Kapitel 3
Alisha rannte, als ob es um ihr Leben ging. Sie hatte bereits einen guten Vorsprung, auch wenn Alain und Sophia, hoch zu Ross, schnell aufholten. Die anderen drei Mitglieder der Jagdgesellschaft folgten zu Fuß, ihre aufgeregten und laut bellenden Hunde an der Leine. Gerd stürmte voraus, gefolgt von Lothar, und als Letztes kam Natalya, die ihren etwas zu eleganten Lederstiefeln zum Trotz gut mithalten konnte. Es versprach, eine spannende Jagd zu werden.
Ich zog meinen Feldstecher aus der Hosentasche und lief dann in gemäßigtem Tempo der Gruppe hinterher. Als ich die Weide erreichte, hielt ich inne und sondierte die Lage durch das Fernglas. Alisha hatte gerade eine einzeln stehende Baumgruppe passiert, die ihr wieder einen kleinen Vorteil verschaffte, da die Reiter um die Bäume herumreiten mussten. Ich hörte aus der Ferne, wie Alain sein Pferd anfeuerte und zum Beschleunigen ermunterte, die Lederpeitsche zusammengerollt in seiner Hand. Sein Rufen irritierte Alisha offensichtlich, denn sie drehte sich beim Laufen kurz nach hinten um, wodurch sie sofort ins Stolpern geriet. Sie machte noch mehrere Schritte, konnte aber die Kontrolle nicht wiedererlangen und stürzte der Länge nach auf den Boden, der nach ausgiebigem Regen nass und glitschig war. Sofort rappelte sie sich wieder auf, das schöne weiße Kleid mit Schlamm verschmiert. Durch den Sturz war ihr Vorsprung wieder stark zusammengeschmolzen.
Der Rand des nahen Waldes, der auch zu Sophias Besitz gehörte, war noch etwa 20 Meter entfernt. Ich schätzte, dass Alain noch etwa die doppelte Entfernung hinter ihr war. Wieder feuerte er mit lauten Rufen sein Pferd an und ich war mir sicher, dass die Kombination aus seinen martialischen Schreien und dem Stampfen und Schnauben des Pferdes Alisha kalte Schauer über den Rücken jagte. Ich versuchte, den Anschluss zu halten, um nichts zu verpassen und meiner Verantwortung Genüge zu tun.
Während die drei Fußläufer gerade die Baumgruppe passierten, erreichte Alisha, mit hauchdünnem Vorsprung vor Alain, den Waldrand. Alains Pferd bremste abrupt ab und stemmte seine Hufe in den Boden. Noch aus der Vorwärtsbewegung holte er mit der Lederpeitsche aus und feuerte einen kräftigen Schlag in Alishas Richtung ab. Die Peitsche traf laut schnalzend ihre rechte Schulter, was Alisha mit einem schmerzhaften Schrei quittierte, gerade bevor sie sich ins Unterholz retten konnte. Sophia bog derweil vorher ab und schoss nach links an ihrem Mann vorbei, am Waldrand entlang. Natürlich kannte sie das Terrain wie ihre Westentasche und ich vermutete, dass sie versuchen würde, Alisha den Weg abzuschneiden.
Der Wald bestand mehrheitlich aus Eichen und Buchen, die durch langjähriges Beweiden bis auf Kopfhöhe abgefressen waren. Dies verschaffte Alisha den Vorteil, dass sie unter den Bäumen durchlaufen konnte, während Alain immer wieder den Kopf vor Ästen schützen musste und dadurch langsamer wurde. Sophia war nicht mehr in meinem Blickfeld, dafür erreichten Gerd und kurz nach ihm auch Lothar nun den Wald. Sie folgten Alisha direkt, wobei die Hunde wie von Sinnen bellten und die Männer hinter sich herzogen. Natalya war ein paar Meter hintendran, entschied sich aber, einen Bogen nach rechts zu schlagen. Ich folgte ihr und hatte sie mit ein paar langen Schritten eingeholt.
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Der Baumbestand war nicht allzu dicht, jedoch gab es nach den Regenfällen der letzten Wochen eine Explosion an Unterwuchs. Gräser, Farne, Sträucher, moosbewachsene Baumstümpfe sorgten für sattes Grün. Der Boden war feucht und rutschig, ein berauschender Duft nach kommendem Sommer lag in der Luft. Alisha lief schräg links von Natalya und mir in einigem Abstand durch die Bäume, wobei sie einen Zickzack-Kurs wählte, um Alain abzuhängen, was ihr auch gut gelang. Gerd und Lothar ließen sich dadurch jedoch nicht ablenken und waren ihr dicht auf den Fersen. Sophia war weiterhin nicht zu sehen.
Der Wald zog sich an dieser Stelle über eine Bodenwelle leicht nach oben. Alisha erreichte soeben die Anhöhe und verschwand für einen Moment aus meinem Blickfeld. Ich beeilte mich, die Höhe an der mir nächsten Stelle zu erreichen. In diesem Moment schrie Alisha gellend. Sophia war aus einem Versteck hinter der Anhöhe geprescht, die sie über einen kleinen Pfad von der anderen Seite erreicht hatte. Sie ritt direkt auf Alisha zu, die panisch umkehrte, bereits mit ersten Anzeichen von Erschöpfung. Dabei rannte sie fast wieder in die Richtung zurück, aus der Gerd und Lothar nun immer näherkamen. Den Hunden flog vor Aufregung der Geifer nur so von den Lefzen, während sie zielstrebig auf Alisha zuhielten, an ihren Leinen zerrend.
Natalya kam derweil mit mir von der anderen Seite des Pfades, sodass Alisha nur noch eine Flanke zur Flucht offen hatte. Beherzt sprang sie ins Unterholz, wobei ihr Kleid an den Ästen einer Weißtanne hängen blieb und einen langen Riss erhielt. Sie stöhnte laut und gequält, da die Äste ihr auch noch die linke Seite und den Oberarm zerschrammten. Sophia kam nur einen Sekundenbruchteil zu spät und stoppte rasant ihr Pferd. Sie versuchte noch, Alisha mit der Reitgerte zu erwischen, streifte aber nur leicht ihre Schulter.
Das Waldstück, in das Alisha nun geflohen war, hatte dichteren Bewuchs und senkte sich langsam in eine feuchte Niederung. Zudem war der Wald hier weniger aufgeräumt, überall lagen umgefallene Baumstämme im Weg. Der Boden war mit dichtem buschigen Kraut bewachsen, auf dem es sich schwer laufen ließ. Für die Pferde gab es hier nun praktisch kein Durchkommen mehr.
Alain und Sophia stiegen ab, wobei Alain sofort zu Fuß hinter Alisha herjagte, wild auf Französisch fluchend. Seine Frau nahm die beiden Pferde an der Hand und manövrierte sie vorsichtig durch das Dickicht, der Jagdgesellschaft folgend. Diese kämpfte sich durch das Gelände, so gut es ging. Gerd und Lothar waren am weitesten vorne, hatten aber einige Meter Abstand zwischen sich gelassen, um besser durch das Gestrüpp zu kommen. Natalya war immer noch auf der rechten Flanke und verhinderte so eine Flucht Alishas auf dieser Seite. Alain versuchte sein Glück nun zur linken Hand, einige Meter hinter den anderen.
Es war eine wilde, grimmige Jagd, die zunehmend rauschhafte Züge entwickelte. Während Alisha sichtlich die Energie ausging, wirkten die Jäger immer entschlossener. Zumal sie jeweils noch vier Extrabeine besaßen, die ihnen den zusätzlichen Vorteil an Kraft spendeten …
Auf diese Weise hatten die Treiber eine Kette gebildet, die unerbittlich voranschritt und das Mädchen zunehmend in die Erschöpfung hetzte. Die Hunde keuchten, rissen an den Leinen und zogen die Menschen hinter sich her. Alisha stolperte mehr, als dass sie lief, erkennbar an der Grenze ihrer Kraft. Ihr Kleid war mittlerweile an vielen Stellen zerrissen, ihre Beine von leuchtend roten Schrammen und Kratzern verziert, überall schlammbespritzt. Ihre Schuhe waren vollkommen durchnässt und dick mit Matsch verklebt.
Immer wieder musste sie Sträuchern und umgefallenen Bäumen ausweichen. Als ihr plötzlich der besonders lange Stamm einer umgebrochenen Esche den Weg versperrte, bog sie nach links ab, um auf diesem Weg davonzukommen. Auf der Höhe des offengelegten Wurzelstocks wollte sie wieder in die ursprüngliche Richtung abbiegen, blieb jedoch mit dem Fuß an einem der Stränge hängen. Laut ächzend stürzte sie zu Boden und rutschte ein Stück auf dem Bauch über den Erdhaufen, wobei ihr Kleid verrutschte und den Po freilegte. Alain, der zielstrebig herangelaufen war und nun einen Ruf des Triumphs ausstieß, holte erneut mit der Peitsche aus. Zischend klatschte sie auf Alishas Hintern, dem das dünne Baumwollhöschen nur den Hauch eines Schutzes vor dem Lederriemen bot. Sie schrie vor Schmerzen, und ich hörte es ihrer Tonlage an, dass dieser Schlag gesessen hatte.
Alain stürzte sich nun auf sie und versuchte, sie zu fassen zu kriegen und seine Arme um sie zu schlingen. Das Gerangel weckte jedoch die Kriegerin in Alisha und aktivierte ihre letzten verborgenen Energiereserven. So wehrte sie seine Griffversuche mit schnellen Handbewegungen und Schlägen ab, die es Alain unmöglich machten, sie zu fixieren. Zusätzlich rutschte und ruckelte sie auf dem matschigen Erdboden hin und her und konnte sich so schließlich von ihm befreien. Alain hatte mit so viel Widerstand offensichtlich nicht gerechnet und war für einen Moment perplex. Das nutzte Alisha, um ihn wegzustoßen und wieder loszulaufen.
Die ganze Situation hatte nur wenige Sekunden gedauert und während Alain noch versuchte aufzustehen, kam schon Gerd mit Attila angerauscht. Gemeinsam sprangen beide mit einem langen Satz über Alain hinweg, dem Mädchen hinterher. Alisha war nun auf der kompletten vorderen Körperseite mit braunem Matsch verschmiert, von ihrem Gesicht bis zu den verkratzten und zerschrammten Beinen. Sie spürte, dass Gerd dicht hinter ihr war, vorangetrieben von einem wilden Rottweiler, der wie tollwütig aus dem Maul schäumte (und der in Wirklichkeit schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt hatte und dieses ungewöhnliche Menschenspiel sehr genoss).
Ausgerechnet Gerd! Es musste Alishas Stolz kitzeln, dass er ihr nun am gefährlichsten wurde. Ich schaute kurz auf die Uhr, es waren 28 Minuten vergangen, auch wenn es wie eine Ewigkeit schien. Ob sie es doch noch schaffen würde?
Lothar und Natalya waren nun auf einer Höhe mit mir und gemeinsam folgten wir den beiden. Das Mädchen war nur wenige Meter vor Gerd, der sich kraftvoll von Attila ziehen ließ. Immer wieder stolperte und rutschte sie aus, heftig und laut am Keuchen. Ich konnte sehen, dass ihre Beine nicht mehr lange mitmachen würden, ihre Bewegungen wurden wacklig und unkoordiniert. Gerd kam immer näher, Attila konnte sie fast erreichen. Dann stolperte sie plötzlich wieder über eine Wurzel und verlor, heftig mit den Armen rudernd, genau vor einer kleinen Senke das Gleichgewicht.
Mehr wimmernd als schreiend, weil auch hierfür langsam die Kraft verflogen war, stürzte sie den Abhang hinunter. Gerd übersah vor Jagdfieber die gleiche Wurzel und stolperte ebenfalls. Beim Versuch, sich aufrechtzuhalten, glitt ihm die Leine aus der Hand. Mit einem Satz war Attila über den Abhang verschwunden, während Gerd Mühe hatte, hinterherzukommen. Scharf rief er den Hund zurück, der jedoch bereits irgendwo im Dickicht steckte.
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Ich hoffte inständig, dass wir uns auf Natalyas Aussage über Erziehung und Charakter der Hunde verlassen konnten und es nicht gleich eine hässliche Szene geben würde. Zeitgleich mit Gerd sprang ich den Hang hinunter, der nach ein paar Metern in eine kleine Lichtung mündete. Hier bot sich uns ein Anblick, der uns innehalten ließ.
Alisha saß inmitten eines grünlichen Gestrüpps auf dem Boden, die Beine angewinkelt aufgestellt, sodass ihr schlammverschmiertes Höschen zu sehen war. Das Kleid hing nur noch an einem Schulterträger und gab den Blick auf ihren BH frei, der ebenfalls heftig gelitten hatte. Sie hatte ihre Arme in Abwehrhaltung vor den Körper gehoben und starrte mit unbeweglicher Miene den Rottweiler an, der in Wachstellung einen Meter vor ihr stand. Attila fixierte das Mädchen, stark hechelnd, während ihm schaumiger Speichel von den Lefzen troff. Alishas Arme zitterten, ob vor Erschöpfung oder Angst, war schwer zu sagen. Dass es sich wohl auch um Letzteres handelte, wurde deutlich, als sich mit einem leisen Zischen unkontrolliert ihre Blase entleerte und der Urin sich zwischen ihren Schenkeln in den Waldboden ergoss.
Damit löste sich der Bann dieser fast schon kontemplativen Szene, denn Attila begann nun interessiert in Alishas Richtung zu schnüffeln und freudig mit seinem Schwanzstummel zu wedeln, in erster Linie, weil Gerd wieder die Leine an sich nahm. Ich nutzte den Moment, um mit einem kurzen Handzeichen bei Alisha nachzufragen, ob die Situation für sie noch in Ordnung war. Sie nickte unmerklich, woraufhin sich ihre angespannte Körperhaltung langsam löste.
Gerd zog derweil den Hund ein Stück zurück, hieß ihn sitzen und trat dann mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck vor Alisha: „Mir scheint, die Beute sitzt in der Falle.“ Und zu den anderen, die gerade allesamt eintrafen: „Seht her, was ich hier habe.“ Er glühte förmlich vor männlichem Stolz und Selbstbewusstsein: „Wie sagt man doch gleich bei den Jägern? Zur Strecke gebracht!“ Er lachte betont hämisch: „Das Stück hat uns einen guten Kampf geliefert, das muss ich ihr lassen. Auch wenn ich an deiner Stelle“, womit er Alain meinte, „das Aas nicht wieder hätte laufen lassen. Da fehlt dir halt der Killerinstinkt, mein Guter.“
Gerds männliche Pose, so passend zu seinem Outfit mit rotem Stirnband und Flecktarn, sorgte für allgemeine Erheiterung und bemitleidendes Schulterklopfen für Alain. Natalya, die einen Flachmann aus Lothars Hosentasche hervorzauberte, brachte sogar einen Toast auf ihn aus: „Auf meinen Heldengatten, den Tyrannen der Wälder und Erbeuter des jugendlichen Fleisches, Gerd James Rambo!“
Die Runde applaudierte und bejubelte Gerd, begleitet von den Hunden, die jaulend in das allgemeine Tohuwabohu einfielen. Natalya setzte nun den Flachmann an, trank einen ordentlichen Schluck und sagte dann mit ironischem Unterton: „Ich muss ja heute nirgendwo mehr hinfahren!“ Mit diesen Worten drehte sie sich zu Alisha und bedachte sie mit einem spöttischen Grinsen. Dann hielt sie ihre beiden Unterarme in die Höhe und rief mit einem betont wahnsinnigen Gesichtsausdruck: „Außer in ihre beiden Löcher, mit meinen Fäusten!“
Die Menge tobte, Leute hielten sich die Bäuche vor Lachen. Die Kombination von Natalyas sadistischer Showeinlage und ihres ukrainischen Akzents war filmreif. Gerd spielte das Spiel weiter, trat zu seiner Frau und nahm ihr den Schnaps aus der Hand. Er nahm einen ausgiebigen Schluck, schlug ihr dann laut klatschend mit der Hand auf ihre Lack-Hotpants und entgegnete: „Es tut mir leid, meine Liebste, ich weiß, dass wir verheiratet sind und wir alles teilen sollen, in guten wie in schlechten Zeiten, aber wenn hier irgendjemand seine Faust in ihren Arsch einfährt, dann bin ich das. Und zwar ausgiebig.“
Natalya lachte über seinen Konter und küsste ihn auf die Wange: „Herzchen, wenn wir mal ehrlich sind, dann hat eigentlich jemand ganz anderes das Stück erbeutet.“ Um ihre Pointe zu untermalen, begann sie damit, Attilas Hintern zu tätscheln: „Findest du nicht, er hätte es verdient?“ Gerd lachte und wuschelte Attila die Ohren, der begeistert zu seinen Füßen wedelte. „Hm, das mag technisch korrekt sein, aber es war meine Führung, mit der wir zum Ziel gekommen sind. Ich habe das Stück erbeutet und ich werde derjenige sein, der sie zuerst benutzt. Wer ihr danach die Faust reinsteckt, oder was auch immer, ist dann nicht mehr mein Problem.“
Ich verfolgte das spielerische Streitgespräch amüsiert, hatte aber auch ein Auge auf Alisha, die immer noch auf dem Waldboden saß, in einer Pfütze ihres eigenen Urins und irgendwie apathisch wirkte. Daher sprach ich sie an: „Ist alles ok bei dir? Du bist so still?“ Alisha seufzte leidend und antwortete dann: „Boah scheiße ey, es tut mir leid, aber ich glaub ich bin mitten in einen verdammten Himbeerbusch gefallen. Eben als der Hund mich noch fressen wollte, habe ichs nicht gemerkt vor Adrenalin, aber jetzt kommt grad der Schmerz durch, richtig heftig.“ Sie ächzte. Wenn Alisha ins Jammern geriet, wusste ich, dass es schlimm sein musste.
Gerd und ich fassten sie beide an den Händen und halfen ihr langsam nach oben. Tatsächlich war sie mitten in ein wildes Himbeerfeld gefallen und mehrere Ranken hatten ihre Dornen in das Fleisch ihres Pos und ihrer Oberschenkel getrieben. Als wir ihr aufhalfen, blieben die Ranken an ihr haften, so tief steckten sie drin. Ich überlegte kurz. Dann fasste ich sie an beiden Händen: „Ich fürchte, es gibt jetzt keine Alternative. Beiß die Zähne zusammen, ich zieh dich raus.“ Sie nickte, schloss die Augen, und dann zog ich sie langsam nach vorne.
Ein Dorn nach dem anderen löste sich von ihrer Haut, teilweise mit viel Widerstand. Erst eine, dann die nächste, und nach und nach auch alle anderen Ranken verloren ihren Halt und fielen zu Boden. Alisha presste unterdrückte Schmerzensschreie in ihren zusammengebissenen Kiefer, Tränen rannen aus ihren Augenwinkeln hinab. Sie blutete aus zahlreichen kleinen Wunden auf ihrer Rückseite. Ich streichelte ihr ein paar Mal zärtlich über die Wange und umarmte sie dann: „Es ist ok, es sind nur kleine Verletzungen, nichts Schlimmes. Nicht schlimmer auf jeden Fall, als das, was dich später noch erwartet.“ Das brachte sie wieder zum Schmunzeln: „Du Sackgesicht, machst du dich über mich lustig, oder was?“ Ich lachte leise, während ich sie immer noch umarmt hielt und ihr sanft mit einem Taschentuch die roten Stellen abtupfte. Ich spürte, wie sie sich entspannte. Dann flüsterte ich ihr ins Ohr: „Es ist gar nicht so leicht in solchen Situationen einzuschätzen, ob es noch Teil des Spiels ist, oder bereits ein Notfall, wo da eigentlich genau die Grenze verläuft.“ Sie zwickte mich in den Rücken: „Vielleicht sollte ich dich auch mal in die Dornen schubsen, dann wirst du sehr schnell merken, wo die Grenze verläuft.“ Ich lachte und streichelte sanft ihren Hintern: „Also ist alles ok?“ Sie nickte und antwortete dann: „Es ist alles ok. Ich hatte gesagt, dass ich am ersten Tag gerne Schmerzen spüren möchte. Ich war eben nur so erschöpft von der Jagd, da bin ich kurz schwach geworden.“ Ich erwiderte: „Ok, aber denk an die Safewords. Du brauchst keinen falschen Mut unter Beweis zu stellen, es ist der erste Tag und er hat gerade erst angefangen. Denk immer nur daran, was gut für dich ist.“ Sie nickte erneut, woraufhin ich sie auf ihre schlammverschmierte Stirn küsste. Dann schlug ich ihr fest mit der flachen Hand auf den wunden Po, dass das Klatschen durch den Wald hallte. Alisha erbebte, atmete gepresst aus, dennoch verließ kein Schmerzenslaut ihren Mund. Es ging weiter.
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Ich drehte mich nun wieder zu den anderen, die uns mit respektvollem Abstand diesen ruhigen Moment gelassen hatten, und sprach zu Sophia: „Du hast noch etwas für uns, wenn ich mich nicht täusche.“ Sie nickte und reichte mir das Halsband mit der Leine. Dann legte ich Alisha das Lederband um den Hals und drückte Gerd die Leine in die Hand. „Deine Trophäe, sie gehört dir.“ Gerd dankte mir und zog dann sein rotes Stirnband ab. Es war ein Bandana, dass er nun zu einem Band formte, mit dem er Alisha die Hände auf den Rücken fesselte. Dann schlug er vor, für den Vollzug seines Preises zurück zum Hof zu gehen. Da dies auf Zustimmung stieß, machten wir uns auf den Weg.
Unsere merkwürdige Prozession aus dem Wald und über die Wiese wäre sicher ein interessanter Anblick für zufällige Beobachter gewesen. Sophia und Alain ritten im Schritttempo voran, in ihren exzentrischen Outfits, gefolgt von Gerd, der Alisha an der Leine vor sich herlaufen ließ. Sie gab mittlerweile einen ziemlich verwüsteten und erbärmlichen Anblick ab, von den Schuhen bis zur Stirn schlammverschmiert, die Haut überall zerkratzt und verschrammt, die Haare vollgesogen mit Matsch, ihr Kleid nur noch ein flatternder Fetzen, der an einem Riemen hing. Zusätzlich hatte sie einen rot strahlenden Striemen von Alains Lederpeitsche auf der linken Pobacke. Der Rest von uns folgte dahinter, Natalya in Hotpants und Schlangenlederstiefeln, mit zwei Rottweilern an der Hand. Es war ein Bild für die grausamen Götter …
Wir erreichten bald den Hof und sammelten uns vor dem Wohnhaus, wo es ein paar Sitzgelegenheiten gab. Sophia hatte Alishas Blumenkranz, den diese bei ihrer Flucht auf der Weide verloren hatte, wieder mitgebracht und setzte ihn dem Mädchen erneut auf den Kopf. Alain sorgte für Erfrischungen, vor allem kalte Getränke, auch eine Flasche Cremant wurde aufgemacht. Natalya machte sich an einem Wasserhahn zu schaffen und putzte ihre Lederstiefel. Die Leute prosteten sich zu und entspannten sich nach der anstrengenden Jagd.
Gerd machte sich eine Flasche Bier auf, nahm einen tiefen Schluck, und setzte dann Alisha die Flasche an die Lippen. Sie trank gierig und dankbar, wobei ihr einiges der goldenen Flüssigkeit das Kinn hinabrann. Dann setzte er sich auf die Bank vor dem Haus und befahl Alisha, vor ihm auf den Boden zu gehen. Sie gehorchte, woraufhin er seine stiefelbewehrten Füße auf ihrem Rücken ablegte, die Leine um seine Hand gewickelt. Entspannt und den Moment genießend, trank er sein Bier weiter. Natalya reichte ihm eine Zigarre, die er anzündete und mit der er dann für Fotos posierte, die Natalya und Lothar mit ihren Smartphones von ihm und seiner Trophäe machten. Sophia trat nun kurz neben ihn und fragte etwas, was unverständlich blieb. Sie zeigte auf die Mitte des Hofes, woraufhin Gerd nickte. Dann lief Sophia zu der großen Gerätehalle, die gegenüber vom Wohnhaus lag. Sie kehrte kurz darauf mit einer alten, fleckigen Matratze zurück, die sie an der besagten Stelle auf den Boden warf, was Gerd mit einem erhobenen Daumen quittierte. Denn seinen eigentlichen Triumph über Alisha hatte er ja noch gar nicht vollzogen. Zufrieden lächelnd klopfte er die Asche seiner Zigarre über ihrem Hintern ab, stand dann auf und zog an der Leine: „Komm!“
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