Der anfänglich nur höflich abgetane Vorschlag, es mir mal durch den Kopf gehen zu lassen, verließ mich nicht mehr. Noch mehr: Ich diskutierte ihn mit mir selbst, erwog Vor- und Nachteile und fand mehr und mehr Gefallen an dem Gedanken eine Lösung parat zu haben nicht mehr allein sein zu müssen. In meiner Vorstellung formte sich die Aussicht nicht mehr Tag für Tag in eine leere Wohnung heimkehren zu müssen, Zuwendung zu geben, aber auch als Antwort zurück zu bekommen. Da war natürlich der Gedanke an Schutz und Sicherheit, aber auch die Aussicht auf einen Lauf-Partner, der mein Training imstande war mitzubegleiten, egal ob auf Beinen, Fahrrad oder im Wasser. Kurzum, ich erkannte die perfekte Lösung für meine herausfordernden Beziehungs-Hürden, an denen bisherige Zweibeiner immer so kläglich gescheitert waren. Vielleicht brauchte es einfach vier Beine, um mir gerecht werden zu können.
Fortan ließ ich mich von kundigen Kollegen beraten, recherchierte im Internet und einschlägigen Magazinen und Büchern, was die Anforderungen waren, was ich an Vorbereitung brauchte und was letzten Endes „mein“ Hund werden sollte. Die Richtung schien vorgegeben: Es sollte eine Deutsche Dogge sein, die am besten zu mir passen würde.
Einer Empfehlung folgend gelangte ich an einen Züchterverein nicht allzu weit entfernt Richtung Memmingen. Nach ein paar Telefonaten trat ich eines Samstagvormittags die halbstündige Fahrt zu „Brigitte“, deren ansprechend ausgeglichene Telefon-Sprechstimme mir von Anfang an sympathisch war, an. Sie hatte mir vorgeschlagen eine ihrer Doggen kennenzulernen, um herauszufinden, ob wir beide zueinander passten. Es war also soweit! Ich war bereit für mein erstes Treffen mit Thor.
Thor war eine achtzehn Monate alte (junge) männliche Dogge. Die Besitzerin versicherte mir, dass er ein ausgesprochen ausgeglichenes Gemüt besaß und hierzu — unter anderem — durchaus jede Menge an Bewegung und Auslauf beanspruchte. Mein gutes Gefühl wuchs und fast hätte ich beim Gang über das weitreichende Grundstück zum weiter hinten gelegenen Zwinger geglaubt so etwas wie Schmetterlinge im Bauch zu spüren. Ich fühlte mich zurückversetzt in meine Zeit als naives Schulmädel, das im Begriff war seinen geheimen Schwarm endlich vorgestellt zu werden. Irgendwie kam ich mir albern vor, konnte aber nicht leugnen, dass es sich einfach gut anfühlte.
Als wir um die Ecke einer Stallung bogen und ich den Blick auf den weitläufigen Zwinger richtete erschrak ich. Mich durchzuckte so etwas wie ein Schock, oder besser eine unvorbereitete Überraschung, mit der ich einfach nie und nimmer gerechnet hätte. Da waren zwei Hunde! Zwei Hunde, von denen die eine gerade vom anderen begattet wurde.
„Da schau‘ dir doch diesen ungestümen Jungspund an“, lachte Brigitte nur. „Da sehen sie, dass Thor unbedingt jemanden braucht, der ihn auslastet und sich mit ihm abgibt. Sonst kommt der nur auf dumme Gedanken“, amüsierte sich Brigitte eher, ohne dass sie dieses irgendwie aus der Bahn zu werfen schien.
Ganz im Gegensatz zu mir. Nun gut, ich kannte natürlich aus Fernseh-Reportagen und der Schule Bilder oder Filme von kopulierenden Tieren. Aber so nah, so „live“, so intensiv hatte ich es eben noch nie miterlebt. Brigitte erzählte unbeeindruckt von der Hündin „Freya“. Und dass es für die beiden höchste Zeit würde getrennt zu werden, bevor Freya geschlechtsreif und trächtig von diesem Treiben würde. Sie erzählte auch irgendwas von das wir jetzt einfach warten müssten, bis Thor mit dem Knoten aus Freya raus wäre, da es keine Chance gäbe sie jetzt zu trennen und so weiter und so weiter.
Um ehrlich zu sein, ich hatte keine Ahnung wovon Brigitte redete. DEN Teil hatte ich wohl in meiner Vorbereitung ausgelassen. Dabei versuchte ich so höflich wie nur möglich zu bleiben, Brigitte — während sie sprach — anzusehen und aktiv zuzuhören. Aber immer und immer wieder kehrten meine Augen zu den zwei Hunden zurück. Dieser unglaubliche Rhythmus, mit der Thor ohne Punkt und Komma in Freya hämmerte, dieser nur ansatzweise sichtbare kräftige Schaft, der irgendwo in Freya verschwunden schien, diese Ausdauer, diese Konsequenz. Nach einer halben Ewigkeit, ganz plötzlich, ohne Vorwarnung, zog Thor sich aus Freya zurück. Und an dem Tier von gut 82 kg fast reinster Muskelmasse, die vor Vitalität und Lust nur so zu strotzen schien, schwang ein DING, das länger als dreißig Zentimeter sein musste, noch halbwegs hart und steif unter Thor, etwa so dick wie mein eigener Fußknöchel! Dieses Ereignis brannte sich irgendwie in mein Gehirn ein. Das Verkaufsgespräch, die Übergabe der Unterlagen, all das verblasste mit der Zeit. Aber dieses Bild der ineinander feststeckenden zwei Hunde und dann dieses monster-mäßigen Schwengels wollte mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Keine Ahnung. Schwer zu sagen was es war. Was es mit mir machte. Heruntergebrochen war es wohl nur eines für mich: GEIL… Ich erinnere mich, dass ich mich für dieses Gefühl irgendwie schämte, es als krankhaft betrachtete, es ablehnte. Aber dennoch war es da und wollte mich einfach nicht wieder verlassen.
Es mag daran gelegen haben, dass ich seit meiner Scheidung von vor zwei Jahren gerade mal Sex mit zwei, drei One-Night-Stands genossen hatte. Und selbst diese waren eine herbe Enttäuschung. Es mochte an der schieren Größe liegen. Nun gut, ich war groß gebaut und konnte durchaus etwas wegstecken. Mein Ex-Mann war hier auch wunderbar ausgestattet. Aber das hier war wie aus einem schmutzigen und abartigen Pornofilm. Eine unmenschliche Übergröße. Na ja, unmenschlich stimmte ja auch. Zu dieser Kategorie passte auch der weitaus größer als ein Tennisball am Körperende des Schaftes pulsierende Knoten (nun wusste ich, was es war!).
All das hatte in mir etwas angefacht, was ich seit dem Rosenkrieg mit meinem Ex und der Zeit durch und nach der Scheidung, verdrängt hatte. Ich hatte nicht etwa Lust mich von einem Hund besteigen zu lassen. Es war viel simpler, viel einfacher und damit viel effektiver: Mir wurde bewusst, dass mein Körper, mein Geist, meine Lust, einfach alles in mir nichts weiter als wieder einmal einen großen, fleischigen, harten Schwanz in sich spüren wollten. Nichts mehr. Nichts weiter. Aber verdammt nochmal auch nichts weniger!
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