen, stellte die Ohren auf und schaute sich um. Wo kam das her? Die Stimme kam ihr jedoch vertraut vor. War das etwa… Katja? Zu ihrer Rechten unten im Tal sah sie tatsächlich kleine Rauchschwaden aus einer Hütte aufsteigen, die halb verborgen zwischen den Bäumen lag. Am Fenster stand ihre rothaarige Herrin, gerade mal so groß wie ein Stecknadelkopf und stimmte in ihr Heulen ein. Luna fuhr fort und versank regelrecht darin. Wie in Trance, mit geschlossenen Augen, angelegten Ohren und den Kopf im Nacken tauchte sie gemeinsam mit Katja den Wald in Wolfsgeheul. Sie war darin so sehr versunken, dass sie nicht einmal merkte dass Katja schonwieder aufgehört hatte, bis sie selbst das Heulen einstelle. Sie schaute zur Hütte. Ihre Herrin war immer noch da. Sie stand am Fenster und schaute verliebt zu ihrer Wölfin den Berg hinauf. Obwohl Luna es nicht sehen konnte wusste genau dass ihre Herrin lächelte. Sie war Glücklich. Denn Luna war es.

Trotz der Qualen die die Verwandlung mit sich brachte war Luna froh darüber eine Wölfin sein zu dürfen und Dinge zu entdecken die verborgen in ihrem Innersten schlummerten. Ihr Vater hatte sie immer „Kleine Wölfin“ genannt. Diese Tatsache schien ihr viel zu wahnwitzig als dass es reiner Zufall sein könnte. Sie würde Katja fragen was es damit auf sich haben könnte. Wusste er etwa dass sie Tierblut in sich hatte? Hatte sie es von ihm?

Sie hob eine der riesigen Vorderpranken und winkte Katja zu. Diese schreckte auf als wäre sie auf einem Tagtraum erwacht, winkte zurück, und schloss dann das Fenster. Sie schaute am Felsvorsprung unter ihr hinunter und erkannte einen kleinen Bach, der grob in Richtung Hütte zu fließen schien. Wahrscheinlich würde er unweit davon vorbei führen. Vorsichtig stieg sie vom Vorsprung hinab, auf demselben Weg wie sie herauf gekommen war um nicht auszurutschen und machte sich dann auf am Bach entlang zu traben.

Nach einer Weile wurde sie wieder von animalischen Trieben gepackt und so sprang sie ohne sich selbst zu warnen ins Wasser. Völlig in ihrem Element plantschte und tobte sie einfach vor sich hin und genoss wie das Wasser zwar kalt war, aber kaum durch ihr Fellkleid dran und sie so nicht fror wie es in ihrer Menschengestalt tun würde. Sie folgte dem Strom abwärts und roch schon bald, dass sie wieder in der Nähe Hütte war. Sie stieg aus dem Rinnsal und schüttelte sich ab, dann trabte sie der Nase nach zurück zu ihrer Herrin.

Auf dem Weg rekapitulierte sie was sie gerade eigentlich getan hatte, sie war gerannt, hatte geheult und ihr neues Leben in vollen Zügen genossen. Und dies würde nur so weiter gehen. Sie würde bis zu ihrem Todestag bei Katja bleiben und ihre Wölfin sein, ob in menschlicher Form oder tierisch. Das war um einige Male besser als ein Leben als Mensch gestand sie sich ein. Nachdem Abschluss ihres Abiturs war sie sich ihrer Zukunft sehr unsicher. Würde sie in der Gesellschaft funktionieren können? Was wenn sie dem Druck und den Anforderungen nicht gewachsen war?

Sie sprintete nun zur Hütte, um sich bei ihrer Herrin dafür zu bedanken, dass sie ihr so ein schönes Leben gegeben hatte. An der Hütte angekommen stemmte sie sich mit den Vorderpfoten gegen die Tür, kratzte darauf herum und bellte ein wenig, um Katja auf sich aufmerksam zu machen. Die Tür schwang auf und Luna flog regelrecht hinein. Erneut stellte sie sich auf, aber diesmal warf sie sich ihrer Halterin entgegen.

„Oh Luna Du bist schwe… lass das was sollpfdpf das!“, versuchte Katja zu sagen doch da wurde sie schon mit Lunas Vorderbeinen auf den Schultern zu Boden geworfen und quer übers Gesicht geleckt. ‚Danke! Danke! Danke! Danke! Danke Herrin! Danke dass ihr mich zu einer Wölfin gemacht habt!‘, schien sie sagen zu wollen. „Uargh, Du bist ja klatschnass! Warst Du etwa am Bach unten?“ – Ein bestätigendes Bellen antwortete. „Lass mich mal aufstehen, Kleines. Ich hol uns fix ein Handtuch und dann trockne ich Dich etwas ab, hm?“ Erst jetzt bemerkte Luna, dass ihre Herrin sich schon für die Jagd umgezogen hatte. Dünne Lederhandschuhe bedeckten ihre zierlichen Hände, den Blazer hatte sie durch eine gefütterte warme Jacke in Tarnmuster getauscht und die Hose aus Stoff durch eine aus Leder. Dazu trug sie nun kniehohe flache Lederstiefel in dunklem Braun. Ebenso hatte sie sich Ellenbogen- und Knieschützer angelegt.

Luna machte Sitz und ließ sich kurz darauf von Katja mit dem Handtuch über ihr weiches helles Fell rubbeln. Sie genoss es in vollen Zügen so verwöhnt zu werden und so schlossen sich ihre Augenlider ein wenig. Dann, ohne Vorwarnung wurde sie umgeknuddelt und lag auf einmal mit Katja auf sich auf dem Boden, die ihr erst den Hals und dann den Bauch kraulte. Genussvoll knurrend lag sie mit offener Schnauze einfach da, bis die Halterin ihr kurz auf den Bauch klopfte und sagte: „So, wollen Dir erstmal das Serum für heute geben, und dann ziehen wir los!“

Als Katja mit dem Serum zurückkam wartete Luna schon Sitz machend vor der Tür auf sie. „Du bist ja ein braves kleines Ding heute“, sagte sie positiv überrascht und belustigt. Sie kniete sich vor die Wölfin und befahl: „Zunge raus“, und träufelte wie gewohnt 5 Tropfen darauf. „Gutes Mädchen“, sagte Katja und stupste ihr mit einem behandschuhten Finger auf die feuchte Nase. „Bevor es los geht müssen wir eine Kleinigkeit regeln. Komm mit.“ Die Halterin führte Luna ins Labor und griff zu einem Halsband das auf einem der Tische lag. „Mit diesem Ding hier um den Hals…“, sagte Katja konzentriert während sie den Riemen zu zog, „… kann ich mit Dir auf bis zu zwei Kilometer in Kontakt bleiben und Du müsstest kristallklar hören können was ich sage. So können wir uns koordinieren, wenn Dein Näschen etwas erschnuppert.“

Die Apparatur war ein einfaches kleines Kästchen mit Mikrofon und Lautsprecher an einem Halsband befestigt, die gerade laut genug operierten, um für das Tier das es trug hörbar zu sein. „Das hier sollte Dein Knurren und Bellen aufzeichnen damit Du auch mir Dinge mitteilen kannst. Was genau für was steht klären wir dann unterwegs, so theoretisch wirst du kaum was damit anfangen können.“ Mit ihren letzten Worten schmunzelte die Herrin ein wenig. Dann nahm sie eine große aber trotzdem handliche Armbrust von der Wand – eine Spezialanfertigung aus der hauseigenen Waffenkammer: Im Gehäuse hatten bis zu 10 Pfeile Platz. Zog sie, ohne viel Kraft zu benötigen, an dem Hebel der die Sehne spannte, wurde automatisch eine neuer Pfeil aus dem Gehäuse eingelegt. So konnte sie in Windeseile einen neuen Schuss absetzen. Für eine Jagd war dies selbstverständlich nicht zwangsläufig von Nöten, solange man ein guter Schütze war, allerdings hatte ihr diese Mechanik vor ein paar Jahren im Kampf gegen einen anderen Clan schon einmal das Leben gerettet. Seitdem ging sie nirgendwo hin ohne ihre Armbrust dabei zu haben. Nicht einmal in den Urlaub…

„Ich bin mir nicht sicher inwiefern sich Deine schlummernden Tiergene an so was wie Wildschwein oder Reh erinnern…“, begann Katja und nahm Geruchsbeispiele vom Tisch hinter ihr, „daher möchte ich, dass Du hieran mal eben schnupperst.“ Sie hielt Luna die kleinen Beutelchen vor die Nase und diese schnupperte daran neugierig. Als wäre der Geruch zu stark schreckte sie zurück und versuchte ihn durch starkes Schnaufen loszuwerden. Für diesen Moment schossen ihr wie wild Bilder durch den Kopf – Erinnerungen! Gesichter die sie noch nie gesehen hatte, doch sie wusste sie bedeuteten etwas. Menschen die auf Scheiterhaufen verbrannt wurden, christliche Kreuze, ein Wolfsrudel bei der Jagd. Sie wusste es waren nicht ihre Erinnerungen, doch sie fühlten sich so an. So fern und doch so nah.

Als sie sich gefangen hatte schaute sie ihre Herrin unverändert an.

„Alles okay?“, fragte Katja eindringlich. Luna nickte. „Dann lass uns aufbrechen! Ich bin neugierig wie Du Dich auf Deiner ersten Pirsch schlägst.“ Katja setzte sich einen länglichen Rucksack auf, schulterte ihre Armbrust und gemeinsam verließen sie die Hütte, aufwärts in Richtung des Plateaus von dem aus Luna geheult hatte. Es wunderte die Wölfin wie langsam es voran ging, jetzt da sie gemeinsam mit ihrer Herrin den Weg beschritt. Nicht etwa weil Katja aus der Puste war, sondern weil sie einfach viel schneller voran kam als ein einfacher Mensch.

Auf etwa halbem Weg hörte sie ihre Herrin, die schon ein kleines Stück zurück gefallen war durch beides, Lautsprecher und Ohren: „Also Kleines, pass auf. Ich möchte dass Du Dich in der Umgebung ein wenig umschaust. Sollte nicht allzu lange dauern bis Du was findest. Ich werde bei der Felswand auf Dich warten. Wenn du eine Spur hast, bellst du bitte einmal kurz, aber nicht zu laut damit du es nicht aufscheuchst falls es nah dran ist.“ Dies reichte Luna schon um sich von ihrer Herrin zu trennen und sie trabte davon. „Wenn Du dann näher dran bist bringst Du Dich in Position, um das Vieh in meine Richtung zu treiben. Sobald Du loslegst mit dem Hetzten, heulst du einmal deutlich und ich komme Dir entgegen… Ich wünsche Dir viel Spaß, Kleines.“

Luna spürte dass in der Stimme ihrer Herrin ein Lächeln lag, doch sie war konzentriert den Düften zu folgen, die sich wie ein Netz durch den nun vom Sonnenlicht erhellten Wald sponnen. Abwechselnd hielt sie die Nase knapp über dem Boden und bewegte sich kaum, um dann kurz loszusprinten und ein paar Meter weiter das Gleiche zu tun. Die meisten Düfte die sie von irgendetwas Essbarem fand, waren schon flüchtig und mussten mehrere Tage alt sein. Doch dann stieg ihr tatsächlich der Geruch von Wildschwein in die Nase. Frisch. Sogar noch frischer als die Duftbeutel, die Katja ihr in der Hütte vor die Nase gehalten hatte.

Sie beschleunigte ihren Schritt um dem Duft zu folgen und bellte kurz um Katja auf sich aufmerksam zu machen. „Gut so Kleines! Jetzt nur nichts überstürzen“, hörte sie die Stimme ihrer Herrin, als stünde sie vor ihr.

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Katja war heilfroh, dass es wirklich nicht lange dauerte bis Luna eine Fährte aufnahm. Anfang war sie noch in Sorge, dass ihre Wölfin ein wenig Zeit bräuchte um sich an ihre neuen Sinne zu gewöhnen. Mit den Beinen frei in der Luft baumelnd saß sie auf dem Vorsprung von dem Luna aus geheult hatte und schaute in die Ferne. Dort, weit hinten am Horizont war die Spitze des höchstgelegenen Turms ihres Zuhauses zu sehen. Ein Zuhause, dass sie die letzten zwei Jahre lang nicht betreten hatte. Sie war froh dass sie die meiste Zeit ihres Exils mit Luna verbracht hatte – froh, dass sie sich in sie verliebt hatte.

Vor genau einem Jahr hatten sich die beiden auf Costa Rica kennengelernt und verstanden sich einfach prächtig. Es klickte wie von alleine, anders als bei den anderen sechs Mädchen, die sie auf Geheiß ihres Vaters hatte verführen und testen sollen. Sie war kalt und berechnend gewesen. Doch… ihre Wölfin… ihre so offene, ja fast burschikose Art traf sie so unvorbereitet, dass es alle Barrieren einriss, die sie sich aufgebaut hatte. Katja war schon von ihrer Kindheit an lesbisch gewesen und war sich sicher, sollte eins der Mädchen ihr gefallen wäre ihre Aufgabe in Gefahr.

Wie wäre es ihr wohl ergangen, wäre eines der Mädchen vor Luna ein Tierblut gewesen? Hätte ihr Vater verlangt die übrigen auch zu testen? Sie erinnerte sich wie stur besonders Corinna und Sabrina gewesen waren. Hätte eine von ihr eine Affinität zum Serum gezeigt, wäre es ein wahrlich schwieriges Unterfangen geworden sie zu unterwerfen. Da half die endlose Zuneigung die Luna und Katja füreinander empfanden ungemein. Vor allem wenn sie sich die Tatsache vorstellte, dass selbst Luna sie fast gefressen, oder zumindest brutal getötet hätte. Sie schauderte.

Wie würde es nun weiter gehen? Sie wusste genau, seit die denken konnte war es der Traum ihres Vaters gewesen die Wölfe zurück zu bringen. Die Halterschaft dahingehend zu bereichern und sich alle möglichen Feinde mit einer Zucht vom Leib halten zu können. Wie sehr würde sich ihr Zuhause verändert haben? Was würde Jana zu ihrer kleinen Luna sagen, oder das Asgard sie schon bald decken würde? Ein wenig Nervosität musste sie sich ob ihrer Rückkehr eingestehen. Doch sie würde mit erhobenem Haupt über den Innenhof schreiten und sich um nichts einen Kopf machen. So gut wie sie ihre Aufgabe erfüllte wäre ihre Position sicher, und vor allem da sie nun die erste Wölfin seit über 250 Jahren besaß würde es niemand wagen ihr Dumm zu kommen. Und wenn doch, würden sie mit Lunas Fangzähnen Bekanntschaft machen.

Ein Knurren drang durch die kleinen Kopfhörer an ihre Ohren. Ohne zu zögern und ihre melancholischen Gedanken bei Seite schiebend stand Katja auf und stapfte rhythmisch den Abhang hinab.

„Na dann, Kleines. Du weißt was zu tun ist. Treib deine Beute zu mir, und wir erledigen es gemeinsam. Sobald das Vieh weiß, dass du hinter ihm bist wärs nett dass du aufheulst, damit ich weiß wo Du bist und ich komme Dir entgegen.“ -Stille. Dann ein unglaublich schnelles und schweres Tapsen gepaart mit einem boshaften Knurren. Katja wusste nun, Luna war hinter etwas her. „Komm schon Kleines, lass Mama nicht so hängen, gib Laut.“

Dann hörte sie das Heulen zu ihrer rechten, führte sie weiter weg von der Hütte. Sofort sprintete sie los und zog im Rennen ihre Armbrust von der Schulter und entsicherte die Waffe. „Gleich da Kleines! Weit weg seid ihr nicht!“

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Katja folgte dem Heulen Lunas schon viel zu lange, als dass sie ihr nicht schon hätte begegnen sollen und wunderte sich daher wo die Wölfin und ihre Beute abblieben. „Luna, heul nochmal!“ Das Heulen erreichte sie von rechts. Wie konnte das sein? Scheinbar hatte Luna Schwierigkeiten die Beute in eine genaue Richtung zu treiben. Zugegeben, alleine und ohne Rudel war das auch schwierig. „Dreh um Kleines, Du entfernst Dich wieder von mir.“ Auf alle Fälle war sie nah an Luna dran, vermutlich gerade außer Sicht zwischen all dem Dickicht aus Büschen und Bäumen. Jeden Moment sollte ihr das Beutetier entgegen kommen. Doch nichts dergleichen.

„Nochmal!“, rief Katja während sie über Äste und Baumstümpfe hinwegsprintete. Dann ertönte das Heulen Lunas hinter ihr. Was zur Hölle tat ihre Wölfin da nur? „Dreh wieder um, wir haben uns schonwieder verpasst!“ Sie hoffte inständig ihre Wölfin wäre in der Lage das Tier entsprechend zu treiben. Kurzsichtig wie sie durch dieses hin und her geworden war achtete Katja auf keine fernen Bewegungen mehr sondern nur noch darauf, dass sie nicht stolperte und war völlig überrascht als ein fürchterlicher Schmerz durch ihr rechtes Bein fuhr und sie brutal von den Füßen gerissen wurde. Ein Keiler war hinter einem Baum aufgetaucht und hatte mit einem seiner Hauer ihre Haut aufgerissen.

Nun so von Todesangst und Panik gepackt wollte er um sein Leben kämpfen, stoppte seine Flucht und setzte auf Katja an um sie erneut zu verletzen. Das Schwein sprintete los und nur wenige Meter vor der am Boden kauernden und nach ihrer Armbrust greifenden Katja, sprang Luna über sie hinweg und landete genau auf dem Wildschwein. In einem wilden Gerangel um Leben und Tod packte Luna voller Rage das Tier am Nacken und schleuderte es mit all der unbändigen Kraft die sie hatte gegen einen Baum. Katja und Luna hörten wie einige Knochen brachen. Doch die Wölfin war noch nicht fertig. Sie näherte sich dem noch quiekenden Wildschwein dass zum Aufstehen nicht mehr fähig war, packte es ohne zu zögern erneut hinter dem Kopf, und brach das Genick mit einem brutalen Ruck durch.

Dann wand sie sich ihrer Herrin zu die blutend auf dem Waldboden lag und schon Verbandszeug aus ihrem Rucksack kramte. Sie schnupperte die Wunde ab, doch wusste, dass sie besser nicht daran lecken sollte. Katjas Blut roch durchaus verführerisch, doch sie würde ihr nichts antun. Die Halterin Verband sich das Bein provisorisch und ließ, da ihr selbst die Kraft ein wenig abhandengekommen war beim festzurren des Knotens von Lunas mächtigem blutverschmiertem Gebiss helfen. Dann klappte sie einen kleinen Schlitten aus, auf dem sie das Wildschwein zur Hütte transportieren konnten.

„Bring es her, Kleines. Ich binde das Teil hier drauf fest und dann ziehst du es bitte zur Hütte.“ Luna gehorchte und zog mir Leichtigkeit das erlegte Wild zu Katja, die es auf dem leichten, aber stabilen Gestell befestigte. Dann legte sie ein Geschirr um Lunas Körper, das es ihr ermöglichte den Schlitten einfach beim Gehen hinter sich her zu ziehen.

„Also los. Lass uns zur zurück zur Hütte gehen“, sagte Katja sehr matt und erschöpft und humpelte langsam los. Luna blieb dicht an ihrer rechten Seite und stoppte für sie immer wieder, oder richtete ihren Kopf soweit auf wie es ging damit sie sich auf ihr abstützen konnte, wenn sie es brauchte.

Dann brach die Halterin zusammen. „Ich kann das nicht Luna. Ich kann das nicht“, sagte sie völlig außer Puste. „Ich brauch ne Pause.“ Luna sah deutlich wie bleich Katja geworden war und ihre Hände von dem Blutverlust zitterten. Der Verband war schon komplett rot und war so vollgesogen, dass das Blut an der Lederhose herunterlief. Luna leckte ihr übers Gesicht, machte neben ihr Platz und schob sich an ihre Herrin heran. „Was machst du da?“, fragte sie benommen, bis sie verstand, dass Luna sie auf ihren Rücken nehmen wollte. Mit der letzten Kraft die ihr noch blieb, zog sie sich am Fell hinauf. Alle Viere Katjas leblos herunterhängend zog Luna nun ein riesiges Wildschwein und ihre nicht gerade leichtgewichtige Herrin zurück zur Hütte.

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Katja hatte den Weg kaum mitgeschnitten und war immer kurz vor der Bewusstlosigkeit wieder hochgeschreckt. Sie hielt so gut sie konnte Lunas Hals mit den Armen umklammert, damit sie nicht herunterfiel. Ihr war schwindelig und fürchterlich übel. Das Geschaukel auf Lunas Rücken machte es nicht angenehmer, doch da musste sie durch. Auch als sie die Hütte endlich erreichten ging es ihr nicht besser. Obwohl noch das Wildschein hinter ihr hing zog Luna die Matratze näher zum Kamin, ließ Katja sanft von sich herunterrutschen und dann den Schlitten von sich ablösen. Benommen wie Katja war, dauerte dies eine Ewigkeit.

Luna bestand nicht einmal darauf sich das Geschirr für den Schlitten oder Jagdband abnehmen zu lassen. Sie verfrachtete den Schlitten mit dem Schwein darauf an die Wand neben dem Kamin, damit es nicht allzu schnell abkühlte und zog dann, als sie Katja zittrig sagen hörte „Mir ist so kalt.“ die Decke über ihre Herrin.

Für Katja verlief dies alles in Zeitlupe. Sie konnte auch kaum die völlig verkrakelte Zeichnung ausmachen die Luna ihr vors Gesicht hielt. Auf der ein Strich-Tier, ein Strichmännchen und ein Pfeil der vom Vierbeiner auf das Männchen zeigte abgebildet waren. Erst als Luna mit einem weiteren Stück Papier an kam auf dem verschnörkelt „VERWANDELN“ stand sagte Katja schläfrig: „Ich verwandele Dich erst wenn du gefressen hast! Deine erste Mahlzeit als Wölfin. Los greif schon zu!“ Zögerlich gehorchte Luna und verbiss sich in den immer noch warmen Leib, den sie getötet hatte.

Fabelhaft. Einfach fabelhaft wie das schmeckte. Das warme Blut. Das Fleisch. Sie fraß buchstäblich Leben. „Lass mir aber ein bisschen was vom Hintern übrig, – für später“, hörte sie Katja gerade so sagen, obwohl sie bis zu den Ohren im Wildschwein steckte. Als sie denn endlich fertig war, legte sie sich mit Blut getränktem Fell neben ihre Herrin. Diese legte einen Arm um Luna, welche es kaum erwarten konnte endlich verwandelt zu werden, damit sie sich um ihre Herrin kümmern konnte. Leise flüsternd hörte sie die Worte durch ein Ohr die ihren Körper schon einmal in Bewegung brachten. „Wach auf kleine Wölfin.“

Nichts passierte.

Luna stieß ein Geräusch aus, das nur als fragendes Stöhnen interpretiert werden konnte. Und schaute ihre Herrin mit weit offenen Augen an. „Achsoooo…“, sagte Katja und lachte sehr langsam, „Mein Fehler. Du bist ja schon eine Wölfin.“ Und dann flüsterte sie Luna das Kommando ins Ohr, welche sie zurück in ein Menschenweibchen verwandelte:

„Schlaf ein, kleine Wölfin.“

Ein stechender Schmerz, der allerdings ertragbar war, fuhr durch Lunas ganzen Körper, durch jedes Glied, jeden Muskel, jedes Organ – Wie schon bei ihrer ersten Transformation. Dann war es auch schon vorbei. Aus Fell wurde Haut. Aus der wilden Wölfin, eine zierliche junge Frau. Doch als sie sich das Jagdband und das Geschirr abnehmen wollte fiel ihr Blick auf ihre Hände. „Woooohw!“, stieß Luna aus und bekam für einen kurzen Moment Panik. Ihre Finger hatten regelrechte Krallen entwickelt. Knochenharte pechschwarze Fingernägel die gut einen Zentimeter über ihre Fingerkuppen hinausragten.

„Erzähl ich dir später…. Erste Hilfekasten… Labor… Türe…“, war alles was Katja sagen konnte, bevor sie in eine Ohnmacht fiel. Ohne Zeit oder ein Wort zu verlieren stand Luna auf und schritt aus dem Kaminzimmer. Im Labor klaubte alles was sie tragen konnte aus dem Schrank mit dem roten Kreuz auf der Tür und schickte sich an ihre Herrin zu verarzten.

Sie war sogar ein wenig froh darüber dass Katja weggetreten war, so würde sie sich keine Sorgen darüber machen müssen, ob sie ihr weh tat oder nicht. Sie löste den provisorischen Verband, sowie Ellenbogen- und Knieschützer, und zog ihrer Herrin Schuhe und Hose aus. Die Wunde war ein wahrlich fürchterlicher Anblick. Tief hatte das Wildschwein das Fleisch des Oberschenkels aufgerissen, doch zum Glück war es nur das; eine Fleischwunde. Während ihres Abiturs hatte sie ein medizinisches Praktikum absolviert und wusste deshalb wie man eine Wunde gut versorgte. Mit gekonnten Griffen, obwohl ihre Krallen ihr ein wenig Probleme bereiteten, nähte sie den Riss zu, verband alles und ging dann in die Küche, um sich im Spiegel anzuschauen. Nicht dass ihr noch eventuell Schnurrhaare blieben.

Mit einem Blick in den kleinen Spiegel der in der Küche über dem Waschbecken hing wich ihre Anspannung ein wenig. Keine Schnurrhaare. ‚Gut‘, dachte sie sich und begann sich das Blut des Wildschweines aus dem Gesicht, vom Hals und den Haaren zu waschen. Als sie fertig war inspizierte sie ihre Fingernägel, oder Krallen… oder wie sie das nennen sollte. Sie mochte lange Nägel noch nie. Obwohl sie sie hübsch anzusehen fand, waren sie furchtbar unpraktisch und die Biegsamkeit machte alles noch viel unangenehmer. Doch diese Dinger waren bockelhart.

„Hmm, vielleicht werde ich damit doch guu – ohhh WAS ZUR HÖLLE!?“ Aus den Augenwinkeln erhaschte sie einen Blick auf ihre Zähne. Panisch umfasste sie den Spiegel und zeigte ihrem Spiegelbild ihre Zähne… oder Fangzähne viel mehr. Scheinbar hatten sich ihre vier Eckzähne zu regelrechten Fangzähnen ausgebildet, gerade lang genug, dass sie im geschlossenen Mund Platz hatten, aber trotzdem fürchterlich lang für einen Menschen. Dann öffnete sie ihren Mund um sich den Rest ihrer Zähne anzuschauen. „Dach kchann doch nich…“, sagte sie völlig perplex während sie mit den Fingern in ihrem offenen Maul herumtastete. Als hätte sie das Gebiss einer Wölfin, waren selbst ihre Backenzähne nun spitz und tödlich. Perfekt um Fleisch zu reißen.

Luna musste sich setzen. Zähne, Krallen… Was kommt als nächstes? Reflexartig schaute sie an sich hinunter nur um sich zu vergewissern und war erleichtert… ‚Puh… keine Zitzen‘, Katja sagte, sie würde ihr später erklären was es damit auf sich hätte. – Den einzigen Reim den Luna sich darauf machen konnte war, dass Tierblüter wohl bestimmte tierische Attribute in ihre menschliche Form mitnahmen. Ein wenig cool fand sie das schon, gestand sie sich ein. So könnte sie ein Wildschwein genauso gut zerfetzen wie in ihrer Wolfgestalt, auch wenn sie nicht annähernd dieselbe Kraft besaß – was sie direkt im Moment ihrer Verwandlung bemerkt hatte. Weg waren die geschärften Sinne (wobei sie sich sicher war dass sie trotzdem besser riechen konnte als zuvor, nur nicht ganz so scharf wie in ihrer Tiergestalt), weg die endlose animalische Kraft. Nicht einmal die Jagd nach dem blöden Schwein oder der Rückweg zur Hütte hatten sie ausgelaugt.

Sie gefiel sich wie sie jetzt war. Alles passte. Nachdem sie sich vom anfänglichen Schock erholt hatte, setzte sich Luna auf den Sessel im Kaminzimmer und las das Buch ihrer Herrin. Ab und zu schaute sie auf Katja herab, doch die schlief seelenruhig. Erst am frühen Abend zuckte die Halterin auf und Luna schreckte, völlig in den Bann der Handlung gezogen, vom Sessel hoch.

„Herrin? Herrin ist alles in Ordnung?“

Schlaftrunken drehte Katja sich zu Luna hin auf ihre Linke. „Boaaah verdammt, das Bein fühlt sich an wie Watte – Watte die weh tut.“
„Das kann ich mir denken, so wie das blöde Ding euch zugerichtet hat“, sagte Luna und klappte das Buch mit einem lauten Klatschen zu. „Tut mir Leid, Herrin.“
„Was tut Dir Leid?“, sagte Katja, rieb sich das Gesicht und machte es sich auf der Seite liegend erneut auf dem Kissen bequem. Luna stand auf und kniete sich, immer noch nackt wie sie war, vor ihre Herrin und strich ihr sanft über die Stirn.

„Dass ich so weit zurück gefallen bin. Das blöde Schwein hat ständig die Richtung geändert und mich sogar zum Stolpern gebracht. Es war, auch wenn ich mehr Geschwindigkeit und Kraft hatte, einfach viel wendiger und hat sich kaum treiben lassen.“
„Ist doch alles gut gelaufen, Kleines. Hatte schon schlimmere Kratzer.“
„Gut gelaufen!? Herrin! Habt ihr gesehen wie viel Blut ihr verloren habt? Und mit wie vielen Stichen ich den Riss nähen musste?“
„Ich hab gar nichts gesehen, ich war weg“, entgegnete Katja matt. Luna zog ihrer Herrin die Decke weg und entblößte damit ihre nackten Beine. „Ahhh lass das! Kalt!“
„Schaut es euch an Herrin!“, sagte Luna und löste den Verband um Katja ihre versorgte Wunde zu zeigen – eine sichelförmige längliche Naht.

Die Halterin schaute aus den Augenwinkeln an ihrem Bein hinunter und war auf einmal hellwach. „Ach du heilige…“
„Genau!“, warf Luna trocken ein. „Aber fingert jetzt daran nicht rum Herrin. Das brauch jetzt ein paar Wochen bis es voll verheilt ist.“
„Wochen!? Und wer trainiert dich bei der Jagd?“
„Ich brauche kein Training.“
„Sei nicht albern kleines.“
„Ernsthaft. Ich hatte unzählige Gelegenheiten meine Beute zu erlegen. Aber ihr wolltet dass ich treibe. Also hab ich getrieben.“

Katja seufzte. Wenn man es nüchtern betrachtete hatte Luna tatsächlich nur ihre Anweisungen befolgt und sie selbst dabei nicht beachtet ob sie dem Tier nicht einfach direkt den Todesstoß hätte geben können. „Danke dass du dich so gut um meine Wunde gekümmert hast.“
„Nichts zu danken Herrin. Das wir füreinander da sind ist doch Sinn der Sache, oder nicht?“, dann geb sie ihrer Herrin einen oberflächlichen Kuss auf den Mund und setzte sich wieder aufrecht kniend hin.

„Herrin…“
„Ja, Kleines?“
„Was ist das?“, fragte Luna und hob ihre Oberlippe an was Blick auf den rechten Eckzahn freigab.
„Muss ich dir noch erklären was ein Fangzahn ist?“,sagte Katja schmunzelnd um ihre Untergebene ein wenig aufzuziehen.
„Warum hab ich das?“
„Nun, Tierblüter haben abhängig vom Geschlecht das eine oder andere Attribut, dass sie nach der ersten Verwandlung in ihre menschliche Form mitnehmen – Und behalten.“

„Also bleibt das so?“
„Jep.“
„Cool.“
„Ziemlich cool, vor allem wenn man bedenkt dass ihr Weiber es um einiges besser habt als die Jungs.“
„Inwiefern, Herrin?“
„Na während ihr Mädels, Fangzähne und Krallen bekommt, bleibt den Männchen der Penis ihrer Tiergestalt erhalten… Und ein wahnsinnig aggressiver Paarungstrieb.“

Luna summte nachdenklich. „Das hat bestimmt auch seine Vorteile.“
„Oh, für ne Züchtung ist das fabelhaft. Aber irgendwann ist auch mal gut! Eine Tierblut-Schwangerschaft dauert zwei bis drei Monate und dann kommen da im Schnitt 3 bis 6 Welpen raus. Allerdings sind die Mädels fruchtbar wie Menschen, also immer einmal im Monat läufig. Wenn wir Männchen und Weibchen nicht trennen würden, würden wir in Welpen schwimmen.“

Luna musste kichern. „Das stelle ich mir kuschelig vor.“
„Das ist genau so lange kuschelig bis der Nachwuchs geschlechtsreif wird und das Gepoppe eskaliert. Ich habs zu meiner Lebzeit noch nicht gehört dass ein Clan sich in der Züchtung vertan hat, aber in der Schule haben wir erzählt bekommen was passiert wenn die Kontrolle abhanden gerät.

Luna schauderte. „Die werden doch nicht etwa…?“
„Getötet? Nein. Schlimmer! Ausgesetzt werden die Kleinen. Ins Detail gehen wir wenn es bei Dir soweit ist, aber sobald die Welpen in ihre menschliche Form übergehen werden sie an Waisenhäuser übergeben und weil sie dadurch von Mama nicht weiter gesäugt werden vergessen sie ihre Tierblut-Herkunft. Natürlich muss man bemerken dass die Mutter ein Tierblut sein muss damit das funktioniert. Das ist auch der Grund warum Du nichts wusstest. In der Milch Deiner Mutter war keine Spur von Tierblut. Das würde dich mindestens zu einem Halbblut machen. Vollblüter können nicht nur ihre Gestalt ändern wann sie wollen, sondern brauchen darüber hinaus nicht einmal das Serum dazu.“

„Also ist mein Vater ein Tierblut?“
„Mit Sicherheit.“

Und da hatte sie es. Die Bestätigung nach der sie heute Morgen gesucht hatte. Auf einem Silbertablett serviert. All diese Jahre hatte ihr Vater sie in dem Wissen großgezogen, dass sie Tierblut in sich hatte. Sein Tierblut. Ihr Vater war ein Wolf. Nach einer längeren Pause fuhr Luna seufzend fort: „Deswegen wollte er nicht dass ich bei Dir bleibe. Deswegen hat er auf mich immer so gut aufgepasst und bei sich gehalten. Glaubst Du…“
„Was hast Du gesagt?“, unterbrach Katja sie und sah sie ernst an. Doch Luna verstand nicht.
„Ich hab Dir nichts veheiml…“
„Da! Du hast es schon wieder gemacht!“
„Was denn!?“
„Du duzt mich!
„Oh…“

„So einfach kann es gehen, nicht wahr? Da ist man in einer Unterhaltung gefangen mit den Gedanken und so verloren dass man vergisst seine Herrin richtig anzusprechen.“
„H – Herrin, es… es tut mir so leid ich…“
„Ich weiß. Beruhig Dich. Es ist alles noch neu für Dich und ich versteh dass es schwer ist. Und falls es Dich tröstet, ich finde Du schlägst Dich prima!“
„Wirklich?“
„Sehr sogar. Es ist unser dritter Tag seit Du mein Eigentum bist und Du hast Dir erst jetzt Deinen ersten Schnitzer erlaubt. Außerdem noch in der Probezeit, die ich Dir gewährt habe.“

„Danke Herrin.“
„Gern geschehen. Jetzt küss Deine Herrin!“, sagte Katja, schloss ihre Augen und spitze die Lippen in Erwartung die Lunas zu spüren. Was sie tat doch allerdings mit Schmerzen begleitet, denn Luna küsste die nackte Haut um ihre zugenähte Wunde und schickte sich dann an einen neuen Verband anzulegen.

„Du Biest!“, lachte Katja heraus und zuckte ein wenig vor Schmerz zusammen während Luna arbeitete. „Ich muss euch gleich noch euren Laptop bringen.“
„Wofür?“
„Ihr habt heute noch nicht gearbeitet. Ihr wisst doch… Zwei Stunden pro Tag an denen ihr irgendwas tut, von dem ich nicht wissen darf was es ist?“
„Du durftest davon nur nicht wissen weil es Arbeit für den Clan ist und ich Dir dann alles hätte erklären müssen!“
„Ach so…“
„Genau! Also reg Dich nicht so künstlich darüber auf“, sagte Katja lächelnd. „Es ist sehr aufmerksam von Dir, dass Du daran gedacht hast. Ich wäre Dir dankbar wenn Du mir den Laptop bringen könntest.“

„Wie ihr wünscht, Herrin.“ Luna packte den erste-Hilfe-Kasten säuberlich zusammen und brachte ihn zurück an seinen Platz im Schrank neben der Tür, dann griff sie zu Katjas Laptop und brachte ihn ihrer Herrin.

„Also was tut ihr nun diese zwei Stunden am Tag für euren Clan, Herrin?“
„Ich bin für die Finanzen zuständig.“

„Ooooooohhhhh, deswegen konntet ihr so mit Geld um euch werfen!“, sagte Luna gedehnt, der nun einiges klar wurde. Im Urlaub in Costa Rica und auch als Katja sie nach London in ihr Apartment mitnahm hatte sie sich als mehr als nur spendabel erwiesen. „Ja aber, merkt das niemand, dass ihr euch so viel Geld aus der Clankasse nehmt wie ihr wollt?“ fragte Luna und reichte ihrer Herrin das Gerät.
„Und selbst wenn…“, begannt Katja lachend, „…so viel Schotter wie ich uns gescheffelt habe, würde das niemanden interessieren.“
„Und seit wann macht ihr das schon“
„Hmmm, 5 Jahre ungefähr…? Kommt hin.“
„Aber euer Vater wird doch nicht sicher einfach so gesagt haben, hier liebes Töchterchen, händle bitte all unser Geld…?“

„Hah, nein. Im Gegenteil. Wir hatten damals furchtbare Geldprobleme und standen kurz vor dem Ruin. Das einzige was und hätte retten können, wäre das Schloss zu verkaufen. Schon in den Wochen davor habe ich wie wild auf dem Pappenheimer rumgehackt der davor auf alles aufgepasst hat… oder es viel mehr sollte, aber versäumt hat. Und dann in einer hitzigen Diskussion hat er gemeint: ‚Fein, wenn Du denkst Du könntest es so viel besser, dann mach es doch einfach, kleines Kind!‘… Und genau das hab ich getan! Innerhalb von zwei Monaten war die Lage schon stabilisiert und wir konnten mit den Leuten bei denen wir Schulden hatten etwas aushandeln, das sie uns nicht alle Knochen brechen. Wobei ich gestehen muss, selbst wenn sie es gewollt hätten, sie es nicht geschafft. Asgard alleine hätte denen den Kopf abgebissen, als wenn es Spargel wäre.“

Wieder musste Luna kichern. „Und wie habt ihr das geschafft, Herrin?“

„Börsenhandel. Die meisten die sich daran versuchen, selbst die Bänker und Broker verzocken sich regelmäßig, weil sie auf zu viel setzen und zu viel riskieren. Und ich muss gestehen, es ist durchaus verlockend auch mal ein paar Tage länger zu warten und auf mehr Profit zu hoffen, aber 5 Jahre lang bin ich jetzt die sichere Schiene gefahren und es hat mich so weit gebracht…“, sagte Katja während sie mit ungeheurer Geschwindigkeit ihre Passwörter eintippte und dann den Laptop zu Luna drehte. „…schau es dir an, Kleines.“

Die Kinnlade der Mensch-Wölfin klappte herunter. Inklusive aller Anteile die Katja besaß, hatte sie einen Gesamtwert von 13 Millionen Euro auf dem Konto sitzen.

„Es ist eigentlich ganz einfach, an einem beliebigen Tiefstand kaufe ich ein, warte bis ich einen gewissen Profit pro Anteil erreicht habe und verkaufe. Und da Kurse immer steigen und sinken sucht man sich nen kleinen Bereich im Durchschnitt und fährt so gesehen mit, bis all die Leute wie man selbst, die auch auf den Trichter gekommen sind, den Kurs immer weiter in die Höhe treiben und man abspringen sollte. Klingt einfach, aber man brauch den Überblick, Passwörter, Virenschutz, Verschlüsselungen… und natürlich muss man dem Drang wiederstehen können aus seinen Mustern auszubrechen und auf mehr Profit zu hoffen. Du hast deinen Soll erfüllt? Dann verkaufen und raus da!“

Luna war beeindruckt. „Dann werde ich euch mal arbeiten lassen Herrin.“

„Du klingst so enttäuscht ist alles in Ordnung?“
„Enttäuscht? Nein, nicht wirklich. Aber die zwei Stunden werde ich mir wohl irgendwie die Zeit vertreiben müssen die ihr beschäftigt seid. Ich werde euch erstmal ein Wasser holen. Ihr habt einiges an Blut verloren.“
„Das ist lieb von Dir danke! Jetzt wo ich daran denke ist mein Hals tatsächlich etwas trocken.“

Luna entschied sich das Buch ihrer Herrin weiter zu lesen, verdammt spannend war es immerhin. Doch nun da sie von ihrer Herrin bezüglich ihres Vaters Gewissheit hatte, wurde sie oft abgelenkt und las nur unkonzentriert. Sie dachte auch zurück an ihre Entjungferung im Wald vor 3 Jahren, als der Alpha eines wildlebenden Wolfsrudels sie vergewaltigt hatte. Sie zweifelte allmählich daran ob dieser Alpha wirklich wildlebend war, oder eventuell auch ein Tierblut, das gerochen hatte was in ihr schlummerte.

Trotzdem vergingen die zwei Stunden in Windes Eile und Luna zuckte regelrecht vor Schreck zusammen als Katja ihren Laptop zu schlug.

„Buh!“, sagte die Halterin belustigt, zog ihre Jacke aus und lächelte ihre Wölfin an die mit pochendem Herzen und den Beinen über einer Lehne auf dem Sessel lümmelte. „Hilfst Du mir mit dem Wildschwein? Hunger hab ich im Moment nicht wirklich, aber wir sollten das schöne Fleisch nicht kaputt gehen lassen. Du kannst weiter lesen während ich rausschneide was noch essbar ist und dann schlafen wir, was sagst Du dazu?“

„Klingt gut! Aber ich bestehe darauf, dass ich es selbst rüber in die Küche trage und da erlaube ich keine Widerworte Herrin, ihr solltet euer Bein nicht unnötig belasten.“

Mit einem Seufzer akzeptierte und kapitulierte sie vor der Fürsorge die ihr Tierblut für sie an den Tag legte. „Wärst Du so nett und hilfst Du mir dann beim Aufstehen? Das Bein fühlt sich immer noch wie Watte an“, sagte Katja unsicher. Sofort eilte Luna ihr zu Hilfe und stütze sie beim Aufrichten sanft.

„Gehts?“

„Ja, alles gut.“ – Eine maßlose Untertreibung, denn obwohl sie als einzige tiefe Wunde die am Oberschenkel von dem Zusammenstoß mit Lunas Beute davongetragen hatte, waren Zusammenprall und das auf dem Boden landen äußerst unangenehm. Jedes ihrer Glieder schmerzte mehr oder weniger. „Danke Kleines. Kannst mich loslassen… ich kann stehen.“

„Sicher?“ Zur Antwort schaute Katja ihr nur trocken in die Augen. „Ist ja schon gut“, sagte Luna schließlich und zog den Schlitten mit dem zerfetzten Wildschwein darauf hinter sich her in die kleine Küche. Nachdem sie es auf einer großen Arbeitsplatte abgestellt hatte, kam sie Katja im Flur entgegen, die sich an der Wand abstützte. Luna stellte sich vor sie und ließ den fragenden Blick ihrer Herrin über sich ergehen, ohne zu sagen was sie wollte.

Dann umarmte sie die Halterin. Fest und innig. „Danke, dass ich eure Wölfin sein darf.“
„Du hast Dich schon heute Morgen bedankt.“
„Ist mir egal“, sagte Luna den Tränen nah. Dann drückte Katja sie sanft von sich weg.
„Lies nun. Ich bin gleich da.“
„Ja, Herrin.“ Luna gehorchte. Etwas später kam sie mit mehreren Scheiben vom Hintern des Wildschweins zurück ins Kaminzimmer, legte sie auf einen Rost und ließ sie über dem offenen Feuer brutzeln. Sie brachte alles zurück in die Küche und als sie wiederkam erkannte Luna, dass sie einen Strapon trug. Katja nahm ihre Wölfin bei der Hand und zog sie zur Matratze, wo sie sich vorsichtig hinlegten um dem verletzten Bein nicht zu schaden.

Mit der Decke über ihren nackten Leibern begannen sie sich zärtlich zu küssen und entlang der Arme und der Oberkörper zu streicheln. Die jungen Frauen verloren sich in ihrem innigen Liebespiel und vergaßen Raum und Zeit. Es existierten nur sie beide – unter einer Decke – auf einer Matratze – die im nichts schwebte. Katja drehte sich mehr auf ihre linke Seite und näherte sich gleichermaßen mit einer Hand Lunas bereits ein wenig feuchter Scham.

Als sich ihre Lippen für einen Moment mit einem Schmatzen lösten, sagte Katja verführerisch: „Das Teil hier…“, sie tippte leicht mit der Spitze des Dildos an Lunas Schamlippen, „…befriedigt unserer beiden Löcher… Wir kommen heute gemeinsam, was hältst du davon?“ Dann schob sie sanft aber doch bestimmend mit einer Hand an Lunas Hintern um sie festzuhalten, die nachgebildete Eichel durch ihre Pforte. Die Wölfin stöhnte lustvoll auf und zog vor Erregung ihren Bauch ein und streckte den Kopf nach hinten. Ein nervlicher Regenschauer ergoss sich über ihren Unterleib und prasselte bis hinunter entlang der Innenseiten ihrer Oberschenkel.

„Klingt wundervoll Herrin“, hauchte sie und gab sich den langsamen Fickbewegungen ihrer Herrin hin. Für eine Weile genoss sie nur wie die Kleine Eichel immer wieder fast aus ihrer feuchten Spalte verschwand, nur um sie dann wieder zu öffnen aber immer nur ein kleines Stück in sie einzudringen. Der Druck auf Lunas Hintern nahm zu und Katja schob den Gummischwanz bis zum Anschlag in sie hinein. Sie verlor sich in der Ekstase, keine schnelle und wilde, sondern intensiv und zärtlich.

Da auch in Katja ein Dildo steckte wurde sie zunehmend erregt und kam schon einem Orgasmus nah. „Streng Dich an Kleines…“, sagte sie zwischen Küssen und Keuchern, „…Du willst doch Deine Herrin nicht warten lassen, oder?“

„Nein Herrin“, winselte Luna zur Antwort in hohem Ton. Die Wölfin spürte wie ausgefüllt sie war und die sanften vor und zurück Bewegungen der Gummieichel. Ein Schwall der Erregung erfasste sie und presste damit den Oberkörper ihrer Herrin fest an sich. „Ich bin gleich soweit Herrin.“

„Sehr gut“, hauchte Katja.

Mit jeder Bewegung der Halterin wurden ihre Stöße langsamer, aber dafür umso fester, sie erwiderte Lunas Klammern und – völlig unerwartet, wie ein Blitzeinschlag pressten sich beide Frauen aneinander und stießen Wange an Wange ihre Orgasmen, hörbar in die elektrisierte Luft. Dann erschlafften beide und fielen auf ihre Rücken, beide Mösen völlig durchnässt unter der Decke. Nachdem die beiden ein wenig abgekühlt waren sagte Katja: „Dreh Dich nach links.“ Und als Luna gehorchte, folgte sie der Bewegung und fuhr mit der Spitze des Schwanzes zwischen ihren prallen Pobäckchen hindurch. Dann setzte sie an das Loch an.

Langsam, drückte Katja sich gegen Lunas Hinterpforte. Immer stärker wurde der Druck und die Wölfin verfiel in langgezogenes Winselndes, aber doch lustvolles Stöhnen. Dann flutschte die Eichel hindurch. Sie wollte aufschreien doch Katja hielt ihr den Mund zu. „Schhhhhhh… Alles gut. Du machst das toll, Kleines.“ Mit der anderen Hand fingerte sie Luna und drückte sich gleichzeitig immer mehr in sie hinein. Luna stöhnte zwar halb vor Schmerz, halb vor Erregung, doch wehrte sich nicht und klagte nicht. Sie war konzentriert sich nicht gegen den Eindringling zu wehren der ihren Hintern öffnete.

Dann war auch der innere Schließmuskel durchstoßen und unter Katjas Hand stöhnte sie erneut gequält auf.“Jaaaaaa… so ist das gut. Lass es raus Kleines. Gleich hast Du das Schlimmste hinter Dir.“ Luna genoss die Fürsorge mit der ihre Herrin sie hier behandelte. Es war in dem Jahr in dem sie sich nun kannten, das erste Mal, dass sie sich von hinten nehmen ließ. Diesmal war alles anders als zuvor in London. Sie musste nun gehorchen – und das würde sie auch tun.

Es dauerte nicht lang, da war der Dildo komplett in Lunas Hintern verschwunden. Katja löste die Hand um ihren Mund. „Wie fühlt sich das an, hm?“
„Es ist so viel… So dick…“, sagte Luna schnaufend.
„Gefällt es dir?“ Ihre Stimme war tief und verführerisch.
„Ja Herrin“, sagte Luna kapitulierend.
„Ist es Dir peinlich?“
„Ja Herrin“, winselte die Wölfin.
„Das treib ich Dir noch aus, Kleines“, flüsterte Katja direkt in Lunas Ohr. „Schlaf nun. Und keine Widerworte. Der Dildo bleibt drin!“
„Gute Nacht Herrin“, sagte Luna immer noch schwer atmend und machte es sich so bequem wie möglich.
„Dir auch Kleines.“

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Luna merkte erst am nächsten Morgen, dass sie trotz des Drucks und des Schmerzes in ihrem Hinterleib schnell eingeschlafen war. Katjas Hand zwischen ihrer Scham hing nur noch leblos herunter. Draußen war es noch ein wenig dunkel, allerdings zwitscherten schon vereinzelt Vögel. Sie döste weiter und genoss den Duft des durchgeräucherten Fleisches, das noch auf dem Rost hing – den auch Katja irgendwann bemerkte.

„Hmmm, ich glaub Frühstück ist fertig“, sagte sie schlaftrunken.

„Guten Morgen Herrin.“
„Guten Morgen Kleines.“

Vorsichtig und mit leicht schmerzerfülltem Stöhnen von Seiten Lunas zog Katja allmählich den Dildo aus ihrem Hintern hinaus, öffnete dann die Riemen des Strapons und befreite sich davon. Achtlos warf sie ihn wage in Richtung Sessel.

„Wenn ihr nichts dagegen habt, Herrin würde ich mich gerne um eure Wunde kümmern.“

„Nur zu Kleines. Ist ja nicht so, dass du ein Nein akzeptieren würdest.“ Ein wenig wackelig auf den Beinen von der stundenlangen Penetration ihres Polochs holte Luna sämtliches Verbandszeug und wechselte erneut Katjas Verband.

„Wann verwandelt ihr mich wieder zurück Herrin?“
„Zurück?“, sagte Katja verdutzt lachend. „Bist du so gerne eine Wölfi – AU!“ bellte sie knapp und zuckte zusammen.

„Tut mir leid.“

„Bist du so gerne eine Wölfin?“
„Nun, ihr habt es doch selbst gesagt, ich muss mich an meine Tiergestalt gewöhnen. Sie ist ein Teil von mir. Und wie gewöhne ich mich daran wenn ich trotzdem auf zwei Beinen bleibe?“
„Wie aufmerksam von Dir.“ Katja dachte kurz nach. Dann fuhr sie fort: „Ich schätze es, dass Du das so ernst nimmst, aber ich bräuchte Dich eher als Mensch bei mir. Wegen der Wunde.“
„Wie ihr wünscht Herrin“, sagte Luna und sicherte den Verband.
„Heute bleibst du mal noch Mensch. Morgen verwandle ich Dich wieder und dann schauen wir weiter.“

Nachdem Luna den Erste-Hilfe-Kasten wieder zusammengepackt hatte, ließ sie sich, während sie vor ihrer Herrin kniete, anschauen. Sie rieb mit den Handflächen schüchtern über ihre Schenkel als Katja meinte: „Also was sagst Du, machen wir uns ein wenig über den Wildschwein-Arsch her?“

Erleichtert atmete Luna aus: „Und ich dachte schon ihr fragt nie.“ Und ein Lächeln breitete sich aus, was Blick auf ihre langen Fangzähne freigab.

„Mir gefallen Deine Beißer.“ Dann stand Katja auf um sich Teller und Besteck zu holen. Und ließ Luna mit erröteten Wangen im Kaminzimmer sitzen.

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