Hinweis:
Die Handlung dieser Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten und Ereignissen.
Die Geschichte beruht auf mehreren wahren / echten Fällen und Gerichtsprozessen aus den Jahren 1949 bis 1969, in denen Frauen und Männer nach § 175b StGB (die widernatürliche Unzucht, welche von Menschen mit Tieren begangen wird) verurteilt wurden.
Zum Schutz der Beteiligten sind die Personen- und die Ortsnamen verändert worden.
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Altholm, Mittwoch, 1. Juni 1949:
Ein wunderschöner Morgen an einem Sommertag wie aus dem Bilderbuch: Strahlend blauer Himmel, angenehme fünfzehn Grad und keine einzige Wolke am Himmel. Aus den weit geöffneten Fenstern der im Krieg nicht zerstörten Arbeiter-Mietskasernen strömte der Duft von frischen Brötchen und Kaffee, und aus einigen Fenstern, vornehmlich aus denen der im Krieg nicht zerstörten Bürger-Mietshäuser, drangen Klänge von Grammophonen und Radios auf die Straßen der alten Industriestadt.
Während sich die Arbeiter und Angestellten schon auf ihrer Arbeit befanden, bereitete sich an diesem Morgen im Amtsgericht von Altholm ein junger Richter von gerade einmal neunundzwanzig Jahren, auf die erste Verhandlung in seinem Berufsleben vor.
Voller Stolz zog er sich die schwere schwarze Richterrobe an und betrachtete sich stolz und ehrfürchtig im Spiegel. Wie lange? Er wusste es nicht und wollte es auch nicht wissen. Doch mit einem Male wurde er aus seinen Träumereien gerissen: Es klopfte vorsichtig, aber bestimmt an der Tür des Richterzimmers.
„Herein!“, sagte der junge Richter erschrocken und drehte sich reflexartig zur Tür. Die Tür öffnete sich und ein alter Justizbeamter betrat das Richterzimmer. „Herr Richter Dr. Rombach …?“, fragte der alte Justizbeamte zu dem jungen Richter. „Ja?“, antwortete der junge Richter mit etwas erschrockenem und verwirrtem Unterton. „Herr Richter Dr. Rombach, es ist Zeit!“, sagte der alte Justizbeamte und deutete diskret auf die Uhr, die über der Tür zum Flur hing.
„Oh, ja!“, antwortete der junge Richter sichtlich überrascht, wobei er auf die Uhr schaute, die bereits drei Minuten vor neun anzeigte. „Ich denke, es wird Zeit! Danke!“ „Dafür bin ich ja da!“, antwortete der alte Justizbeamte teilnahmslos und ging wieder in den Sitzungssaal.
Der junge Richter folgte dem alten Justizbeamten in den Sitzungssaal, setzte sich auf den Richterstuhl und schaute sich aufgeregt um: Neben dem Staatsanwalt und der Gerichtsschreiberin waren nur drei Zuschauer im Sitzungssaal anwesend, bei denen es sich um zwei alte Frauen und einen alten, invaliden Mann handelte.
Dann verließ der alte Justizbeamte den Sitzungssaal, ging auf den Gang vor dem Sitzungssaal und rief laut den Fall auf: „Zur Verhandlung kommt nun die Strafsache Neubauer! Den Vorsitz hat Herr Richter Dr. Martin Rombach!“
Nach und nach betraten nun der Angeklagte und sein Anwalt und der Zeuge den Sitzungssaal. Als aller Prozessbeteiligten im Sitzungssaal waren und ihre Plätze eingenommen hatten, schloss der alte Justizbeamte die Tür zum Sitzungssaal und setzte sich auf einen einfachen Stuhl neben der Tür.
Dann eröffnete Richter Dr. Rombach mit selbstsicherer und starker Stimme die Sitzung: „Zur Verhandlung kommt heute die Strafsache Neubauer. Anwesend sind der Angeklagte Markus Neubauer zusammen mit seinem Anwalt Herrn Rechtsanwalt Abraham Broflovski. Die Anklage wird vertreten von Herrn Staatsanwalt Dr. Hans Hermann Griem. Weiter sind anwesend der Zeuge Herr Dieter Rohde.“
Nachdem alle Formalien erledigt waren, bat Richter Dr. Rombach den Zeugen mit dem Hinweis, den Sitzungssaal zu verlassen, und draußen auf dem Gang wieder Platz zu nehmen, bis er wieder aufgerufen wird.
Dann bat Richter Dr. Rombach alle Anwesenden, sich wieder zu setzen, und verlas die Angaben zum Angeklagten.
„Sie heißen Markus Neubauer, sind geboren am 1. März 1914, fünfunddreißig Jahre alt, geschieden, keine Kinder. Von Beruf gelernter Krankenpfleger, letzter ausgeübter Beruf landwirtschaftliche Hilfskraft. Zur Zeit arbeits- und erwerbslos. Seit dem 25. Mai 1949 wohnhaft in Altholm, Polizeigefängnis im Haart 48 … Sind diese Angaben alle korrekt Herr Neubauer?“, las Richter Dr. Rombach laut und kühl vor, ohne den Angeklagten dabei wirklich anzusehen.
„Ja“, antwortete der Angeklagte Neubauer mit gesenktem Kopf nachdenklich und mit etwas beschämten Unterton. „Die Angaben sind korrekt, Herr Richter!“, und setzte sich wieder. „Gut!“, sagte Richter Dr. Rombach mit erleichtertem Unterton und bat den Staatsanwalt Dr. Griem die Anklage zu verlesen.
Staatsanwalt Dr. Griem stand auf und begann laut und streng, ja fast schon böse, die Anklageschrift zu verlesen:
„Der Angeklagte Neubauer ging am Abend des 24. Mai 1949 gegen 20 Uhr in den Pferdestall von seinem Arbeitgeber, dem Landwirt und Zeugen Dieter Rohde in Havenstein, wo er sich dann mehrfach an der Schwarzwälder-Kaltblutstute Louise des Landwirts und Zeugens Rohde sexuell verging. Als der Zeuge Rohde gegen 21 Uhr den Pferdestall betrat, vernahm er aus der Box der Schwarzwälder-Kaltblutstute Louise laute, unflätige Geräusche. Der Zeuge Rohde stellte daraufhin das Licht im Pferdestall an und ging zur Box der Schwarzwälder-Kaltblutstute Louise, wo er den Angeklagten Neubauer vollständig entblößt auf einem hölzernen Melkhocker stehend antraf, wie dieser gerade den vaginalen Geschlechtsverkehr mit der Schwarzwälder-Kaltblutstute Louise vollzog. Der Zeuge Rohde forderte den Angeklagten Neubauer daraufhin sofort wutentbrannt auf, er solle damit sofort aufhören und zusehen, dass er wieder in seine Kammer verschwindet. Der Angeklagte Neubauer antwortete dem Zeugen Rohde daraufhin, dass er eh gleich fertig sei und dass er sich nicht so anstellen solle, schließlich gefalle es Louise ja auch, und forderte den Zeugen Rohde abwertend und arrogant auf, den Pferdestall wieder zu verlassen, damit er in aller Ruhe den Geschlechtsakt mit der Schwarzwälder-Kaltblutstute Louise endlich vollziehen kann. Dabei bezeichnete und verhöhnte er den Zeugen Rohde als alten, kranken Mann, der doch nur neidisch ist, weil er selber nicht mehr in der Lage und fähig dazu ist, den Geschlechtsverkehr mit einem Pferd oder einem Menschen auszuführen und zu vollziehen. Der Zeuge Rohde drohte dem Angeklagten Neubauer daraufhin, den Wachtmeister zu holen, wenn er nicht augenblicklich den Geschlechtsverkehr mit der Schwarzwälder-Kaltblutstute Louise beenden würde. Der Angeklagte Neubauer antwortete dem Zeugen Rohde daraufhin verachtend, dass er lieber wieder ins Bett gehen solle, da so viel Aufregung nicht gut für seine eh schon angeschlagene Gesundheit sei. Der Zeuge Rohde verließ daraufhin den Pferdestall und machte sich dann zu Fuß auf den Weg zum Polizeiposten in Havenstein, wo er gegen 21:30 Uhr ankam und auf den stationierten und zuständigen Polizei-Wachtmeister traf. Nachdem der Zeuge Rohde dem Polizei-Wachtmeister die Lage und Situation geschildert und beschrieben hatte, fuhr der Polizei-Wachtmeister mit dem Beiwagenkrad und dem Zeugen Rohde wieder zum Hof des Zeugen Rohde, wo sie gegen 22 Uhr ankamen. Der Zeuge Rohde und der Polizei-Wachtmeister gingen sofort in den Pferdestall, wo der Angeklagte Neubauer noch immer den vaginalen Geschlechtsverkehr mit der Schwarzwälder-Kaltblutstute Louise vollzog, woraufhin der Polizei-Wachtmeister ohne Ansprache die Box der Schwarzwälder-Kaltblutstute Louise betrat und den Angeklagten Neubauer von dem Melkhocker zog, wodurch der Geschlechtsverkehr mit der Schwarzwälder-Kaltblutstute Louise beendet wurde. Der Polizei-Wachtmeister nahm den Angeklagten Neubauer in Gewahrsam, von wo aus er am darauffolgenden Tag in das Polizeigefängnis nach Altholm überführt wurde. Der Angeklagte Neubauer hat sich damit einem Verbrechen gemäß § 175b Strafgesetzbuch, widernatürliche Unzucht, welche von Menschen mit Tieren begangen wird, schuldig gemacht! Es muss hier auch besonders erwähnt werden, dass der Angeklagte Neubauer schon seit seinem sechzehnten Lebensjahr widernatürliche Unzucht mit Tieren begeht!“
Richter Dr. Rombach bedanke sich höflich bei Staatsanwalt Dr. Griem und fragte den Angeklagten Neubauer, ob er sich zu der Anklage und den Tatvorwürfen äußern möchte.
„Öhm, ja!“, antwortete der Angeklagte Neubauer sichtlich verlegen und peinlich berührt. „Ich, öhm ja … also, ich sage aus …“ „Gut!“, sagte Richter Dr. Rombach gelassen und kühl. „Dann darf ich Sie bitten, aufzustehen und in den Zeugenstand zu kommen!“
Der Angeklagte Neubauer nickte verlegen und peinlich berührt, stand auf und setzte sich auf den einfachen Holzstuhl vor der Richterbank.
Richter Dr. Rombach belehrte den Angeklagten mit ermahnendem Unterton, dass er nichts zu sagen braucht, was ihn selbst belaste, wenn er, aber etwas sagt, dass das dann aber der Wahrheit entsprechen muss, da er sich ansonsten strafbar macht.
Der Angeklagte Neubauer zuckte beim letzten Satz ängstlich zusammen und sagte sichtlich eingeschüchtert, dass er alles verstanden habe. „Gut!“, sagte Richter Dr. Rombach gelassen und kühl. „Dann fangen Sie mal an!“
„Ja, ähm … also … Also ähm, ja, das stimmt schon so, was der Herr Staatsanwalt hier vorgetragen hat“, begann der Angeklagte Neubauer sichtlich peinlich berührt, beschämt und mit gesenktem Kopf zu berichten. „Ich hatte Sex mit dem Pferd.“ „Und warum?“, begann Richter Dr. Rombach kühl aber mit neugierigem und interessiertem Unterton zu fragen. „Wie ist es dazu gekommen?“ „Ich mag das halt Herr Richter“, antwortete der Angeklagte Neubauer verklemmt, wobei er seinen Kopf ein klein wenig hob. „Was mögen Sie?“, fragte Richter Dr. Rombach kühl aber mit deutlich neugierigem und interessiertem Unterton den Angeklagten weiter. „Sex mit Pferden, Herr Richter …“, antwortete der Angeklagte Neubauer verklemmt und mit angsterfülltem Unterton und hob seinen Kopf vorsichtig und langsam weiter. „Den ‚Herrn Richter‘ lassen wir mal weg!“, sagte Richter Dr. Rombach mehr oder weniger genervt. „Die Zeiten sind vorbei! Das heißt jetzt ‚Herr Vorsitzender‘!“ „Ja, Herr Vorsitzender“, antwortete der Angeklagte Neubauer sichtlich verunsichert und schaute Richter Dr. Rombach verängstigt an.
„Also …“, fuhr Richter Dr. Rombach entspannt und gelassen fort. „Sie mögen also Sex mit Pferden? Aber warum? Was reizt Sie daran? Was ist so schön daran?“
Der Angeklagte Neubauer schaute Richter Dr. Rombach sichtlich überrascht und verwundert an und fragte ihn vollkommen irritiert, verunsichert und verängstigt, warum er das denn alles wissen will. „Nun“, begann Richter Dr. Rombach entspannt und gelassen, ja fast schon fürsorglich dem Angeklagten zu erklären, „ich beziehungsweise wir, möchten Sie hier gerne kennenlernen und verstehen!“ „Ich verstehe Sie nicht, was das soll“, sagte der Angeklagte Neubauer vollkommen irritiert und überfordert. „Warum wollen Sie das jetzt auf einmal alles wissen? Ich hatte Sex mit dem Pferd und komme dafür wieder ins Gefängnis! So wie immer. Ich weiß nicht, was das hier alles soll?“
„Nun“, begann Richter Dr. Rombach seufzend und mit schulmeisterlichem Unterton, „es ist ja nicht das erste Mal, dass Sie Sex mit Pferden haben und deswegen auch immer wieder vor Gericht stehen! Warum machen Sie denn immer noch weiter damit?“ „Das gefällt mir halt“, antwortete der Angeklagte Neubauer vollkommen irritiert und überfordert. „Sex mit Pferden … Ich mochte das schon immer.“
„Wann hatten Sie denn das erste Mal Sex mit einem Pferd?“, fragte Richter Dr. Rombach entspannt und gelassen und mit neugierigem und interessiertem Unterton. „Mit sechzehn, Herr Richter, mit sechzehn …“, antwortete der Angeklagte Neubauer leise und sichtlich beschämt.
„Und wie kam es dazu?“, fragte Richter Dr. Rombach mit neugierigem und interessiertem Unterton weiter.
Der Angeklagte Neubauer schaute Richter Dr. Rombach sichtlich verwundert und irritiert an. „Warum wollen Sie das wissen Herr Richter, ähm, Herr Vorsitzender?“, fragte der Angeklagte Neubauer vollkommen irritiert und überfordert, ja fast schon den Tränen der Verzweiflung nahe. „Was um alles in der Welt spielt das denn jetzt auf einmal für eine Rolle hier? Ich hatte Sex mit dem Pferd und komme dafür wieder ins Gefängnis! Also was soll das hier alles?“
„Das frage ich mich auch!“, warf Staatsanwalt Dr. Griem genervt und mit aggressivem Unterton ein, wobei er aufstand und mit dem rechten Zeigefinger demonstrativ und anklagend auf den Angeklagten zeigte. „Was soll die ganze Fragerei hier überhaupt? Der Angeklagte hat gestanden, und ist dafür entsprechend zu verurteilen und zu bestrafen!“
„Herr Staatsanwalt!“, begann Richter Dr. Rombach Staatsanwalt Dr. Griem mit energischer Stimme zu maßregeln. „Beherrschen Sie sich gefälligst! Den Volksgerichtshof gibt es zum Glück nicht mehr! Die Zeiten der Willkür- und Gesinnungsjustiz sind vorbei! Also halten Sie sich an die Strafprozessordnung und benehmen Sie sich gefälligst! Ansonsten stelle ich das Verfahren ein!“
Staatsanwalt Dr. Griem verstand und schaute Richter Dr. Rombach sichtlich verärgert und drohend an. Dann setzte er sich wieder und verschränkte verärgert die Arme.
„Also“, fuhr Richter Dr. Rombach seufzend fort, wobei er den Angeklagten Neubauer auffordernd anschaute, „wie kam es jetzt dazu, dass Sie gerne Sex mit Pferden haben?“
„Nun ja, also“, begann der Angeklagte Neubauer vollkommen irritiert und verunsichert und überfordert, ja fast schon den Tränen der Verzweiflung nahe, zu erzählen, „das fing an, als ich sechzehn war. Also da hatte ich zum ersten Mal Sex mit einem Pferd. Und das hat mir und dem Pferd halt auch gefallen.“ „Also ein Jahr nachdem Sie mit der Schule fertig waren?“, kommentierte Richter Dr. Rombach die Aussage des Angeklagten. „Ja, Herr Vorsitzender“, antwortete der Angeklagte Neubauer sichtlich verunsichert und schaute Richter Dr. Rombach verängstigt an. „Ich habe nach der Schule eine Ausbildung zum Kaufmann bei einem Fuhrunternehmer in Tönning angefangen und der hatte auch einen eigenen Stall mit seinen Pferden.“
„Und mit diesen Pferden hatten Sie dann auch Verkehr?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten gelassen. „Nein, Herr Richter“, antwortete der Angeklagte Neubauer sichtlich verunsichert und ängstlich und schaute Richter Dr. Rombach verängstigt an, „zuerst nicht. Zuerst habe ich nur mit den Pferden gekuschelt und mich an ihnen gerieben, bis ich abgespritzt habe. Dann habe ich angefangen, ihre Geschlechtsteile zu berühren. Dabei habe ich dann auch immer gewichst.“
„Und das hat Ihnen gefallen?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten neugierig und interessiert weiter. „Also das Berühren der Geschlechtsteile von den Pferden und dazu zu wichsen?“
„Ja, Herr Richter“, antwortete der Angeklagte Neubauer immer noch sichtlich verunsichert und ängstlich und schaute Richter Dr. Rombach weiterhin verängstigt an, „das war schon schön! Viel schöner als mit den Frauen!“
„Aber irgendwann hat Ihnen das Berühren und das Wichsen dann nicht mehr gereicht?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten neugierig und interessiert weiter.
„Ja, Herr Richter“, fuhr der Angeklagte verunsichert fort. „Irgendwann wollte ich dann halt auch mal wissen, ob das mit einer Stute genauso ist, wie mit einer Frau.“
„Also hatten Sie auch Verkehr mit Menschen?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten neugierig und interessiert weiter. „Ja, Herr Richter“, fuhr der Angeklagte immer noch verunsichert fort. „Sogar mehrfach. Aber das hat mir nie was gegeben. Habe mich nie dabei wohlgefühlt. Und irgendwie habe ich dabei auch nie wirklich was empfunden. Und dann wollte ich halt mal wissen, wie das so mit einem Pferd ist. Ob das schöner ist oder ob mir das auch nichts gibt“
„Und war dieser erste Verkehr mit einer Stute dann schöner und besser als mit einer Frau?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten neugierig und interessiert weiter. „Ja, Herr Richter“, fuhr der Angeklagte sichtlich peinlich berührt und verunsichert fort. „Das war wunderschön und hat mir mehr gegeben als mit allen Frauen, mit denen ich vorher zusammen hatte, auch wenn es nicht gleich so geklappt hatte“
„Wie?“, begann Richter Dr. Rombach den Angeklagten mit verwundertem Unterton zu fragen. „Wie meinen Sie das jetzt, dass es nicht gleich geklappt hat?“ „Nun ja, Herr Richter“, fuhr der Angeklagte sichtlich peinlich berührt und verunsichert fort, „ich musste meinen Schwanz ganz schön ‚polieren‘, bis es dann mit dem Verkehr geklappt hat.“
Richter Dr. Rombach verstand und fragte den Angeklagten sichtlich neugierig und interessiert, wie es denn war, als es dann endlich geklappt hat. „Ich habe mir dann einen Hocker genommen“, begann der Angeklagte sichtlich peinlich berührt zu erzählen, „den habe ich dann hinter die Stute gestellt und es dann gemacht Herr Richter!“
„Verstehe!“, sagte Richter Dr. Rombach nachdenklich und fragte den Angeklagten neugierig und interessiert weiter, wie der Verkehr mit der Stute denn war, und wie der Unterschied zu einer Frau war.
„Es war einfach nur wunderschön Herr Richter!“, antwortete der Angeklagte zwar immer noch peinlich berührt, aber doch mit etwas, kaum wahrnehmbaren freudigen Unterton zu erzählen. „Gar nicht zu vergleichen mit einer Frau!“
„Ich verstehe!“, sagte Richter Dr. Rombach nachdenklich und fragte den Angeklagten neugierig und interessiert weiter, ob er zu dem Zeitpunkt, wo er den ersten Verkehr mit der Stute hatte, mit einer Frau zusammen war. „Ja, Herr Richter“, antwortete der Angeklagte peinlich berührt, „aber nur um nicht aufzufallen …!“
„Wie meinen Sie das, dass Sie nur mit einer Frau zusammen waren, um nicht aufzufallen?“, fragte Richter Dr. Rombach neugierig und interessiert, aber mit ernstem, ja fast schon ermahnendem Unterton. „Nun ja, Herr Richter“, fuhr der Angeklagte sichtlich peinlich berührt und verunsichert fort, „es wäre halt aufgefallen, wenn ich mit sechzehn keine Frau gehabt hätte. Da wären halt Fragen gestellt worden!“
„Was denn für Fragen?“, fragte Richter Dr. Rombach neugierig und interessiert und mit forderndem Unterton weiter. „Na ja“, fuhr der Angeklagte peinlich berührt fort, „Fragen halt, ob ich krank bin, ob ich zu denen gehöre, die Männer mögen.“
„Ich verstehe!“, antwortete Richter Dr. Rombach nachdenklich und fragte den Angeklagten neugierig und interessiert weiter, wann er denn das erste Mal erwischt wurde, wobei er demonstrativ in der vor ihm auf der Richterbank liegenden Akte des Angeklagten blätterte.
„Das war ein Jahr, nachdem ich zum ersten Mal Verkehr mit einer Stute hatte“, begann der Angeklagte nachdenklich und sichtlich peinlich berührt zu erzählen. „Das war 1931“, zitierte Richter Dr. Rombach aus der Akte des Angeklagten.„Da waren Sie siebzehn …“
„Ja, Herr Richter“, fuhr der Angeklagte peinlich berührt fort, „die Anna, also das war das Dienstmädchen von meinem Lehrherren da in Tönning, also die hat mich dann eines Abends im Stall dabei gesehen, wie ich da mit einer Stute poussiert habe. Und das hat sie dann gleich meinem Lehrherren und meiner damaligen Frau, der Babette erzählt.“
„Und wie ging es dann weiter? Nachdem ihr Lehrherr und ihre damalige Frau davon erfahren haben?“, fragte Richter Dr. Rombach neugierig und interessiert und mit etwas forderndem Unterton weiter, wobei er weiter demonstrativ in der vor ihm auf der Richterbank liegenden Akte des Angeklagten blätterte.
„Na ja, Herr Richter“, begann der Angeklagte nachdenklich zu erzählen. „Ich bin dann zuerst in das Polizeigefängnis in Tönning gekommen. Da bin ich dann jeden Tag befragt worden. Das wurde auch immer alles aufgeschrieben und dann zum Gericht nach Husum geschickt. Da in Tönning war ich – gut ‘ne Woche war ich da.“
„Und dann?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten neugierig und interessiert weiter. „Wie ging es dann für Sie weiter?“ „Na ja, Herr Richter“, fuhr der Angeklagte mit nachdenklichem Unterton fort, „nach einer Woche kam dann eines Tages ein Richter aus Husum. Der hat mir dann mitgeteilt, dass ich zuerst einmal nach Glückstadt in die Landesarbeitsanstalt komme.“ „Und hat man Ihnen auch gesagt, wie lange Sie in Glückstadt bleiben sollten?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten neugierig und interessiert weiter. „Nein, Herr Richter“, fuhr der Angeklagte sichtlich nachdenklich fort, „das hat mir der Richter da in Tönning nicht gesagt …“
„O.k.!“, antwortete Richter Dr. Rombach nachdenklich, wobei er weiter demonstrativ in der vor ihm auf der Richterbank liegenden Akte des Angeklagten blätterte. „Und wie ging es dann in Glückstadt weiter?“
Der Angeklagte schluckte und begann dann mit zittriger, ja fast schon angsterfüllter Stimme nachdenklich zu erzählen: „Ich bin dann am anderen Tag nach Glückstadt gebracht worden, also am Tag, nachdem der Richter aus Husum da war. Mit dem Zug. Da hat ein Wachtmeister aus Tönning mir die Handfessel angelegt. Also er um seine Hand eine und eine um meine Hand und dann sind wir mit dem Zug nach Glückstadt gefahren. Da hat er mich dann vom Bahnhof schnell in die Landesarbeitsanstalt ‚Am Jungfernstieg‘ gebracht, wo ich von einem Wachtmeister und drei Wärtern in Empfang genommen wurde und mich auf so eine harte Bank setzen musste und kein Wort reden durfte. Der Wachtmeister aus Tönning hat den dann den Brief von dem Richter aus Husum gegeben und ist dann wieder gegangen. Dann musste ich aufstehen und wurde in den Aufnahmeraum gebracht. Da musste ich mich vor einem Arzt nackt ausziehen und Fragen beantworten, wie ich heiße, wann ich geboren wurde und wo ich wohne, was ich arbeite und warum ich nach Glückstadt gebracht wurde und so weiter … Nach Krankheiten wurde ich auch gefragt … Dann wurde ich gemessen und gewogen und dann musste ich mich duschen. Danach wurden mir die Haare unter den Armen, auf der Brust und im Schritt vollständig abrasiert und die kahlen Stellen dann mit Insektenpulver eingesprüht. Und dann wurde ich runter in den Keller gebracht, wo ich dann erst einmal in eine kleine, zwei mal drei Meter große Zelle gesperrt wurde.“
„Und wie lange waren Sie dann da unten in dieser Zelle eingesperrt?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten ruhig, aber mit neugierigem und interessiertem Unterton.
„Drei Tage, Herr Richter“, antwortete der Angeklagte mit zittriger, ja fast schon angsterfüllter Stimme. „Drei Tage.“ „Und waren Sie in dieser Zeit bekleidet oder immer noch unbekleidet?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten ruhig und vorsichtig, aber mit neugierigem und interessiertem Unterton weiter. „Nein, Herr Richter!“, begann der Angeklagte mit zittriger, ja fast schon angsterfüllter Stimme zu antworten. „Nein! Ich war die ganze Zeit da unten unbekleidet!“
„Und wie ging es nach den drei Tagen da unten im Keller dann weiter?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten ruhig und vorsichtig, aber mit neugierigem und interessiertem Unterton weiter.
Der Angeklagte schluckte und erzählte mit immer noch zittriger, ja fast schon angsterfüllter Stimme weiter: „Ich wurde wieder in den Aufnahmeraum gebracht, wo ich dann die Anstaltskleidung erhielt. Da hat der Direktor mir auch gesagt, dass ich jetzt erst einmal so lange da in Glückstadt bleibe, bis das Gericht entschieden hat, ob ich ins Strafgefängnis nach Itzehoe oder in die ‚Heilstätten für Nerven- und Alkoholkranke‘ nach Rickling komme. Dafür sollte ich regelmäßig von einem speziellen Arzt untersucht werden, der immer vom Gericht in Husum geschickt wurde.“
„Und wann fand die erste Untersuchung statt?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten ruhig und vorsichtig, aber mit neugierigem und interessiertem Unterton weiter, wobei er weiter demonstrativ in der vor ihm auf der Richterbank liegenden Akte des Angeklagten blätterte. „Zwei Wochen nachdem ich nach Glückstadt gekommen bin, Herr Richter“, fuhr der Angeklagte ruhig und mit nachdenklicher Stimme fort. „Da wurde ich zum ersten Mal von dem Gerichtsarzt untersucht.“
„Und wie liefen diese Untersuchungen ab?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten ruhig und vorsichtig, aber mit neugierigem und interessiertem Unterton weiter, wobei er weiter demonstrativ in der vor ihm auf der Richterbank liegenden Akte des Angeklagten blätterte.
„Bei der ersten Untersuchung musste ich mich nackt ausziehen“, begann der Angeklagte leise und peinlich zu erzählen. „Dann wurde ich untersucht. Ich wurde zuerst gewogen und gemessen. Dann wurden meine Arme, Beine, Hände und Füße und meine Augen untersucht und gemessen. Zum Schluss mein Schwanz und mein Sack … und dann wurde mir Blut abgenommen und ich nach Krankheiten gefragt“
„Hat man Ihnen gesagt oder erklärt, wofür diese Untersuchungen sind?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten ruhig und vorsichtig, aber mit neugierigem und interessiertem Unterton weiter, wobei er weiter demonstrativ in der vor ihm auf der Richterbank liegenden Akte des Angeklagten blätterte. „Nein, Herr Richter“, fuhr der Angeklagte verlegen und schüchtern, ja fast schon verunsichert fort, „das hat man mir nicht gesagt oder erklärt, wofür das alles sein soll! Außer beim Blut … Da hat man mir gesagt, dass man schauen will, ob ich die Syph oder andere Krankheiten habe.“
„Verstehe!“, sagte Richter Dr. Rombach sichtlich nachdenklich und fragte den Angeklagten ruhig und vorsichtig weiter, wie es nach dieser ersten Untersuchung dann weiterging und wann die zweite Untersuchung war, wobei er weiter in der vor ihm auf der Richterbank liegenden Akte des Angeklagten blätterte. „Ich bin dann erst einmal wieder in die kleine Zelle in den Keller gebracht worden“, fuhr der Angeklagte mit ängstlicher Stimme langsam und verunsichert fort.
„Wieder für zwei Wochen?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten sichtlich nachdenklich. „Nein, Herr Richter“, antwortete der Angeklagte mit ängstlicher Stimme langsam und verunsichert. „Ich bin jeden Morgen aus der Zelle nach oben geholt worden. Zum Arbeiten …“
„Was waren das für Arbeiten, die Sie machen mussten, und was haben Sie in dieser Zeit zu essen bekommen?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten sichtlich nachdenklich weiter. „Ich musste jeden Tag die – Toiletteneimer in den Einzelzellen – und die Toiletten der Schlafsäle – sauber machen“, begann der Angeklagte mit ängstlicher Stimme langsam und verunsichert zu antworten. „Das musste ich immer von – Hand machen, ja, von Hand. Zu essen – da habe ich immer nur – Brot und Wasser bekommen. Essen musste ich dann immer unten in der Zelle.“
„Und wie lange ging das so?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten nachdenklich weiter. „Bis der Arzt wieder gekommen ist“, antwortete der Angeklagte mit ängstlicher Stimme. „Und wann war das?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten neugierig und interessiert weiter. „Wann kam der Arzt wieder?“
„So nach zwei oder vier Wochen, Herr Richter“, antwortete der Angeklagte nachdenklich und mit zögerlichem Unterton. „Genau weiß ich das aber nicht mehr. Tut mir leid, Herr Richter!“
„Ist schon in Ordnung!“, antwortete Richter Dr. Rombach mehr oder weniger verständnisvoll und fragte den Angeklagten mit neugierigem und interessiertem Unterton weiter, was denn bei der zweiten Untersuchung durch den Gerichtsarzt aus Husum gemacht wurde. „Da wurde ich wieder untersucht“, begann der Angeklagte leise und sichtlich peinlich berührt zu antworten. „Und was wurde da bei Ihnen untersucht?“, fragte Richter Dr. Rombach mit aufforderndem Unterton den Angeklagten weiter.
„Der Arzt hat mich dann gefragt, wie lange ich das schon mit Tieren mache“, fuhr der Angeklagte geduckt und sichtlich peinlich berührt fort. „Also Geschlechtsverkehr und so … Ich habe den Arzt dann wahrheitsgemäß geantwortet, dass ich das schon mache, seitdem ich sechzehn bin.“
„Und hat der Arzt auch noch was anderes gefragt?“, fragte Richter Dr. Rombach weiter, wobei er interessiert, demonstrativ in der vor ihm auf der Richterbank liegenden Akte des Angeklagten blätterte. „Ja, Herr Richter“, fuhr der Angeklagte immer noch geduckt und sichtlich peinlich berührt fort, „der Arzt hat mich dann auch noch gefragt, ob ich nur mit Pferden Geschlechtsverkehr habe oder auch noch mit anderen Tieren wie Hunden oder Kühen.“
„Und was haben Sie darauf geantwortet?“, fragte Richter Dr. Rombach kühl weiter. „Dass ich nur mit Pferden Geschlechtsverkehr habe, Herr Richter“, fuhr der Angeklagte immer noch geduckt und sichtlich peinlich berührt fort.
„Und was hat der Arzt Sie noch gefragt?“, fragte Richter Dr. Rombach weiter, wobei er demonstrativ interessiert in der vor ihm auf der Richterbank liegenden Akte des Angeklagten blätterte. „Ob ich denn auch schon mal mit einem Menschen Geschlechtsverkehr hatte. Mit einer Frau oder einen Mann oder mit beiden, Herr Richter“, fuhr der Angeklagte immer noch geduckt und sichtlich peinlich berührt fort. „Und wie ich mich mit meinem Vater und meiner Mutter verstehe, die haben da ja noch gelebt … Und wie ich mich mit meinen Geschwistern verstehe … Das hat mich der Arzt gefragt. Und auch ob wir noch einen Kaiser haben und so …“
„Und was haben Sie darauf geantwortet?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten neugierig und interessiert und mit freundlichem, ja fast schon fürsorglichem Unterton weiter. „Dass ich mich mit meinen Eltern und mit meinen Geschwistern eigentlich immer gut verstanden habe!“, antwortete der Angeklagte mit etwas entspanntem Unterton. „Vor allem mit meinen drei Schwestern und ganz besonders mit der Manuela! Die war die älteste von uns vier! Die musste, als sie ausgelernt hatte mit achtzehn wieder zurück zu uns nach Hause, weil ihr Lehrherr der Schneidermeister Hahn sein Geschäft dichtmachen musste. Wegen der Inflation und so … Ich musste dann mit meinen sechzehn Jahren mit Manuela wieder in einem Zimmer schlafen, obwohl ich immer jeden Morgen früh aufstehen musste, wegen meiner Lehrstelle. Aber die Manuela war immer ganz rücksichtsvoll und lieb zu mir! Und das wir schon lange keinen Kaiser mehr haben! Dass wir jetzt eine Republik sind! Das habe ich dem Arzt geantwortet. Und dass ich das erste Mal mit der Godje in Rickling Verkehr mit einer Menschen-Frau hatte. Also so richtig, sodass ich was dabei empfunden hab! Mit den Menschen-Frauen davor habe ich beim Verkehr ja nichts empfunden. Und das erste Mal Verkehr mit einem Menschen überhaupt, hatte ich dann in Tönning, mit einer Dame vom Hafen, als ich mit meiner Lehre angefangen hatte. Aber das hat mir ja nichts gegeben.“
„Und hat der Arzt Ihnen noch weitere Fragen gestellt?“, fragte Richter Dr. Rombach neugierig und interessiert und mit freundlichem, ja fast schon fürsorglichem Unterton weiter, wobei er demonstrativ interessiert in der vor ihm auf der Richterbank liegenden Akte des Angeklagten blätterte. „Ja, Herr Richter!“, antwortete der Angeklagte mit etwas entspanntem Unterton. „Und was waren das für Fragen?“, fuhr Richter Dr. Rombach neugierig du interessiert fort.
„Seit wann wir denn keinen Kaiser mehr haben, wie das Oberhaupt einer Republik heißt und ob wir bei uns zu Hause auch Tiere hatten und ob ich mit denen auch Verkehr hatte und so … Und wann ich das erste Mal gewichst habe und was ich davon halte und wer die Schuld am Krieg von 1914 hatte“, antwortete der Angeklagte mit peinlich berührtem Unterton.
„Und was haben Sie dann auf diese Fragen geantwortet?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten neugierig und interessiert und mit freundlichem, ja fast schon fürsorglichem Unterton weiter, wobei er demonstrativ interessiert in der vor ihm auf der Richterbank liegenden Akte des Angeklagten blätterte.
„Dass wir, seitdem der Krieg zu Ende ist, keinen Kaiser mehr haben!“, fuhr der Angeklagte mit etwas entspanntem Unterton fort. „Der musste ja 1918 gehen! Und das wir jetzt einen Präsidenten haben!“
Richter Dr. Rombach schaute den Angeklagten nachdenklich an und fragte ihn dann neugierig und interessiert, aber mit deutlich nachdenklichem Unterton, was er denn auf die Fragen, wer die Schuld am Krieg von 1914 hat und ob Deutschland jetzt wieder eine Republik ist geantwotet hatte. „Das weiß ich nicht, wer der Schuld am Krieg von 1914 hat!“, begann der Angeklagte mit entspanntem Unterton fort. „In der Schule hat man uns immer gesagt, dass die Juden und die Sozis am Krieg schuld sind!“ „Und haben Sie das geglaubt?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten neugierig und interessiert, aber mit deutlich skeptischem Unterton.
„Nein, Herr Richter! Nein, nein!“, fuhr der Angeklagte mit entspanntem Unterton fort, „Das habe ich nicht geglaubt! Deutschland hat den Krieg ja angefangen, nicht die anderen! Die Sozis haben den Krieg ja beendet! Also können die den ja nicht angefangen haben!“
Richter Dr. Rombach schaute den Angeklagten nachdenklich an und wiederholte dann noch einmal seine Frage an den Angeklagten, ob Deutschland jetzt wieder eine Republik ist.
„Ja, Herr Richter!“, antwortete der Angeklagte mit entspanntem Unterton. „Seit dem letzten Krieg sind wir wieder eine Republik!“ „Und wissen Sie auch, wie unser momentaner Bundeskanzler heißt?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten mit neugierigem und interessiertem Unterton weiter. „Ja, Herr Richter“, fuhr der Angeklagte mit entspanntem Unterton fort, „das weiß ich! Das weiß ich wohl! Das ist doch der Adenauer! Der ist jetzt unser Kanzler!“
„Gut, danke!“, antwortete Richter Dr. Rombach nachdenklich und fragte den Angeklagten dann neugierig und interessiert, wie es dann nach diesem zweiten Arztbesuch weiterging, wobei Richter Dr. Rombach demonstrativ interessiert in der vor ihm auf der Richterbank liegenden Akte des Angeklagten blätterte, so als ob er die Antwort nicht wüsste.
„Nach vier Wochen sind dann der Direktor von der Landesarbeitsanstalt und der Richter aus Husum wieder zu mir gekommen“, begann der Angeklagte etwas verlegen und peinlich berührt zu antworten. „Da hat mir der Richter aus Husum dann gesagt, dass ich nicht ins Gefängnis nach Itzehoe komme, sondern nach Rickling – also da in die ‚Heilstätten für Nerven- und Alkoholkranke‘“
„Und hat der Richter aus Husum Ihnen auch gesagt, wie lange Sie in den Heilstätten bleiben sollten?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten neugierig und interessiert weiter. „Ja, Herr Richter. Das hat er mir auch gesagt!“, fuhr der Angeklagte verlegen fort. „Der hat mir gesagt, dass ich bis zu meinem einundzwanzigsten Geburtstag dableiben muss. Also vier Jahre. Er hat aber auch gesagt, dass die Zeit auf ein Jahr reduziert werden kann, wenn ich mir nicht wieder was zu Schulden kommen lasse und der Rest dann auf Parole ausgesetzt wird.“
„Und hat der Richter Ihnen auch gesagt, nein, hat er Ihnen auch erklärt, was passiert, wenn Sie sich in der Zeit in den ‚Heilstätten für Nerven- und Alkoholkranke‘ etwas zu Schulden kommen lassen?“, fragte Richter Dr. Rombach den Angeklagten neugierig und interessiert weiter. „Ja, Herr Richter. Das hat er!“, fuhr der Angeklagte verlegen fort, wobei er beschämt seinen Kopf etwas senkte. „Der Richter aus Husum hat gesagt, dass, wenn ich mir da in Rickling etwas zu Schulden kommen lasse, dass ich dann mit einundzwanzig für drei Jahre ins Zuchthaus nach Altholm komme.“
„Verstehe!“, antwortete Richter Dr. Rombach nachdenklich und fragte den Angeklagten weiter, wann er in die ‚Heilstätten für Nerven- und Alkoholkranke‘ gebracht wurde. „Noch am selben Tag, Herr Richter!“, fuhr der Angeklagte verlegen fort. „Noch am selben Tag. Ich musste mich dann waschen und habe meine Kleidung zurückbekommen, nachdem der Richter aus Husum wieder gegangen war. Als ich mich angezogen hatte, wurde ich wieder ins Zimmer vom Direktor gebracht, wo noch ein Wachtmeister war. Der sollte mich nach Rickling bringen. Der Direktor hat dem Wachtmeister dann einen großen und einen kleinen Briefumschlag vom Gericht aus Husum gegeben. Dann hat der Wachtmeister mir und sich eine Handfessel angelegt und dann sind wir zum Bahnhof in Glückstadt gegangen. Von da sind wir dann mit der Eisenbahn zuerst nach Altholm gefahren. Da im Bahnhof von Altholm haben wir im Wartesaal dritter Klasse dann auch zu Mittag gegessen. Von Altholm sind wir mit der Eisenbahn dann weiter nach Rickling gefahren. Da in Rickling wurden wir am Bahnhof auch schon von Pflegern von den ‚Heilstätten‘ erwartet. Die haben uns dann mit einem Einspänner ohne Umweg vom Bahnhof zu den ‚Heilstätten‘ gebracht.“
„Und wie ging es dann weiter, als Sie in Rickling angekommen waren?“, fragte Richter Dr. Rombach neugierig und interessiert weiter.
„Wir sind vom Bahnhof zum Lindenhof gefahren“, fuhr der Angeklagte mit nachdenklichem Unterton leise, ja fast schon flüsternd und mit zitternder Stimme fort. „Gleich zum Hauptgebäude am Ende der Allee fuhren wir. Da war die Aufnahme und die Verwaltung drin, sagten die beiden Pfleger zu dem Wachtmeister … Vor dem Hauptgebäude hielten wir dann an. Da warteten unten an der Treppe auch schon zwei weitere Pfleger und zwei andere Männer. Einer trug einen Anzug und der andere einen weißen Kittel. Das war einer von den Ärzten.“
Richter Dr. Rombach merkte, dass es dem Angeklagten äußerst unangenehm war, darüber zu sprechen, und fragte ihn ganz vorsichtig, ja fast schon behutsam, wie es nach seiner Ankunft für ihn in den ‚Heilstätten für Nerven- und Alkoholkranke‘ weiterging.
Fortsetzung folgt!
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