Jedes Mal, wenn ich meine Augen schließe wandern meine Gedanken weit weit fort, in eine fremde Welt. Es ist als wenn ich fliegen könnte, ich sehe die Wälder, Wiesen, Städte, Seen und Berge unter mir vorbei gleiten. Wie durch eine Kraft gezogen, aber nicht fordernd, sondern nach mir rufend, flehend. Es ist wunderschön. Trotzdem ist die Luft nicht das Element, in das ich gerufen werde. Es ist nur ein Übergang, eine Möglichkeit für meine Träume, um zu fliehen von der grausamen Realität, die mir nichts bietet, die mir noch nie etwas geschenkt hat. Es ist zwar sehr schön in der Luft, dennoch habe ich immer ein unwohles Gefühl, wenn meine Gedanken diesen Weg nehmen.
Irgendwann sehe ich das Meer. Dieser Anblick erzeugt in mir ein unglaubliches Glücksgefühl, meine Gedanken fliegen schneller und schneller, nur um so bald wie möglich das weite, blaue Wasser zu erreichen. Alles in mir schreit danach in das Meer, in das kühle Nass, in dieses perfekte Element, in dem fast Schwerelosigkeit herrscht einzutauchen. Ich weiß nie genau wann meine Gedanken letztendlich die schimmernde Oberfläche durchbrochen haben, ich weiß nur, dass es überwältigend ist. Ich tauche tiefer und tiefer in dieses schöne Blau, lasse mich von einer Strömung irgendwohin treiben, schwimme mit den Fischen immer weiter in dem tiefen Meer.
Eine Gruppe von Delphinen begrüßt mich freundlich, sie schwimmen um mich herum, stupsen mich an und fordern mich auf mit ihnen zu kommen. Ich folge ihnen. Gemeinsam schwimmen wir nun immer weiter. Sie geben mir das Gefühl zu ihnen dazuzugehören, als wenn ich auch ein Delphin wäre. Ich darf teilhaben an ihrem Leben, ein Tier ihrer Gruppe werden. Wir fangen an zu jagen, treiben die kleinen Fische zusammen, die immer hektischer versuchen zu fliehen und dann ist es endlich soweit, mein Handeln wird nur noch von Instinkten gelenkt, wie in Trance jage ich mit ihnen und alle meine Sinne sind angespannt. Trotz allem ist es so leicht, so elegant, so sanft und gleitend, so wunderschön.
Als die Jagd vorbei ist ziehen wir weiter. Das Wasser, das mich umgibt ist glasklar, angenehm warm auf der Haut. Es ist als ob es mich beschützen möchte, es umarmt mich, streichelt mich sanft. Ich gebe mich ganz diesem Gefühl hin und fange zu dösen an. Ein paar der anderen tun es mir gleich sie sehen dabei so leicht und elegant aus, wir lassen uns treiben und genießen es perfekte Wesen in einem perfekten Element zu sein.
Auf einmal kommt Unruhe in meine Gruppe, einige flüchten, andere schwimmen zusammen, und einer kommt zu mir, es ist, als wenn er mich beschützen wollte, ich weiß nicht genau was um mich herum geschieht und auch nicht genau warum, bis ich den Hai entdecke der um uns herum schwimmt. Es ist ein sehr großer Hai, majestätisch gleitet er in der Nähe vorbei, er scheint aber kein Interesse an uns zu haben, denn er wendet sich wieder ab. Lange sehe ich ihm noch nach, auch noch als er schon gar nicht mehr zu erkennen ist. Ich bewundere ihn, seine Kraft, seine Eleganz, seine Wildheit und seine Schönheit, genauso wie ich alles unter der Oberfläche bewundere. Die anderen fangen an ausgelassen zu spielen, sie schwimmen knapp über den sandigen Grund, verjagen kleine Fische und geben mir immer mehr das Gefühl einer von ihnen zu sein.
Doch von einem Moment auf den anderen ist mein Gefühl anders, — inniger, — so das ich es nicht genau beschreiben kann, es ist vertrauter, fordernd, flehend in meinem Innern. Jedes Mal, wenn ich diesen Wandel in mir fühle, kommt der Delphin, der mich beschützt hat direkt auf mich zu geschwommen. Er umkreist mich und fordert mich auf mit ihm zu kommen. Gemeinsam gleiten wir auf ein nahes Riff zu, immer weiter durch diese wunderschöne Welt bis in eine ruhige Bucht. Das Wasser ist hier flacher und der Grund in circa acht Meter tiefe ist mit ganz feinem Sand bedeckt. Wir fangen an zu spielen, lassen uns einfach nur faul treiben, aber wir verlassen die Bucht nicht wieder. Jedes Mal wenn das passiert, fange ich an mich zu wundern, weil Delphine ja eigentlich gesellige Tiere sind. Ich verdränge diesen menschlichen Gedanken und träume weiter von uns beidem in dieser einsamen Bucht. Sein Verhalten beginnt sich aber immer mehr zu wandeln, und ich bemerke erst jetzt, dass er ein großes Männchen ist. Er beginnt sich an mich zu schmiegen, und auch meine Gefühle zu ihm werden immer stärker, ihn mir entsteht eine Sehnsucht, seine Gesten zu erwidern, auf seine Zuneigung zu antworten. Ich schwimme um ihn herum, berühre ihn und kuschle mich an ihn, ich vergesse alles um mich herum, sehe nur noch ihn. Er kommt näher zu mir heran und… Das Telefon klingelt.
Immer an der Stelle werden meine Gedanken zurück aus dem Wasser gerissen, fort von ihm, dem Meer, fort von meiner Liebe. Jedes Mal wenn das passiert, zerbricht etwas in mir, etwas von dem ich gar nicht gewusst habe, dass es überhaupt da war. Bevor ich es richtig fassen und festhalten konnte ist es auch schon wieder verschwunden. Heiße tränen laufen über mein Gesicht, ich sehne mich so sehr zurück in das Wasser – fort von der Realität – einfach nur zurück zu ihm.
Liebe überwindet alles
Ich träume von klarem wunderschönem Wasser. Ich bewege mich sanft, gleitend zwischen den Tieren der Delphingruppe. Sie nehmen mich als eine der ihren an. In der Gruppe finde ich auch das Männchen wieder, das mich vor dem Hai beschützt hat.
Ich merke, dass dies ein anderer Traum ist, er hat sogar schon anders begonnen. Sonst ist es immer so, dass meine Gedanken durch die Luft ins Wasser gerufen wurden, heute träume ich ohne Überleitung von den Delphinen. Sie haben mich auch nicht begrüßt, wie sonst, heute gehöre ich einfach von Anfang an dazu, so als ob ich schon immer bei ihnen sein würde.
Ich genieße das Gefühl und fühle mich dabei so wohl und glücklich, das ich alles um mich herum vergesse. Ich lasse mich mit geschlossenen Augen treiben und bemerke nicht, wie die anderen weiterziehen. Als ich meine Augen öffne sehe ich mich suchend nach den anderen um, kann aber keinen mehr entdecken. Ein wenig enttäuscht darüber schwimme ich in ein nahegelegenes Riff. Auf einmal kommt ein Delphin auf mich zu geschwommen, es ist mein Männchen.
Er fängt an mich zu umkreisen und stupst mich immer wieder mit seiner Nase an. Ich berühre flüchtig seine Haut, sie ist irgendwie warm und kalt zugleich. Ein herrliches Gefühl durchströmt mich dabei und ich fange an ihn immer mehr zu berühren, zu umarmen und zu streicheln. Es scheint ihm sichtlich zu gefallen, ich streichle ihn jetzt fast überall, als ich bei seinem Bauch angelangt bin nehme ich mir etwas Mut und streichle auch über seine Genitalfalte. Dabei bemerke ich, wie ein sanftes Zittern durch seinen Körper fließt. Er sieht mir jetzt direkt in die Augen und ich versinke in seinen, die so wunderschön und tief wie klare Bergseen sind. Ich umarme ihn wieder und bin in diesem Moment einfach nur glücklich.
Ich bemerke jetzt aber auch, dass er mehr von mir möchte, da ich seine Erregung schon deutlich sehen kann. Ich entschließe mich dazu, alles einfach seinen Lauf nehmen zu lassen und fange an seinen Bauch zu küssen, es ist ein phantastisches Gefühl seine Haut, die so voller Leben steckt, wie er selbst mit meinen Lippen zu berühren. Ich schmelze dahin und auch er stößt dabei leise quiekende Geräusche aus, die sich sehr angenehm anhören, fast wie das genießerische stöhnen eines Menschen, nur sehr viel mehr mit seinen Gefühlen durchzogen, wie ein Ausdruck seiner Leidenschaft. Als ich mit meinen Lippen an seiner Falte angekommen bin fange ich auch an seine Männlichkeit zu küssen, ich verwöhne ihn mit meinem Mund und spüre wieder das zittern, das seinen Körper schon einmal durchzogen hat, nur dieses Mal ist es ungleich kräftiger.
Ich gebe mich ihm ganz hin und kann spüren, wie ER suchend zwischen meine Beine fährt. Als ER gefunden hat, wonach ER suchte, spüre ich wie er in mich eindringen will, aber irgendwas scheint ihn zurückzuhalten, ausgerechnet jetzt, wo ich ihn so sehr begehre.
Er zieht sich zurück, dreht sich auf den Bauch und sieht mich an. Zuerst sehe ich wieder nur seine tiefen, wunderschönen Augen, aber dann bemerke ich das etwas anders ist. Sie sind nicht fordernd oder befehlend. Es ist eine Frage, die in ihnen steht, und die ich mit einem stummen Nicken beantworte, Ja, mein Freund, ich will hier und jetzt und auch in Zukunft bei dir bleiben.
Er kuschelt sich an mich und wieder spüre ich IHN zwischen meinen Beinen. Dieses Mal ist es kein suchen, denn er weiß genau, wo er hin muss. Langsam und wahnsinnig sanft und zärtlich dringt er in mich ein. Ich fühle IHN so sanft in mich hinein gleiten, wie ER mein Inneres auseinander drängt und seine ganze Männlichkeit in mir verschwinden lässt. Als ER in mir drin ist, bewegt ER sich erst langsam und zärtlich, dann etwas verspielt und schließlich fordernd. Immer heftiger und ekstatischer vereinen wir uns im glasklaren Wasser des Meeres. Genau in diesem Moment wünsche ich mir wirklich für immer und ewig hierbleiben zu können. Danach wird mein Denken ausgelöscht. Ich werde nur noch von meinen Gefühlen geleitet. Ich spüre, wie ich einem Orgasmus immer näher komme und auch, dass er sich nicht mehr lange zurückhalten kann. Gemeinsam kommen wir zum Höhepunkt und ich merke, wie ER sich mit einem Ruck in mir entlädt und sein warmes Sperma noch tiefer in mir vordringt, dieses wahnsinnige Gefühl treibt mich zu einem weiterem Höhepunkt, intensiver als ich es mir je habe vorstellen können. Ich zittere innerlich vor Glück und sanfte Wellen der Erregung fließen immer noch durch meinen Körper. Ich fühle, das es auch ihm nicht anders ergeht. Als er sich nach endlos erscheinenden Minuten des Glücksgefühls aus mir zurückzieht dränge ich mich ganz dich an seinen Bauch, weil ich mich dort in seiner direkten Nähe am geborgensten fühle. Ich möchte nie wieder von ihm fort, jetzt da wir endlich zusammen sind und uns geliebt haben.
Doch auf einmal bemerke ich ein Rufen. Es ist so fordernd, hart und befehlend. Es ist so übermächtig, dass es mich von ihm fortreißt. Ich strecke meine Arme nach ihm aus und versuche zu ihm zurück zu schwimmen. Aber es geht nicht. Ich entferne mich immer weiter von ihm und sehe, wie er mir traurig und enttäuscht nach sieht. In seinen Augen liegt ein stummer Vorwurf, der mir mit aller Kraft entgegen schreit: „Warum tust du mir das an? Warum gehst du wieder fort?“ Seine Augen versetzten mir ein tiefen Stich in mein Herz, und dann verschwinden sie langsam mit ihm im tiefen Blau des Meeres.
Durch meinen inneren Schmerz abgelenkt bemerke ich nicht, das ich zu meinem Körper zurückgerufen werde. Zurück durch die Luft, wie alle meine Träume enden. Allerdings ist dieses Gefühl auch anders als sonst. Es ist voller Trauer, aber ich verspüre nicht diese heiße Sehnsucht des Verlangens, nur eine gewisse Leere. Das Gefühl etwas verloren zu haben, nicht so wie sonst, denn ich habe das Gefühl immer erst nach dem Erwachen gehabt, nicht schon vorher. Und noch etwas spüre ich, ich weiß das es nichts mit ihm zu tun hat, sondern mit mir selbst. Ich werde immer verwirrter, nun, da meine Reise durch die Luft auch schon so lange dauert, und nicht so kurz ist wie sonst. Vor dem Fenster meiner Wohnung angekommen, sehe ich, dass noch jemand außer mir dort ist, sogar sehr viele sind dort. Ich stelle mich einfach dazwischen und spüre sofort die Unruhe, die die anderen offensichtlich ergriffen hat. Suchend sehe ich mich um und kann auch gleich die Ursache dafür feststellen. — Es ist mein Körper. — Sie hantieren an ihm herum und so entschließe ich mich näher heran zu treten. Ich sehe wie Blut aus meinen Mund, aus meiner Nase und aus meinem Augen tropft. Das Blut fließt aus meinen geschlossenen Augen wie Tränen. Es sieht eigenartig aus, da mein Gesicht ganz blass ist, wie Porzellan. Die „Tränen“ sehen ein wenig aus wie Rotwein, der ganz langsam über meine Backen rollt.
Ich bin erstaunt darüber, wie ruhig ich bei diesem Anblick bleibe. Ich sehe, dass mein Körper tot ist, das er nicht mehr atmet, das mein Herz nicht mehr schlägt und dennoch fühle ich nur eine gewisse Leere, die mir aber nichts ausmacht.
Ich höre jemanden sagen, dass ich in meinem Bett ertrunken sei und dass das zwar unmöglich sein, aber tatsächlich die Todesursache ist. Ich trete wieder an meinen Körper heran. Dort sitzt ein guter Bekannter von mir, den ich sehr gerne habe. Er hält die Hand meines toten Körpers, drückt mir einen sanften Abschiedskuss auf meine Stirn und sagt leise: „Jetzt bist du frei.“
Frei
Meine Gedanken überschlagen sich förmlich. — Ich bin frei. — Ich kann zu ihm zurückkehren, ich kann bei ihm bleiben, für immer.
Dann sehe ich die Träne, die über das Gesicht meines Bekannten läuft und denke mir, das ich wenigstens ihm danken sollte, dafür das er mich mit seinem letzten Satz glücklich gemacht hat.
Ich gehe ganz nah zu ihm hin, küsse ihn an die gleiche Stelle, an die er mich zuvor geküsst hat und flüstere ihm ins Ohr: „Ich danke dir und sei nicht traurig. Meine Gedanken leben weiter. Ich werde fortgehen an einen Ort und mit jemandem, bei dem ich sehr glücklich sein werde. Die Erinnerung an diesen Augenblick wird nie in mir sterben, denn es ist der beste Wendepunkt den mein Leben hat nehmen können. Lebe wohl und sei nicht traurig, denn jetzt bin ich wirklich frei.“
Danach schicke ich mich sofort an so schnell wie möglich zurück ins Meer zu gelangen. Um in alle Ewigkeit mit ihm zusammenzuleben, ihn für immer zu Lieben. Unsere Liebe zueinander hat es ermöglicht. Denn die Liebe in jeglicher Form überwindet alles.
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